Stoerfall in Reaktor 1
Moment nicht mehr sagen, tut mir leid. Aber ich melde mich bei Ihnen, ganz bestimmt sogar.«
Wenn ihre Aktion diesmal klappen sollte â¦
Am Freitag gibt es in der Schule nur ein Gesprächsthema: Den Tag der offenen Tür im AKW . Es haben sich zwei Lager gebildet, diejenigen, die es cool finden, dass Hannah mit ihrer Band auftreten wird, und die anderen, die ihr vorwerfen, dass sie null Verantwortungsbewusstsein hätte und ihr egal wäre, für wen oder was sie spielt, solange nur die Kohle stimmt. Lukas ist sich sicher, dass Jannik hinter dieser Gruppe steckt. Er und Alex. Und irgendetwas haben die beiden vor, sie hängen in den Pausen auffällig unauffällig mit ein paar anderen Leuten zusammen und treffen irgendwelche Absprachen. Wofür auch immer. Lukas hofft nur, dass sie nicht ausgerechnet etwas planen, was die Aktion von Hannah und ihm gefährden könnte.
Als sein Vater mittags von der Arbeit kommt, wirkt er so nervös wie schon lange nicht mehr. Lukas hat mehrmals das Gefühl, dass er ihm irgendetwas sagen will, aber dann reden sie nur darüber, dass Sabine angerufen hat und Karlotta eventuell in die Medizinische Hochschule in Hannover verlegt werden soll.
»Nächste Woche«, sagt sein Vater. »Dann müssen wir sehen, wie wir das organisiert kriegen. Sabine kann sich auch nicht noch länger beurlauben lassen, da macht die Schulleitung nicht mit. Aber vielleicht kommt ja sowieso alles ganz anders â¦Â«
»Hä?« Lukas guckt ihn verwirrt an. »Wovon redest du?«
»Ich leg mich einen Moment hin«, antwortet sein Vater ohne jeden Zusammenhang.
Als er verschwunden ist, bemerkt Lukas, dass ihn sein Vater noch nicht mal gefragt hat, ob er heute Nachmittag auf die Veranstaltung geht. Er scheint echt fertig zu sein! Aber er hat recht, vielleicht kommt ja sowieso alles anders. Spätestens um halb fünf werden sie wissen, worüber sie demnächst zu reden haben. Falls sie dann überhaupt noch eine Familie sind â¦
Die Chipkarte für die Sicherheitstüren steckt wie erwartet in der Brieftasche, die Lukasâ Vater im Flur aufs Regal gelegt hat.
Hannah und die Band sind schon da. Die Anlage steht bereits auf der Bühne, sie sind mitten im Soundcheck. Schlagzeug, Bass, Gitarren. Der Sound ist nicht gerade umwerfend, jeder Schlag auf die Snare hallt scheppernd vom Betonmantel des Reaktorgebäudes zurück, während der Bass kaum zu hören ist. Als der Roadie ans Mikrofon tritt, pfeift eine Rückkopplung über die Monitorboxen.
»Ich brauche Hannah!«, brüllt der Mixer vom Mischpult. »Wo ist sie?«
Hannah kommt von der Reihe der Dixi-Klos zurück, die am Zaun aufgestellt wurden. Sie ist bleich und als sie auf die Bühne klettert, wirkt sie wie abwesend.
»One two Test â¦Â«
»Lauter!«, fordert der Mixer.
Hannah blickt über ihn hinweg zu Lukas. Dann sagt sie irgendwas zu dem Roadie und springt von der Bühne.
»He, was soll das?«, regt sich der Mixer auf. »Ich brauch dich da oben, ich will fertig sein, bevor das Volk kommt und mich nervt!«
»Erik macht das«, sagt Hannah und zeigt auf ihren Bandkollegen. »Ich muss noch mal kurz weg.«
Sie nickt Lukas zu und deutet mit dem Kopf zum Tor hinüber, wo gerade der Lastwagen der Cateringfirma hält.
Lukas folgt ihr, der Caterer steigt vom Fahrersitz und begrüÃt sie. Er drückt ihnen zwei Namensschilder in die Hand, die sie sich anstecken sollen.
»Ich nehm euch gleich mit dem Laster mit rein. Die anderen müssen auch jeden Moment da sein, aber ihr könnt schon mal mit abladen helfen.«
Der Schlagzeuger kommt angerannt und hält Hannah am Arm fest.
»Was soll das? Du hast gesagt, du willst einen Job für deinen Freund, aber es war nie die Rede davon, dass du selber ⦠Sag mal, tickst du noch richtig? Wir haben einen Gig!«
»Ist schon okay«, sagt Hannah und macht sich los. »Reg dich ab, ich bin rechtzeitig wieder da. Den Soundcheck könnt ihr auch mit Erik machen.«
»Irgendein Problem?«, fragt der Caterer irritiert.
»Allerdings â¦Â«
»Kein Problem«, schneidet Hannah dem Schlagzeuger das Wort ab und klettert in den LKW .
»Du hast doch wohl echt einen an der Waffel«, brüllt er noch, während Lukas hinter Hannah auf die Beifahrerbank steigt und die Tür zuzieht. »Das kannst du vergessen! Dann such dir eine andere Band, so
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