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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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unterschiedlichen Ebenen erinnerte sie an eine luxuriöse Finca in Spanien. Das Gebäude wollte überhaupt nicht in das hügelige Grünland passen, in das es sich gesetzt hatte. Es sah aus wie eine fette, vollgefressene Kröte mitten auf der Couch.
    Die Zufahrtsstraße machte einen Bogen um den Westflügel des Anwesens herum, wo eine Einfahrt in die Tiefgarage führte. Das Rolltor öffnete sich automatisch, die beiden Limousinen fuhren hindurch und es schloss sich sogleich wieder. Im Inneren war es dunkel.
    Junias presste Amy enger an sich. Sie hielt sich an seinem T-Shirt fest. Das Auto bremste und Magnus sowie der Fahrer stiegen aus. Sofort drang der scharfe Geruch von Öl und Benzin ins Wageninnere. Junias warf einen Blick zu der zweiten Limousine, die in einer Parklücke einige Meter entfernt stand. Ian Drawn, der Oberste Senator, bekam soeben die Tür aufgehalten, stieg aus und blickte mit einem zufriedenen Lächeln zu ihm herüber. Junias bebte vor Wut. Wäre Amy nicht an seiner Seite, so hätte er längst angegriffen. Und genau darum war Amy an seiner Seite.
    Ihre Tür wurde geöffnet, Magnus zog ihr die Jeansjacke vom Kopf und sie stieß einen gepressten Laut aus. Junias ballte bei ihrem Anblick unweigerlich die Fäuste, konnte die Hände aber nur hilflos gegen seinen Körper drücken. Ihr Gesicht war beherrscht, aber an ihren geröteten Augen und der verschmierten Wimperntusche sah er deutlich, dass sie geweint hatte. Sie presste die Lippen zusammen und mied es, irgendjemanden anzusehen; hielt den Blick auf einen Punkt vor ihren Füßen fixiert.
    „Aussteigen!“, herrschte Magnus sie an. „Und mitkommen. Lasst die Helme im Wagen.“ Beim Aussteigen bemerkte Junias, dass der Oberste Senator, ein hagerer Mann Mitte Fünfzig, durch eine Tür hinter seinem Wagen verschwand, während Magnus ihn und Amy in eine andere Richtung lotste. Der Fahrer und die beiden Kienshi, die in dem zweiten Wagen gesessen hatten, blieben bei ihnen.
    Zu viele, musste er erkennen. Er hatte keine Chance. Selbst ohne Magnus ’ Fähigkeiten wäre ein Kampf aussichtslos.
    Einer der Kienshi packte Amy am Arm. Sie schluchzte. Hatte der Mistkerl ihr wehgetan? Bevor Junias reagieren konnte, spürte er Magnus mentale Kraft, die ihn an der Brust ein Stück zurückschob .
    „Schön langsam, Bryonts. Stephen und deine kleine Freundin werden vorgehen. Nur damit du nicht auf dumme Ideen kommst.“
    Der Kienshi mit Namen Stephen setzte sich mit der völlig verstörten Amy an der Seite in Bewegung, alle anderen folgten mit einigen Schritten Entfernung, Junias in ihrer Mitte.
    Zwischen weiteren Autos hindurch ging es zu einer massiven Stahltür, hinter der ein kleiner, kahler Flur lag, der zu einem Aufzug führte, der in seiner klassischen Eleganz nicht in die Garage passte. Junias spürte, wie ihm erneut die Knie zitterten. Er lehnte sich an die mit Mahagoniholz getäfelte Wand im Inneren des Fahrstuhls. Die Türen schlossen sich geräuschlos und einer der Kienshi tippte einen Code in ein Tastenfeld. Möglichst unauffällig verfolgte Junias die Reihenfolge der Zahlen. Der Aufzug war reichlich eng für sechs Personen, Amy stand plötzlich wieder unmittelbar neben ihm, sah schweigend aus großen Augen seitlich zu ihm auf und Junias deutete ein Lächeln an. Er konnte ihre Angst förmlich riechen … und mehr als nur das. Sie war so ängstlich, dass ihre Energie von ihr abzustrahlen schien, er konnte es auf den Händen und den Unterarmen spüren. Es kribbelte.
    Er musste …
    Sein nächster Atemzug war zu laut. Magnus kniff die Augen zusammen und musterte ihn, ehe sich ein zutiefst unangenehm wissendes Grinsen über sein Gesicht legte.
    „Fehlt dir etwas, Junias?“, fragte er übertrieben fürsorglich.
    Dein Blut an meinen Händen, Arschloch! Junias verkniff sich die Antwort und biss die Zähne zusammen , bis sie schmerzten.
    Als die Fahrstuhltür sich wieder öffnete, tat sich ein langer Korridor vor ihnen auf. Hier wirkte wieder alles auf unpassende Weise mediterran. Natursteinwände mit halbrunden Fenstern – schnörkelhaften, aber ausbruchssicher vergitterten Fenstern -, Ton in Ton gehaltener Terrazzoboden mit verschiedenen Ornamenten und etliche exotische Pflanzen in Tonkübeln , so groß wie Weinfässer , ließen Junias absurderweise an ein luxuriöses Urlaubsdomizil denken. Ian Drawn schien es nach Spanien zu ziehen; wie dumm, dass er in Schottland bleiben musste.
    Junias und Amy wurden nebeneinander an mehreren Holztüren vorbei geführt.

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