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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Achtzigern, richtig?“, fragte Laine , als der Song zu Ende war. Unerwartet kühl klang ihre Stimme, sie griff nach dem CD-Player und schaltete ihn aus. „Wie alt warst du da?“
    Er spürte einen Kloß im Hals anschwellen. Sie wusste, wie alt er war. Er verstand, warum sie ihn fragte , und was sie ihm damit sagen wollte, auch wenn er es lieber nicht verstanden hätte.
    „Ich war noch ein feuchter Traum auf dem Laken meines Vaters“, erklärte er mit einem bemühten Lächeln. „Aber meine Tante behauptet immer, ich sei eine alte Seele.“
    „Willst du wissen , wie alt ich war?“
    Um ehrlich zu sein … nein. „Ist mir egal.“
    Sie war hundert Jahre von ihm entfernt. Und ihr war es nicht egal.
    Sie wollte etwas erwidern, tat es dann doch nicht, sondern sah seitlich aus dem Fenster.
    „Wirst du gehen?“ Die Frage war raus, bevor er darüber nachdenken konnte, und klang viel vorwurfsvoller, als er es beabsichtigt hatte. Oh nein, er sollte sie nicht drängen. Jemand wie Laine ließ sich nicht drängen. Er wusste es und konnte doch nicht anders. Zu seinem Unbehagen antwortete sie nicht, sie drehte nicht einmal den Kopf in seine Richtung. Sie sah einfach weiter aus dem Fenster.
    „Le coeur a ses raisons que la raison ne connaît point“, sagte sie nach einiger Zeit.
    „Du hast bestimmt recht . Ich spreche nur leider kein Wort Französisch. Kein einziges.“
    Sie lächelte ihn an, doch es erreichte ihre Augen nicht. „Es bedeutet so viel wie: Das Herz hat seine Gründe, die dem Verstand nicht gefallen müssen. Wirst du daran denken?“
    Er überlegte einen Moment, ob er zugeben sollte, dass er mit der Übersetzung auch nicht viel mehr anfangen konnte, nickte dann jedoch. Was sie sagte, gefiel ihm nicht. Er konnte den Finger nicht auf den Punkt legen, der ihm missfiel, und das behagte ihm noch viel weniger.
    „Darf ich dich um etwas bitten?“, fragte er nach kurzem Schweigen. „Bring meinen Bruder nach Hause.“ Er spürte, wie sich seine Hände fester um das Lenkrad schlossen, als er an Junias dachte. Fast krampfartig flammte die schwelende Sorge um ihn wieder auf. „Ich weiß nicht, was die Schweine mit ihm gemacht haben, aber vermutlich geht es ihm nicht gut. Du musst vorsichtig sein. June ist verdammt stark und womöglich nicht ganz bei sich. Vielleicht ist ein Mädchen bei ihm. Ich habe keine Ahnung , was sie weiß, und ob sie sie überhaupt wieder gehen lassen.“ Er versuchte, alle üblen Vorstellungen zu unterdrücken, aber seine Fantasie hatte ein perverses Eigenleben.
    „Ich werde sie nach Hause bringen“, versprach Laine gepresst. „Mach dir keine Sorgen. Ich bin nur nicht sicher …“ Sie zögerte, sah sich um, als suchte sie nach Worten.
    Rasch unterbrach er ihre Überlegungen. „Danke, Laine.“
    Sie antwortete nicht, blinzelte nur so langsam, als hätte sie die Augen lieber geschlossen und nie wieder aufgemacht.
    Wenig später hielt Jamian am Straßenrand. „Die Destillerie ist ganz in der Nähe. Ich möchte nicht, dass du ihnen zu nahe kommst, steig hier aus und halte ausreichend Abstand , bis die Kienshi weg sind, ja?“
    Laine gehorchte. Jamian warf einen prüfenden Blick auf seine Uhr, bevor auch er das Auto verließ und zu ihr trat.
    „Zieh nicht ein solches Gesicht“, bat er mit einem Lächeln. „Ich sehe zu, dass ich , so schnell ich kann, wieder da rauskomme.“
    Wirst du auf mich warten ? , hätte er gern von ihr gewusst, doch nachdem sie auf die Frage, ob sie gehen würde, nicht geantwortet hatte, wagte er diese nicht zu stellen. Er legte seine Fingerspitzen an ihre Wange, beugte sich vor und küsste sie sanft. Was viel zu wenig war, und daher mehr , als er zu ertragen glaubte.
    „Ich danke dir“, flüsterte Laine. „Für dein Vertrauen.“
    „Das kannst du gern tun, wenn ich wieder da bin.“
    Sie nickte, aber die Bewegung wirkte steif. Nicht echt.
    „Ich muss das tun“, fügte er hinzu und schämte sich, weil es wie eine Entschuldigung klang.
    Ihr schlichtes „Ich weiß“ echote noch in seinem Kopf, als er einige Minuten später weiter zum Treffpunkt fuhr. Das Bild, wie sie verzweifelt gegen eine Träne ankämpfte, hatte sich in sein Hirn gefressen wie ein Parasit und wollte ihn nicht mehr loslassen.
    Er war ein solcher Idiot. An der Situation war nichts zu ändern, aber nachträglich fielen ihm drei gewisse Worte wieder ein, die in dieser Situation vielleicht ganz angebracht gewesen wären. Wollten Frauen so was nicht hören? Andererseits war Laine in keiner

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