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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Hänel
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zusammengeknüllten Lappen daneben, der den Geruch im Raum ausströmt. Also nicht Benzin, denkt Lukas, sondern Verdünner! Die Kleberolle hängt ordentlich an einem Nagel an der Wand, genau wie Jannik gesagt hat. Und als Lukas den alten Kühlschrank aufmacht, ist er wie erwartet leer, das Megafon ist nach wie vor verschwunden. Es kann nur Janniks Vater gewesen sein, denkt er, und bemüht sich, das Bild zu verscheuchen, das sich gerade in seinem Kopf bildet: Koschinski und Müller stellen den Schuppen auf den Kopf, bis sie das Megafon im Kühlschrank entdecken und als Beweisstück mitnehmen.
    »Das ist Quatsch!«, sagt er halblaut vor sich hin. Dann hätten sie sich auch das Moped geholt und wären längst bei Jannik aufgetaucht und hätten irgendwelche dummen Fragen gestellt. Und Alex? Wenn der heimlich hier war, um das Megafon vielleicht zurück ins Rathaus zu bringen? Aber wieso sollte er? Das Risiko, dass man ihn dabei erwischen könnte, wäre viel zu groß. Trotzdem, sie müssen mit Alex reden, so geht das nicht, er muss wissen, was los ist. Und überhaupt scheint Alex ’ Vater tiefer in die ganze Sache verstrickt zu sein, als irgendjemand ahnt. Die Infos, die Hannah gestern gefunden hat, sind ziemlich eindeutig. Und sein Auftritt heute bei der Demo macht das Ganze nicht besser! Inwieweit können wir Alex eigentlich trauen?, überlegt Lukas, wischt den Gedanken aber gleich wieder beiseite. Alex ist okay, er selbst hat die Idee mit der Sirene gehabt! Aber vielleicht kommt er über seinen Vater auch an Informationen ran, die ihnen weiterhelfen. Irgendwas, was es Hannah leichter macht, sich in die Systeme zu hacken.
    Nein, Blödsinn, viel einfacher! Sie müssen mit Alex’ Hilfe noch mal ins Rathaus, und zwar ins Büro seines Vaters! Entweder haben sie Akten da, in denen sie was finden, oder Hannah muss seinen Computer hacken. Nicht von außen, sondern direkt, mit dem, was Hannah draufhat, dürfte das nicht so schwierig sein …
    Lukas tritt wieder auf den Hof und zieht die Schuppentür hinter sich zu. Wo, verdammt noch mal, ist Jannik? Was ist hier los?
    Gerade als Lukas trotz allem beschließt, erst mal zu Hannah zu fahren, bemerkt er eine frische Ölspur auf den rissigen Betonplatten, die zum Kuhstall hinüberführt. Hör auf, denkt er, das ist nichts Besonderes, auf einem Bauernhof gibt es immer irgendwelche Ölflecken, vom Trecker oder Mähdrescher oder sonst was für einer Maschine. Allerdings steht der Trecker wohl kaum im Kuhstall …
    Lukas folgt der Spur – immer nur ein paar Tropfen und in größeren Abständen – bis zu dem Tor, das halb offen steht. Und dann sieht er die alte Vespa, die an der Wand neben der Melkmaschine lehnt. Als er die Hand an den Motor hält, spürt er augenblicklich die Wärme, die ihm entgegenstrahlt. Von der Hinterachse tropft Öl auf den Boden. Lukas richtet sich wieder auf und zieht irritiert die Augenbrauen zusammen.
    Es gibt einige bei ihnen in der Schule, die einen Scooter haben. Aber nur einer hat eine Schrottvespa, die mindestens zwanzig Jahre alt ist und auch genauso aussieht: Der linke Blinker ist mit Draht geflickt, der Scheinwerfer mit mehreren Schichten Gaffa umwickelt, der Kunststoffbezug der Sitzbank über die ganze Länge aufgerissen – Alex!
    Irgendwas ist hier verdammt faul, denkt Lukas. Oben bei Jannik im Zimmer läuft der Fernseher und im Kuhstall steht Alex’ Vespa – wo sind die beiden? Es sieht ganz so aus, als wäre die Vespa im Kuhstall versteckt, damit sie niemand sieht, der zufällig am Hof vorbeikommt … Wenn es darum geht, dass Jannik und Alex nicht entdeckt werden wollen, gibt es eigentlich nur noch eine Möglichkeit, wo sie sein können. Das macht zwar irgendwie auch keinen richtigen Sinn, aber einen letzten Versuch ist es wert …
    Lukas geht um den Kuhstall herum und weiter an der Güllegrube vorbei, bis er an der Baustelle steht. Das letzte Mal, als Jannik ihm den Atombunker gezeigt hat, war es nur ein großes Erdloch gewesen, in das gerade die Betonplatten eingelassen wurden. Jetzt ist das Loch verschwunden und vor Lukas erhebt sich eine rechteckige Aufschüttung, vielleicht einen knappen Meter hoch, die Seitenflächen leicht angeschrägt, mit zwei Lüftungsrohren, die aus dem frisch eingesäten Rasen ragen. Ein bisschen wie ein gigantisches Grab, denkt Lukas, und was anderes ist es ja auch nicht – wer immer glaubt, dass ein solcher Bunker ihn im Ernstfall retten würde, hat eindeutig was nicht ganz kapiert. Selbst wenn sie da unter der

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