Stoerfall in Reaktor 1
vermuten könnte, dass da wieder was zwischen ihnen läuft. Dann berichtet er weiter von der Demo und dass er dort mit dem Journalisten gesprochen hat.
»Der scheint ganz okay zu sein«, erklärt er. »Jede Wette, dass es derselbe Typ ist, über den sich Alex vorhin so aufgeregt hat, weil er bei ihnen zu Hause aufgetaucht ist. Jedenfalls wäre der genau der Richtige, um ihm irgendwelches Material zuzuspielen, kapierst du? Ich hab auch seine Karte, jetzt müssen wir nur noch sehen, was Hannah rausgekriegt hat. Und dann können wir die Bombe platzen lassen, irgendwas Konkreteres veröffentlichen – dass sie den Reaktorblock abschalten und auf Notstrom gehen mussten, weil die Kühlaggregate ausgefallen sind, oder irgendwie so was. Wenn der Typ von der Zeitung mitzieht und klar wird, dass sie echt was vertuscht haben, dann haben wir eine gute Chance, dass Greenpeace oder irgendjemand sich da reinhängt und eine offizielle Untersuchung fordert. Dann haben wir sie! Dann kommt plötzlich raus, wie die Sache hier in Wirklichkeit läuft und dass sie alle irgendwie mitmischen, jeder von denen! Und dann war’s das nämlich auch, dann wird keiner im Ort mehr noch auf irgendwelche Sprüche reinfallen und glauben, was der Bürgermeister und der Rest der Bande ihnen ständig weismachen wollen. Tut mir ja leid für Alex, aber so sieht es aus, sein Vater hängt da eindeutig mit drin. Und dass wir verdammt richtig liegen mit unserem Verdacht, ist ja wohl klar, die haben doch jetzt schon Panik, dass irgendwas rauskommt, oder was glaubst du, weshalb hier sonst diese Sicherheitsleute überall auftauchen? Die haben Angst, aber sie haben keine Ahnung, wie viel wir wissen oder wer überhaupt was weiß, die stochern im Moment nur blind rum, und wir müssen echt aufpassen, dass es so bleibt, bis wir genug Material zusammenhaben!«
Er sieht zu Jannik, der neben ihm herläuft, ohne etwas zu sagen. Die ganze Zeit schon ist er nur schweigend neben Lukas hergelaufen.
»He, hörst du mir überhaupt zu?«
»Klar«, sagt Jannik nur grinsend. »Du und Hannah, schon kapiert.«
»O Mann, darum geht es doch jetzt gar nicht! Ich versuche, dir zu erklären …«
»Ich bin nicht doof, Mann! Hab ich alles gehört. Ich kann mir nur Hannah nicht so richtig vorstellen, wie sie das schaffen will, sich bei denen in die Dateien zu hacken. Ich meine, sie ist kein Profi, oder? Also, wie soll das gehen? Und selbst wenn, dann kriegen die das doch mit, wenn da plötzlich bei ihnen ein fremder Nutzer auftaucht und ihre Firewalls knackt. Das merken die doch!«
»Keine Ahnung, frag sie selber. Aber sie ist gut, glaub mir.« Lukas hält kurz inne. »Außerdem war es doch deine Idee, Hannah mit ins Boot zu holen!«, sagt er dann verärgert.
»Ja, schon, aber … Dir ist doch klar, dass das echt illegal ist, oder? Da kannst du mal eben locker ein paar Jahre in den Knast wandern, für solche Nummern.«
»Entscheide dich«, sagt Lukas und hält Jannik am Arm fest. »Wenn dir das Ganze zu heiß ist, dann steig aus. Jetzt. Dann nehme ich dich gar nicht erst mit hoch zu ihr. Dann warst du im schlimmsten Fall vorgestern Nacht mit mir auf dem Moped unterwegs, dafür können sie dir nicht viel mehr anhängen als groben Unfug oder so was. Und von dem Rest weißt du einfach nichts.«
»Das Problem ist nur«, erwidert Jannik und bleibt kurz stehen, »dass ich es jetzt sehr wohl weiß. Und dass ich finde, es reicht. Eigentlich reicht schon das hier!« Er hält die Gemeindezeitung hoch, die er immer noch zusammengerollt in der Hand hält. »Und wenn da noch mehr ist, dann dürfen sie damit nicht durchkommen. Wenn hier sonst keiner was macht, müssen wir es eben tun.« Er atmet tief ein. »Okay, scheiß auf illegal!«
Sie stehen an der Sackgasse, an der die Schrebergärten enden. Auf der anderen Seite ist Hannahs Haus. »Kommst du?«, fragt Jannik, während er schon die Straße überquert.
Lukas grinst und folgt ihm, nachdem er sich mit einem kurzen Blick nach links und rechts vergewissert hat, dass nirgends eine Menschenseele zu sehen ist. Auch kein schwarzer Audi, der vielleicht zufällig am Straßenrand vor Hannahs Haus parkt.
Als im nächsten Moment ohrenbetäubendes Gebrüll aus einem der Gärten ertönt, zucken Lukas und Jannik erschrocken zusammen. Dann hören sie jemanden laut rufen: »Tor! Tooor!« Von irgendwo weiter weg trötet eine Vuvuzela herüber, ein paar aufgeschreckte Hunde fangen nervös an zu bellen. Jannik stößt die Luft aus und wirft einen Blick zu
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