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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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unverletzt!“, kreischte es schrill in der Nähe. Der Schrei hallte von jeder Wand zurück und bohrte sich hundertfach in seine Ohren. Ein zorniges Grunzen ertönte als Antwort.
    Nicht einmal, nicht zweimal, und nicht dreimal spürte Junias, dass sein Kopf an den Haaren hochgerissen und wieder auf den rauen Steinfußboden geschlagen wurde. Aber nach dem vierten Mal verlor er gnädigerweise das Bewusstsein und konnte nicht weiter mitzählen.

    *
    Laines düstergoldener Blick schweifte zum verhangenen Fester.
    Die vom Nachmittagshimmel strahlende Sonne machte ihr Angst, und diese Angst verursachte Jamian beinah körperliche Schmerzen. Er tauchte seinen Teller ins Spülbecken. Schaum schmiegte sich um sein Handgelenk und verbarg die beiden hellen Punkte auf dessen Innenseite.
    Sie hatte nicht zu viel versprochen. Es hatte verdammt wehgetan. Dabei war sie zunächst sehr vorsichtig gewesen. Sanft. Aber dann …
    Jamian rieselte ein Schau d er den Nacken hinab , als er sich an den reißenden Schmerz erinnerte, mit dem ihre Zähne in seine Haut gedrungen waren. An das das schlüpfrige Geräusch, unter dem sie ihre Fänge in sein Fleisch getrieben hatte. An ihr Schlucken.
    In seinem Kopf war die Vernunft Amok gelaufen. Fetzen von Gedanken, die auf ihn eingeschlagen hatten, die ihn von ihr wegdrängen wollten, riefen alle dasselbe:
    Vampir!
    Weg. Weg! Weg !
    Es hatte ihn fast überwältigt, beinah hätte er Laine von sich gestoßen. Doch irgendwie war es ihm gelungen, sich zusammenzureißen. Ihr mehr zu vertrauen, als der inneren Stimme, egal , wie herrisch diese auch gebrüllt hatte. Sich auf die weichen Lippen zu konzentrieren, statt auf die Fänge dahinter.
    Nach einer unmöglich einzuschätzenden Zeit schlug sie die Augen hoch, sah ihn unergründlich an und zog vorsichtig, nahezu zärtlich ihre Zähne aus seinem Fleisch. Sie küsste die Wunden innig, bis sie sich schlossen, ohne einmal seinem Blick auszuweichen.
    Im gleichen Moment schämte er sich für seine Gedanken.
    Sie war ein Vampir. Okay, aber was machte das schon. Sie war Laine. Der Rest war unerheblich. Ganz gleich, was immer sie auch war. Sie war und blieb Laine.
    Er hätte ihr den zweiten Arm auch noch vor die Lippen gehalten, oder gleich seine Kehle, wenn sie ihn gebeten hätte. Stattdessen rutschte sie auf seinen Schoß und küsste ihn. Ganz sanft zu Anfang, ein zärtlicher Dank. Er schmeckte sein eigenes Blut in ihrem Mund. Und ihr Kuss wurde heftiger, immer fordernder. Verzweifelt, bis ihm Hören und Sehen verging.
    Laines Seufzen riss ihn aus seinen Träumereien. Er wunderte sich über den Spülschwamm und den Teller in seinen Händen. Hatte er jetzt minutenlang den Teller geschrubbt? Wie peinlich, hoffentlich war Laine das entgangen. Sie stand am Fenster und spielte mit den Fingern an den Blättern einer Zimmerpflanze, die ihre besten Zeiten im letzten Jahrtausend hinter sich gebracht hatte. Dann fuhr sie herum und wanderte im Zimmer auf und ab. Und wieder ihre Angst überall.
    Abrupt hatte ihn die Realität zurück. Ein bitterer Geschmack verteilte sich in seinem Mund. Er konnte hinnehmen, was sie war – aber konnte sie auch akzeptieren, was er war? Konnte sie überhaupt ernsthaftes Interesse an ihm haben? Sie, die so viel mehr gesehen hatte, die so anders war als er, die so viel mehr wusste von der Welt. Die gehen konnte, wohin sie wollte, während er … hierbleiben musste. In Glen Mertha. Für immer.
    Sie schien nicht gern an einem Ort zu bleiben. Schon jetzt, nach wenigen Stunden, lief sie wie eine eingesperrte Katze im Zimmer umher, und schien nur darauf zu warten, endlich nach draußen entwischen zu können. Er wusste nicht, ob es an ihm lag oder an ihrem Wissen, dass der Kienshi-Senator kommen würde. Er wagte nicht , zu fragen, weil er die Wahrheit fürchtete.
    Die Kienshi würden ihr nichts tun, dafür wollte er sorgen. Was immer der Oberste Senator von ihm verlangte, er würde ihn vor dem Haus empfangen und Ja und Amen sagen, um ihn schnell wieder loszuwerden.
    Sein Handy auf der Kommode summte. Vermutlich Junias. Jamian fragte sich schon seit dem Mittag, wo der sich wieder rumtrieb. Laut der SMS vom Vorabend hatte er eigentlich längst zu Hause sein wollen. Doch der Blick auf das Display zeigte eine unbekannte Nummer an.
    „Hallo?“, meldete er sich.
    „Jamian Bryonts?“
    Er kannte diese Stimme, wenn er sich im ersten Moment auch nicht erinnern konnte, woher. „Ja?“
    „Ian Drawn hier, Oberster Senator im Rat der Kienshi.“
    Jamian

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