Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Hänel
Vom Netzwerk:
nicht mehr hin, was sein Vater jetzt erwidert. Ihm ist gerade ein Gedanke durch den Kopf geschossen. Die Frage, die dieser Müller ihm vorhin gestellt hat und die er in seiner Aufregung und Angst nur halb mitgekriegt hat, ohne sie wirklich zu begreifen. Als Müller ihm den Kopf zurückgerissen hat, da hat er etwas gesagt, was nicht passte: »Woher habt ihr von dem Störfall gewusst?«

Vier
    Â»Ich bring mal eben die leeren Flaschen zum Container«, sagt Lukas und ist schon weg, bevor sein Vater sich noch wundern kann, woher plötzlich Lukas’ unerwartete Hilfsbereitschaft kommt. Normalerweise reißt sich Lukas nicht gerade darum, freiwillig irgendwelche Hausarbeiten zu übernehmen, aber jetzt kommt ihm die Sammlung leerer Flaschen im Flur gerade recht.
    Ganz langsam fährt er mit den beiden Plastiktüten am Lenker die Hauptstraße entlang und hält dabei möglichst unauffällig Ausschau nach dem schwarzen Audi. Er ist sich fast sicher, dass er beobachtet wird. Aber er kann den Wagen nirgends entdecken, und auch, als er dann am Container anhält, ist nichts Auffälliges zu sehen. Auch kein anderer Wagen, der ihm irgendwie verdächtig vorkommt. Nur eine ältere Frau, die er vom Sehen kennt und die ihren Hund spazieren führt.
    Der Flaschencontainer steht genau an der Mauer von Janniks Zuhause. Jannik hat irgendwann mal erzählt, dass seine Eltern schon öfter versucht haben, den Gemeinderat dazu zu kriegen, den Container woanders aufzustellen. Weil sie das Geklirre nervt, wenn die Leute manchmal auch spätabends noch ihre leeren Flaschen entsorgen. Aber bisher ist nichts weiter passiert, als dass ein Schild an der Mauer angebracht wurde: Flaschen bitte nicht in der Mittagszeit und nach 20 Uhr einwerfen! Und Lukas hat gerade erst die eine Tüte zur Hälfte geleert, als prompt Janniks Vater am Tor erscheint.
    Â»Kannst du nicht lesen? Das ist doch nicht wahr, das Schild ist doch wohl groß genug! – Ach, du bist es«, sagt er, als er Lukas erkennt. Er dreht sich um und brüllt über den Hof: »Jannik! Vielleicht kannst du deinem Freund mal erklären, dass wir Mittagszeit haben und er seine Flaschen nicht unbedingt jetzt wegbringen muss!«
    Als Jannik aus der Scheune kommt, wo er irgendwas gearbeitet hat, stapft sein Vater kopfschüttelnd davon.
    Â»He!«, sagt Jannik. »Was ist los?«
    Lukas blickt sich schnell um und zeigt dann mit dem Kopf zum Wald hoch.
    Â»In einer Viertelstunde am Hochsitz, okay?«, sagt er leise und setzt laut hinzu: »Tut mir leid, ich hab mich in der Zeit vertan. Ich stell die zweite Tüte einfach hier hin und komme später noch mal wieder, um die Flaschen einzuwerfen. Hau rein, man sieht sich!« Und während er die Tüte absetzt, fügt er noch schnell flüsternd hinzu: »Wir haben die Klebestreifen auf dem Nummernschild vergessen!«
    Â»Schon erledigt«, flüstert Jannik zurück und hält kurz den Daumen hoch, bevor er sich umdreht und wieder in der Scheune verschwindet.
    Lukas steigt auf sein Rad und biegt wie zufällig in die Straße zum Friedhof ein. Im Schatten hinter der Kapelle wartet er einen Moment, aber es folgt ihm niemand. Er kommt sich ein bisschen lächerlich vor bei der ganzen Nummer, als würde er maßlos übertreiben und sich wichtiger nehmen, als er wahrscheinlich ist. Aber wenigstens ist die Sache mit den gefälschten Kennzeichen erst mal vom Tisch – gut, dass Jannik offensichtlich selbst daran gedacht hat. Und es scheint auch nicht so, als ob die beiden Typen schon bei ihm gewesen wären, sonst hätte er eben am Container sicher irgendeine Andeutung gemacht. Oder wäre nervöser gewesen. Aber er war ganz cool. Ich bin gespannt, wie lange noch, denkt Lukas. Wenn ich ihm gleich meine Geschichte erzähle, wird er nicht mehr so ruhig bleiben.
    Er schiebt sein Fahrrad über den Friedhof, bis er an der eisernen Pforte am hinteren Ende ankommt, wo der Weg zwischen den Kuhweiden zum Wald hinaufführt. Als sie noch kleiner waren, haben Jannik und er auf dem Komposthaufen auch mal Knochen aus einer stillgelegten Grabstelle gefunden. Leider keinen Totenschädel, obwohl sie lange danach gesucht haben. Und Lukas hat ziemlichen Ärger zu Hause bekommen, als er einen der Knochen mitgebracht und beim Abendessen stolz vorgezeigt hat. Aber das ist lange her, es kommt ihm vor, als wäre es in einem anderen Leben passiert.
    Als er dann am

Weitere Kostenlose Bücher