Störgröße M
in die Stille.
Unbeirrt ruhten Aramets Augen auf ihm. »Ich glaube, wir beide kennen uns gut genug, als daß du wissen solltest, wer ich bin. Ich habe immer sauber gearbeitet, wenn ich sauber gefordert worden bin.«
»Was soll das heißen?« rief Molm mit zitterndem Mut in der Stimme. »Wir verlangen eine Erklärung.«
»Das ganze Geschwätz ist für unsere Situation ohne Bedeutung. Schluß damit! Wir haben genug Zeit verloren.« Es war unbestreitbar Benders Recht, dies zu fordern. Jedoch verspätet, verfehlte der Nachdruck seiner Worte die Wirkung.
Aramet sprach die Gedanken aller aus. »Ich habe einen anderen Eindruck. Jedenfalls lasse ich einen solchen Vorwurf nicht auf mir sitzen. Ich erzähle euch eine Geschichte. Die Zeit werdet ihr noch dransetzen müssen.«
Bender lehnte sich zurück. »Mach’s kurz.«
Laurenz bemerkte, wie er die Arme um den Leib preßte, als quälten ihn Schmerzen. Wieder haßte er die Sentimentalität seines Mitleids. Was sollte er dagegen tun, was sollte er gegen Bender tun? Auf sich gerichtet bemerkte er Gendries’ Blick, in dessen Grund ein Feuer tanzte.
»Es ist etwa dreißig Jahre her«, Aramet sann einen Moment nach. »Wir beide, Bender und ich, waren jung und angetrieben von dem gleichen Ehrgeiz. Zur nämlichen Zeit erhielten wir beide unser erstes selbständiges Kommando. Der Teufel oder, wenn euch der Ausdruck mehr zusagt, der Zufall hatte es gefügt, daß wir ebenda zusammentrafen, um unser erstes Rennen gegeneinander auszutragen. Das spielte sich damals noch innerhalb der Galaxis ab. Die Schiffe waren entsprechend kleiner und lange nicht so komfortabel. An Energie stand uns nur ein Bruchteil zur Verfügung.«
Während dieser Einführung hatte er etwas auf einen Zettel notiert, den er nun an eine Frau seines Teams weiterreichte.
»Um es kurz zu machen«, führte er weiter aus, »ich gewann mit meiner Mannschaft. War es beim ersten Mal der Zufall, so hatte nun mit Sicherheit der Teufel seine Hand im Spiel. Denn gleich bei der nächsten Tour standen wir uns wieder gegenüber. Bender holte alles heraus, was die Antriebe hergaben. Am Ziel war er Zweiter und seine Mühle schrottreif.« Aramet winkte ab, als wolle er jedem Einwand von vornherein begegnen.
»Ich weiß, es ist damals wie heute nicht nur eine Frage des persönlichen Prestiges; natürlich steht mehr dahinter. Wie auch immer, am Ziel mußten wir sie übernehmen und das Wrack dem All überlassen. Die Demütigung, auf die Hilfe des Gegners angewiesen zu sein, muß Bender damals veranlaßt haben, mir Revanche zu schwören, und zwar auf Leben und Tod. Die Situation war nicht gerade dazu angetan, daß ich das überdrehte Gerede hätte ernst nehmen können. Was sagt man nicht alles, wenn man jung und unbesonnen ist, den Kopf voller Pläne, aber nichts in den Händen.« Seine Miene strahlte, Ablaß erteilend, hob er die Hand.
»Jahrelang hörte ich nichts mehr von ihm. Offenbar war er zur Bewährung eine Zeitlang auf interplanetaren Routen eingesetzt worden. Eines Tages hatte er es jedoch wieder geschafft. Von da an begegnete ich seinem Namen immer häufiger, schließlich gar als Träger des Diamantschweifs.
Als ich erfuhr, wer mir bei diesem Unternehmen gegenüberstehen würde, habe ich zu meinen Leuten gesagt: Jungs, habe ich gesagt, Mädchen, das wird ein Rennen. Bender ist ein Gegner, wie man keinen zweiten findet. Der wird eine Mannschaft zusammenbringen, daß uns Hören und Sehen vergeht.
Natürlich hatte ich die beiden Rennen von damals längst zu den Akten gelegt und nahm das gleiche von ihm an. Doch es stellte sich heraus, daß ich mich geirrt hatte. Im Laufe der Jahre müssen sich die anfänglichen Mißerfolge bei ihm zu einem Komplex ausgewachsen haben. Er sucht einen Schuldigen. Wofür? Er hat es weit gebracht, aber vielleicht könnte er heute Flotillenchef sein. Er ist maßlos.«
Die gleiche Frau trat an Aramet heran, reichte ihm einen Zettel. Zwischen zwei Lidschlägen starrte er darauf, nickte dann, faltete das Papier und schob es in die Brusttasche. Das alles spielte sich in vollkommener Neutralität ab.
»Als wir uns vor Antritt des Fluges trafen, erinnerte Bender mich an sein Versprechen von vor dreißig Jahren. Er sagte, nun wolle er der Welt beweisen, daß in Wahrheit ich der Versager sei, der seine Karriere nur auf Kosten seiner Leute zustande gebracht hätte.
Ich glaubte nicht recht daran, daß er sich darauf einlassen würde. Vor allem, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie es ihm gelingen sollte, für
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