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Stoff für viele Leichen

Stoff für viele Leichen

Titel: Stoff für viele Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Enttäuschung versetzte
er mir einen kräftigen Schlag. Zusammen mit drei armen Teufeln, die so
unschuldig waren wie Jeanne d’Arc, wurde ich in den Polizeiwagen gestoßen. Ab
zur Hauptwache in die Rue de la Banque, also ganz in die Nähe meines Büros. War
von denen aber wohl nicht als freundliche Geste gemeint. Bevor die Bürohengste
dort zum Angriff übergehen konnten, zeigte ich ihnen meine Papiere. Der
Dienststellenleiter, Kommissar Grandjean, kannte mich flüchtig. Meine Agentur
in der Rue des Petits-Champs lag in seinem Bezirk, im selben Arrondissement,
nur dreihundert Meter weiter. Das vereinfachte die Dinge zwar, aber er konnte
sich nicht entschließen, mich einfach so laufen zu lassen. Ich bat um die
Erlaubnis, meinen alten Freund Florimond Faroux anrufen zu dürfen, den
Kommissar bei der Kripo. Das sei nicht nötig, sagte Monsieur Grandjean. Faroux
werde sowieso gleich hier sein. Die Art und Weise dieser blutigen
Auseinandersetzung lasse vermuten, daß das Ganze mit einem Fall Zusammenhänge,
mit dem sich bereits der Quai des Orfèvres beschäftige,
eben in der Person meines Freundes. Kurz darauf kam Florimond Faroux und half
mir aus der Patsche. Wie gewöhnlich meckerte er über mein seltenes Talent,
immer ganz in der Nähe zu sein, wenn es irgendwo knallt. Nachdem er das
losgeworden war, hörte er sich an, warum ich auf dem Schlachtfeld gewesen war.
Da er selbst mir den Tip mit Riton gegeben hatte, kannte er die Gründe dafür.
Dann verbürgte er sich bei seinen Kollegen für meine staatstreue Gesinnung. Als
alle Ordnungshüter, von Monsieur Grandjean bis hin zum diensthabenden
Polizisten, genug am Lauf meiner Pistole wie an einer seltenen Blüte
geschnüffelt hatten, um sich mit übertriebenem Pflichtbewußtsein zu
vergewissern, daß ich nicht vor kurzem damit geschossen hatte, wurde mir das
Ding wieder zurückgegeben. Bei der feierlichen Versöhnungsgeste warfen mir zwei
uniformierte Kerle, stämmig und durchtrainiert, einen finsteren Blick zu. Sie
bedauerten es wohl, daß ich ihnen entkam. Nachdem das geregelt war, forderte
Faroux mich auf, meine Zeugenaussage zu machen. Nichts leichter als das. Ich
sagte, was ich gesehen hatte. Ich sagte auch, warum ich meine Pistole
rausgeholt hatte; das schien denen nämlich keine Ruhe zu lassen. Faroux
verkniff sich jeden Kommentar. Stattdessen fragte er seine Kollegen:
    „Hat Henri Péronnet was damit zu tun?“
    „Hier ist die Liste“,
antwortete Monsieur Grandjean und reichte ihm ein Blatt Papier. „Der Name steht
nicht drauf.“
    „Hat nichts zu sagen.
Wir haben nämlich rausgekriegt, daß Dante Paolizi unter den Opfern ist; deshalb
interessiert sich die 36 dafür.“
    „Dante Paolizi ist wirklich einer der Toten.“
    Florimond Faroux las die Liste der Toten durch
und gab sie dann mir, als hätte mich das interessiert. Ich las:
     
    Dante Paolizi;
    Napoléon Renucci, alias César alias Bibi;
    Maurice Jacquel alias Maurice der Algerier;
    André Bertaud alias der Dicke Bébert alias
    Die Schweißmaschine
     
    Hinter jedem Namen standen ein paar Angaben. So
erfuhr ich den Namen des wohlerzogenen Mörders, der vor mir aufgetaucht war.
César Bibi war der Korse, der wie angewurzelt im Windfang gestanden hatte. Die beiden
letzten Namen gehörten den Toten, die das Bistro so hübsch schmückten. Das
Ganze war mir ziemlich egal. Beim Lesen erwischte ich Faroux dabei, wie er mich
aus den Augenwinkeln beobachtete.
    „Schön“, sagte ich und schlug auf das Blatt.
„Und was soll ich jetzt tun? Die schmerzlichen Verluste beweinen?“
    Faroux zuckte die Achseln, riß mir das Papier
aus der Hand und warf es auf den Schreibtisch.
    „Im Bandenkrieg“, sagte er und strich über
seinen Schnurrbart, „ist es genauso wie in jedem anderen Krieg. Nur selten
lassen die Generäle ihre Federn.“
    Monsieur Grandjean sah seinen Kollegen mit
großen Augen an. Jetzt führten die illustren Herren von der Tour
Pointue auch schon anarchistische Reden!
    „Bertaud und Jacquel“, fuhr mein Freund fort,
„gehören zu Péronnets Leuten... Henri Péronnet... Nennt sich auch gelegentlich
Stivil oder Lamoureux ..
    „Verstehe“, sagte Monsieur Grandjean.
    „Und Sie, Burma?“
    „Was?“ fragte ich zurück.
    „Verstehen Sie auch? Kennen Sie diesen
Péronnet?“
    „Scheiße!“ explodierte ich wütend über diese
unsinnigen Verdächtigungen. „Keiner kennt ihn so gut wie ich! Internationaler
Gauner, Grabschänder, Dieb, Steuerhinterzieher, Hochstapler, genau weiß ich’s
nicht,

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