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Störgröße M

Störgröße M

Titel: Störgröße M Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ulbrich
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auseinanderfliegt.«
»Wir beide kennen Aramet«, sagte Laurenz. »Wieder einmal setzt er alles auf eine Karte.«
»Irrtum«, Parchold lächelte dünn. »Wir, mein Lieber, wir setzen, wir riskieren, denn wir sitzen auf dem dünneren Ast.«
Das war die Tatsache, die auszusprechen Laurenz sich gescheut hatte. Er blickte von seinen Händen auf, die sich um das Glas schlossen, begegnete den Augen des Freundes, ihrer Forderung. Spontan schüttelte er den Kopf. »Nein, ich kann es dir nicht erklären. Was Bender anbelangt, stehe ich vor einem Rätsel.«
»Dann werde ich es dir auseinandersetzen«, erwiderte Parchold scheinbar leichthin. »Bender stellt nichts weiter dar als einen Menschen, der seine Karriere krönen möchte. Schau, er ist alt genug, die aktive Laufbahn aufzugeben. Selbstverständlich hat er Beachtliches geleistet. Doch das trifft auf viele zu, auf allzu viele. Es fehlt ihm der i-Punkt, der ihn von allen anderen Erfolgreichen unterscheidet. Mit diesem Unternehmen wurde ihm die Chance dazu gegeben. Er ist durchaus der Typ, sie wahrzunehmen. Nur, es darf ihn keiner stören, du nicht, ich nicht, auch nicht Aramet.«
Laurenz wehrte heftig ab. Doch schnell erlahmte die Geste, und schon fehlte ihr die Kraft der Überzeugung. »Du irrst. Vieles ist möglich, was weiß ich. Aber ein Karrierist ist er nicht. Ehrgeizig, ja. Aber wer ist das nicht?«
»Du, zum Beispiel.«
»Ich?«
»Neben anderem verfügst du über eine lobenswerte Eigenschaft: Du kennst deine Grenzen und versuchst nicht, über sie hinauszugelangen. Manchmal versuchst du nicht einmal, sie zu erreichen, aber das ist ein anderes Thema. Ja, ja, du bist gewissermaßen eine Ausnahme.«
»Glaubst du, ich wäre nicht auch gern irgendwann einmal Kommandant geworden?«
Parchold grinste, hob die Achseln. »Du hast es immer nur mit den dir zur Verfügung stehenden Kräften versucht, nie mittels der anderer. Du warst ein Leben lang zu ehrlich. Das ist die eine Seite. Über die andere habe ich gerade gesprochen.«
Laurenz ignorierte den Nachsatz. »Aber das ist doch Unsinn. Willst du behaupten, manch einer schafft es nur vorwärtszukommen, weil er sich unlauterer Mittel bedient?«
Parchold hob sein Glas. »Du bist zweiundvierzig. Es ist sinnlos, über solche alten Hüte mit dir zu streiten. Prost!«
Das Gespräch hinterließ bei Laurenz eine kräftezehrende Apathie. Er kam sich krank vor, außerstande, mehr an Nichtbewältigtem zu ertragen. Ein wenig fühlte er sich tragisch einsam, ein Zustand, der ihm fremd und doch auf eine beunruhigende Weise bekannt erschien. Es wäre notwendig gewesen, in Ruhe darüber nachzudenken. Die folgenden Stunden jedoch gaben ihm keine Gelegenheit dazu.
Einer der Hyperonenkonverter war ausgebrochen. Unter normalen Umständen stellte eine solche Havarie eine Unmöglichkeit dar. Ihm war klar, daß er es Benders schlechtem Gewissen zu verdanken hatte, den Fortgang der Räummaßnahmen kontrollieren zu müssen. Eine unnötige Anordnung, die das Mißtrauen Parchold gegenüber demonstrierte.
Das Betreten des Havarieraums war nur im Schutzanzug möglich. Automatisch dunkelte sich sein Helmfenster ab. Die gleißende Helle milderte sich zu blaugrünem Leuchten, dessen Intensität noch immer Gefahr signalisierte.
Inmitten der Konverterhalle schwebte, gezähmt von den Feldern der Notaggregate, ein pulsierender Feuerball. Ein Ton, als pfiffe Sturm durch eine Schlucht, gellte auf- und abschwellend in den Ohren. Die Feldgeneratoren waren überbeansprucht und in unzureichender Anzahl vorhanden.
Fünf Männer dirigierten mobile Apparate, die endlich eingetroffen waren, um die Energiebombe. Laurenz hörte Parcholds Stimme Befehle erteilen, und lautlos setzten sich die fünf Ungetüme mit ihrer gespenstischen Last in Bewegung. Ungestört rollten sie durch die geräumten Sektionen, über breite, menschenleere Korridore. Als der Zug in den Gang zur Außenschleuse einbog, stand das breite Tor bereits offen. Die Schwärze schien einen Sog zu erzeugen. Schneller strebten die Automaten voran, stoppten abrupt.
Von unsichtbarer Hand geschleudert, schoß die Feuerkugel durch die Schleuse – und war verschwunden. Die angestaute Erregung entlud sich in phantastischsten Vermutungen. Niemand vermochte sich dieses Phänomen zu erklären. Über die Gesetzmäßigkeiten des Hyperraums war nicht viel mehr bekannt, als zu seiner Durchquerung notwendig war, das heißt, eigentlich nichts, was der Aufklärung dieses Vorgangs hätte dienen können.
Während die Kyberneten

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