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Störgröße M

Störgröße M

Titel: Störgröße M Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ulbrich
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nicht wenig.
Ein Gefühl verlangte von ihm, jetzt etwas zu sagen. Überdies wäre es seiner Stellung angemessen, Worte wie »Wollt ihr diesen Wahnsinn noch länger mitmachen?« oder »Wir sitzen im gleichen Boot wie Aramet« lagen ihm auf der Zunge. Damit beschäftigt, sich in Erwägungen zu verstricken, entgingen ihm Gendries’ Blicke, die seine Stummheit mit Verachtung straften.
»Dann bleibt uns wohl als letzte Möglichkeit nur, noch einmal zu beschleunigen, wie?«
Ihre Worte schreckten Laurenz auf. Meinte sie das im Ernst? Verblüfft starrte er ihr ins Gesicht. Sie mußte seinen Blick bemerken, doch sie reagierte nicht. Unmut, den er als Hochmut nahm, verschloß ihre Züge. Ihre Nasenflügel schienen sich leicht zu blähen. Vor Anspannung atmete sie tief und vorsichtig, als müsse sie es verbergen.
Einen Moment lang widersetzte er sich dem Druck ihrer Worte, dann wurde der Stau in seinem Innern unerträglich. Gewaltsam drängten sich die Worte hervor.
»Bist du dir im klaren, was du da sagst?«
Sie antwortete nicht. Kaum merkbar hob und senkte sich ihre Brust.
Was dachte sie sich eigentlich dabei, ihm derart in den Rücken zu fallen? Er wiederholte die Frage in abgewandelter Form, richtete sie damit an alle Anwesenden. Unbeobachtet von ihm, lächelte Gendries zufrieden.
»Nehmt doch Vernunft an!« rief Laurenz. Doch resigniert brach er seine Worte mit einer Handbewegung ab, als wüßte er, daß jedes weitere Wort sinnlos wäre.
»Wüßtest du etwas Besseres?« Bender tippte eine Variante ein und nahm die Antwort gelassen entgegen. Was auf dem Schirm stand, konnte ein jeder lesen.
Parchold lachte. Es regt keinen mehr auf. Man hatte sich mit der Zeit an das merkwürdig diskante Wimmern gewöhnt. In der Regel infizierte es sogar andere. Heute jedoch verzog sich keine Miene.
Langsam wandte sich Bender um. Sekundenlang musterte er Parchold. Seine Augen strahlten Lichtreflexe wider, so hell und eisig wie der Glanz der Zähne.
»Willst du mir bitte deine ausgesprochen unpassende Heiterkeit erklären?«
Eine straffe Linie bändigte Parcholds Lippen. Er feuchtete sie mit der Zunge an. In den Böschungen und Wällen seiner feisten Wangen verbargen sich, Scharfschützen gleich, die ironischen Äuglein.
»Ich gebe zu bedenken, daß wir nun unsererseits Kopf und Kragen riskieren.«
»Und was findet der Herr Erste Ingenieur daran so amüsant?« fragte Molm.
»Die Gewißheit, daß wir unser Verhalten mutig nennen werden.«
»Wir dürfen das«, entgegnete Bender ruhig. »Wir haben diesen Irrsinn schließlich nicht inszeniert.«
»Wir machen ihn aber mit«, sagte Laurenz.
Bender schnellte hoch, fiel wieder zurück. »Ja, was bleibt uns denn übrig!«
Laurenz konnte sich nicht erinnern, jemals von seinem Kommandanten angeschrien worden zu sein. Früher wäre er wohl beleidigt gewesen. Doch die dreizehnjährige Bekanntschaft mit Benders unbeugsamem Willen ließ ihn ahnen, daß nur Verzweiflung, geboren aus Ratlosigkeit, dahinterstecken konnte. Bender ratlos? Hatte er ihn je anders als klar, beherrscht und vorausschauend erlebt? Rief die Anspannung der Endphase eine solche Veränderung hervor? Unvorstellbar! Sie hatten in dreizehn Jahren andere Situationen bewältigt.
Ihre Expedition zu den Omega-Sternen stellte nichts prinzipiell Neues dar. Die einige Hunderttausende von Lichtjahren weite Reise, ermöglicht durch den Hyperraumsprung, galt seit langem nicht mehr als sensationell. Auch kosmische Rennen waren nichts Ungewöhnliches.
Seit Jahrhunderten war es üblich, daß die Raumschiffe der Transozeanischen Staaten sowie die der Dreikontinentsrepubliken gemeinsam zu Fernflügen, die der Erschließung galaktischer Rohstoffquellen oder der Forschung dienten, aufbrachen. Das erhöhte die Sicherheit wie auch die Effektivität.
Im Laufe der Zeit hatte es sich eingebürgert, der Langeweile während der monatelangen Flüge durch das Austragen von Wettrennen zwischen den Raumkreuzern zu begegnen. Die Geschichte verzeichnete keinen Fall, daß ein Rennen anders als mit Fairneß, Toleranz und Humor ausgetragen worden wäre. Denn kein Mond oder Planet besaß nur eine einzige ergiebige Lagerstätte eines begehrten Metalls oder Minerals. In Anbetracht dessen stellte das Zugeständnis der Erstwahl an den Sieger mehr eine höfliche Floskel dar.
Diesmal jedoch ging es um einen ganzen Planeten.
Die irdischen Reserven erschöpften sich rapide. Zunehmend aufwendiger gestaltete sich der Antransport außerirdischer Rohstoffe. Selbst die partiell enge

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