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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Hänel
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Lukas hinüber.
    »Das Leben könnte so schön sein«, sagt er. »Wir könnten in aller Ruhe vor der Glotze hängen und Fußball gucken. Aber stattdessen müssen wir ja unbedingt die Welt retten, weil sonst keiner da ist, der es für uns macht!« Dabei grinst er und zeigt den unsichtbaren Fußballfans den ausgestreckten Mittelfinger.
    Dann folgt er Lukas die schmale Feuertreppe zu Hannahs Zimmer hinauf. Die Tür ist nur angelehnt, auf dem Schreibtisch flackert eine Kerze. Der Computer ist eingeschaltet, aber auf dem Monitor ist nur ein Bildschirmschoner zu sehen. Ein Foto von irgendeinem Auftritt, Hannah ganz in Schwarz am Mikrofon, wie sie eine Whiskeyflasche in die Kamera hält. Lukas kennt das Bild, es stammt aus der Zeit, als er selbst noch Schlagzeuger der Band war und jeder von ihnen mit einer Flasche Whiskey auf die Bühne gegangen ist. Einfach nur, um die Leute zu schocken. Aber natürlich mit Apfelsaft statt Whiskey, nur dass die Leute es nicht gerafft, sondern die ganze Zeit darauf gewartet haben, wann der erste von ihnen von der Bühne kippt. Lukas erinnert sich noch genau, wie der Schulleiter bei irgendeinem Auftritt in der Aula den Gig hat abbrechen lassen, weil er überzeugt davon war, dass sie sich tatsächlich mit Alkohol zudröhnen würden. Und das ausgerechnet bei Hannah, die dafür bekannt ist, dass sie nie etwas anderes trinkt als Wasser. Oder eben Apfelsaft. Aber der Schulleiter hatte nicht auf den Text geachtet, den Hannah damals kurz zuvor gesungen hatte: »I’m a slave to demon alcohol, such a pity that I can’t recall, a single day without booze, and now that I’ve got the blues, oh God, how do I damn the demon alcohol …«
    »Hier bin ich«, hört er jetzt Hannahs Stimme aus der Ecke, in der ihr Futon liegt. Als sie gleich darauf den zweiten Schatten hinter Lukas entdeckt, fährt sie hoch. »He, was soll das? Wer ist da noch?«
    »Ich hab Besuch mitgebracht«, sagt Lukas. »Ganz ruhig, es ist nur Jannik!«
    »Hi«, sagt Jannik, »ich bin’s.«
    Hannah schlüpft hastig in ihre Jeans, die zusammengeknüllt auf dem Boden lag. Für einen kurzen Moment denkt Lukas, dass es vielleicht doch besser gewesen wäre, wenn er Jannik nicht mitgeschleppt hätte: Schön blöd von mir, jetzt habe ich mich selber reingelegt!
    »Wegen mir musst du dir nicht extra was anziehen«, kommt es gleichzeitig von Jannik. »Ich hab schon alles gesehen, was interessant sein könnte. Und rot werde ich auch nicht mehr, ich bin nämlich schon groß!«
    Schon klar, denkt Lukas. Jannik versucht nur, die Situation zu überspielen. Logisch, dass er sich jetzt als ungebetener Gast fühlt. Und der Blick, den er für seinen Spruch von Hannah kassiert, ist mehr oder weniger tödlich! Hannah hat Jannik noch nie besonders gemocht, das weiß Lukas, aber das spielt jetzt keine Rolle, er hat das Ganze mit Jannik angefangen und er ist immer noch sein bester Kumpel, damit muss Hannah klarkommen.
    »Weiß er Bescheid?«, fragt sie, während sie sich an ihren Schreibtisch setzt und die Maustaste betätigt.
    »Yep«, sagt Lukas.
    »Na prima«, meint Hannah. »Kommt sonst noch jemand, den du inzwischen eingeweiht hast, ohne mir was zu sagen? Ich meine ja nur, es wäre vielleicht ganz gut, wenn ich wüsste, wer noch so alles dazugehört. Damit ich beim nächsten Mal Pizza besorgen kann und ein bisschen aufräumen. Aber wenn du willst, können wir die Sache auch gleich öffentlich machen. Dann kümmere ich mich darum, dass wir den Saal vom Ortsverein dafür kriegen!«
    Mist, das hat er voll verbockt. Aber bevor Lukas irgendwas erwidern kann, dreht sich Hannah zu Jannik.
    »Das ist eine Nummer größer hier als nachts heimlich brave Bürger erschrecken oder arme Goldfische abknallen, ich hoffe, das ist dir klar.«
    Jannik verdreht genervt die Augen.
    Es ist schon ein paar Jahre her, aber jeder in Wendburg kennt die Geschichte mit den Goldfischen: Jannik und Lukas hatten sich heimlich in den Schulgarten geschlichen und mit dem Luftgewehr versucht, die Kois im Fischteich abzuschießen. Irgendein Nachbar hatte sie dabei beobachtet und nichts Besseres zu tun gehabt, als die Polizei zu rufen. Als der Streifenwagen kam, konnte Jannik gerade noch über den Zaun abhauen, nur Lukas war nicht schnell genug gewesen und stand immer noch mit dem Luftgewehr in der Hand da, als die Polizisten auf das Gelände stürmten. Lukas hatte nie erzählt, wer sein »Komplize« bei der Sache war oder woher das Gewehr kam, und Jannik war zu feige gewesen, um sich zu

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