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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Hänel
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Sie mal lieber gleich den Bundesgrenzschutz. Oder ein paar Scharfschützen oder so.«
    Â»Was?«, stottert der Mann verunsichert. »Ich verstehe nicht …«
    Â»War mir klar. Sie sehen auch nicht so aus, als ob Sie überhaupt irgendwas verstehen würden …«
    Lukas lässt den Mann auf dem Fußweg stehen und läuft auf die Straße. Und direkt vor ein BMW -Cabrio, das gerade noch mit quietschenden Reifen zum Stehen kommt. Der Fahrer hupt und fängt an, Lukas lautstark zu beschimpfen. Langsam reicht’s, denkt Lukas. Er überlegt kurz, ob er mit der Faust auf die Motorhaube hauen oder irgendeinen Spruch ablassen soll. Aber dann lässt er es doch. Pass lieber auf, sagt er im Stillen zu sich selbst. Wenn du hier Vin Diesel spielst, bringt das gar nichts.
    Er biegt in die Fußgängerzone ein und zieht die Karte von diesem Gunnar Berger aus der Tasche. Irgendwas ist doch faul hier. Und auf der Karte ist nur eine Handynummer, vielleicht ist er gar nicht bei der Zeitung. Oder er schreibt unter einem anderen Namen. Tut so, als ob er ernsthaft an irgendwelchen Informationen interessiert wäre, aber in Wirklichkeit wird er vom Energiekonzern dafür bezahlt, dass er dann so was abliefert wie diesen Artikel heute.
    Â»Okay«, sagt Lukas laut vor sich hin. »Das haben wir gleich.«
    Er schiebt sein Handy zurück in die Tasche und nimmt die nächste Seitenstraße nach rechts. An der Stadtbibliothek vorbei und noch mal durch eine kleine Gasse, bis er auf dem Platz mit den restaurierten Fachwerkhäusern steht. Das Zeitungsgebäude ist gleich gegenüber.
    Am Empfangstresen sitzt eine junge Frau und feilt sich die Fingernägel.
    Â»Entschuldigung«, sagt Lukas. »Gibt es bei Ihnen einen Gunnar Berger?«
    Die Frau zuckt mit den Schultern und zieht ein Telefonverzeichnis aus der Schublade vor sich. Dann wählt sie eine Nummer. »Hier ist Besuch für Sie.« Sie deckt den Hörer mit der Hand ab und blickt zu Lukas: »Und Sie sind …«
    Â»Lukas. Einfach nur Lukas.«
    Â»Ein Lukas«, gibt die Frau weiter. »Ist gut. Sag ich ihm.« Sie legt den Hörer auf und zeigt auf eine Sitzgruppe aus schwarzem Leder unter einem großformatigen Foto, auf dem eine Druckmaschine zu sehen ist, aus der auf einer Art Förderband die fertigen Zeitungsseiten kommen. »Sie können da solange Platz nehmen, Herr Berger kommt gleich.«
    Lukas setzt sich. Die Frau am Tresen bearbeitet wieder ihre Fingernägel. Als das Telefon klingelt, nimmt sie genervt den Hörer ab, drückt mit dem Finger auf die Gabel und legt den Hörer neben den Apparat.
    Es dauert keine zwei Minuten, bis der Journalist aus dem Fahrstuhl steigt. Während er auf Lukas zugeht, blickt er sich besorgt um, und ohne Lukas die Hand hinzuhalten oder wenigstens Hallo zu sagen, flüstert er: »Was machst du hier? Ich hab dir doch extra nur meine Privatnummer gegeben …«
    Â»Ich wollte nur mal sehen, ob es Sie überhaupt gibt«, sagt Lukas. »Und ob Sie überhaupt Berger heißen. Oder vielleicht doch eher Meyer!«
    Â»Das ist ganz schlecht jetzt«, antwortet der Redakteur. »Ich mache in einer halben Stunde Mittagspause. Kennst du das Irish Pub? Kannst du dahin kommen? Da sind wir ungestört.«
    Â»Sie zahlen«, sagt Lukas, während er bereits aufsteht. »Und ein paar Antworten können Sie sich auch schon mal überlegen.«
    Der Redakteur hebt die Hand zum Abschied und geht zum Fahrstuhl zurück.
    Vin Diesel wäre stolz auf mich, denkt Lukas, als er aus dem Zeitungsgebäude wieder nach draußen kommt. Aber er hat ein mulmiges Gefühl im Magen. Er ist bei Weitem nicht so cool, wie er eben noch getan hat. Und er glaubt auch nicht wirklich daran, dass der Redakteur ihn gleich in der irischen Kneipe treffen wird.

Zwölf
    Vor dem Irish Pub stehen ein paar Tische auf der Straße und ein Typ mit langen Rastalocken, der Didgeridoo spielt. Nicht gerade sehr irisch, denkt Lukas. Der Wirt scheint das ähnlich zu sehen, er lehnt rauchend im Türrahmen und verdreht bei jedem Ton die Augen.
    Den Redakteur kann Lukas nirgends entdecken. Er schiebt sich an dem Wirt vorbei in die Kneipe. Die Luft in dem holzgetäfelten Raum ist erstaunlich kühl, aber es stinkt nach abgestandenem Bier und nach irgendetwas anderem, was Lukas nicht gleich zuordnen kann. Erst als er Gunnar Berger in der Ecke neben der offenen Tür zu den Toiletten

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