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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Hänel
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echt nur Tschüs, nicht noch irgendwas reden. Blockierungen sind doof, nur dass ihr’s wisst! Immer nur reden …« Sie klappt ihre Hand wie eine Sprechpuppe auf und zu und kichert.
    »Ich warte hier auf euch«, sagt Lukas.
    Er setzt sich auf die Lehne des Rollstuhls. Die Straße ist inzwischen fast leer, auch der Phaeton und das Auto des Bürgermeisters sind verschwunden. Der Fotograf lehnt rauchend an dem Presseauto. Koschinski und Müller stehen mit den beiden Polizisten neben dem Streifenwagen. Als jetzt der Redakteur auf Lukas zukommt, blickt Koschinski neugierig zu ihnen herüber.
    »Ich bin von der Zeitung, darf ich dich kurz was fragen? Du hast doch ein Mädchen im Rollstuhl hierher geschoben, ist das deine Schwester? Ist sie auch …«
    »Frage zurück«, unterbricht ihn Lukas und plötzlich bricht alles aus ihm heraus, was ihm die ganze Zeit durch den Kopf gegangen ist. »Sie haben doch die Typen da drüben gesehen, als die Ärztin vorhin noch was sagen wollte. Finden Sie es nicht vielleicht ein bisschen komisch, dass sie eindeutig was dagegen hatten, dass sie Ihnen irgendwas erzählt? Und die Reden haben Sie doch auch gehört. Nicht so richtig überzeugend, oder? Und wieso der Direktor vom AKW hier plötzlich selbst auftaucht und mit dem Bürgermeister eine Show abzieht, halten Sie das für völlig normal? Glauben Sie wirklich, dass denen die Sache mit dem Tag der offenen Tür und dem Scheck fürs Krankenhaus so ganz spontan eingefallen ist?«
    »Was glaubst du?«
    »Dass da noch irgendwas anderes ist und die verdammt gut vorbereitet waren! Die haben damit gerechnet, dass so was kommt, Demo oder so, und der Tod von Leonie passte ihnen wahrscheinlich sogar ganz gut in den Kram, um den Leuten mal wieder einen vom Pferd zu erzählen, wie sicher das Scheißteil da ist, kein Grund zur Panik, wir haben alles unter Kontrolle. Aber …«
    Lukas bricht mitten im Satz ab. Pass auf, was du sagst, denkt er, du redest zu viel. Du kennst den Typen doch überhaupt nicht! Du hast keine Ahnung, auf welcher Seite er steht.
    »Das ist interessant, was du da erzählst«, sagt der Redakteur. »Aber so kann ich damit nichts anfangen. Wenn du mehr weißt, dann …«
    Lukas schüttelt den Kopf. Riskier es, denkt er gleichzeitig. Ihr braucht jemanden von der Presse! Und der Typ scheint ganz okay zu sein.
    »Können wir das vielleicht anders machen?«, fragt er. »Kann ich Sie irgendwo erreichen, wenn ich was habe? Also, ich meine nur, falls ich mal …«
    »Klar doch. Entweder über die Zeitung, einfach nach mir fragen, oder noch besser privat. Jederzeit. Wenn ich nicht drangehe, sprich einfach auf die Mailbox, dann melde ich mich bei dir.«
    Der Redakteur gibt ihm seine Karte. »Gunnar Berger«, liest Lukas, »Journalist«. Und eine Handynummer.
    Aus dem Augenwinkel sieht er, dass Koschinski sie immer noch beobachtet. Schnell lässt er die Karte in seiner Hosentasche verschwinden. Dann steht er auf und schiebt den Rollstuhl zu seiner Mutter und Karlotta hinüber.
    Das Glas des Fotorahmens mit dem Bild von Leonie reflektiert die Sonne einen Moment so, dass Lukas fast geblendet wird und die Silhouette des AKW s nur wie ein undeutlicher Schatten wirkt. Seine Mutter gibt ihm mit einem Wink zu verstehen, dass sie nach Hause können.

Neun
    Lukas blickt sich noch mal um. Der Hof von Janniks Eltern ist so leer wie ein Teller, den ein Hund abgeschleckt hat. Auch das Auto von Janniks Eltern steht nicht an seinem üblichen Platz. Aber Lukas kann sich nicht vorstellen, dass Jannik mit seinen Eltern irgendwo hingefahren ist. Wahrscheinlich hängt er in seinem Zimmer vor der Glotze und guckt Fußball.
    Lukas geht zur Hintertür und ruft in den Flur hinein: »Hallo?« und dann noch einmal lauter: »Jannik? Bist du oben?« Als keine Antwort kommt, geht er einfach die Treppe hinauf.
    Er will unbedingt mit Jannik reden, bevor er zu Hannah geht. Nicht nur wegen dem bescheuerten Klebeband, das plötzlich wiederaufgetaucht ist. Oder dem Megafon, das sie immer noch nicht wiedergefunden haben. Sondern vor allem wegen der Demo. Wegen dem Phaeton, den ja auch Jannik noch gesehen hat. Wegen der ganzen merkwürdigen Show, die der Bürgermeister und der AKW -Direktor dann da abgezogen haben. Das hat Jannik ja alles schon nicht mehr mitgekriegt. Genauso wenig wie die Szene am Schluss mit der Ärztin und den beiden Typen vom Sicherheitsdienst. Die Info, dass Koschinski und Müller früher bei den Bullen waren, will Lukas zum Anlass nehmen, um Jannik auch

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