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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Nichts! Ein Niemand! Du Versager bist nur Dreck und wirst das bald begreifen!“
    Die beiden anderen Kienshi zerrten Jamian auf die Füße und drehten ihm die Arme auf den Rücken, während sich Magnus nicht mehr einkriegen wollte und vor Zorn Blutströpfchen schnaubte. Der Parkplatz sah vor lauter roten Sprenkeln aus, als hätte er die Masern. „Denkst du, du könntest es mit mir aufnehmen?“
    „Keineswegs.“ Jamian spuckte ein paar kleine Steinchen aus und setzte sein arrogantestes Grinsen auf. „Das war mir der Spaß einfach wert.“
    Für einen Moment ging er davon aus, für diese Antwort die Prügel seines Lebens zu kassieren, doch tatsächlich atmete Magnus nur einige Male tief ein und aus, ehe er trotz seiner noch immer bluttriefenden Nase ein würdevolles Gesicht zog.
    „Nun gut, Bryonts, wenn du vorher noch ein bisschen Spaß haben willst, kann ich das verstehen.“ Seine Stimme war nasal und gefährlich leise. „Aber ich sage dir eins: Sobald der Oberste Senator von dir hat, was er will – was immer das auch sein mag – werde ich schon darauf warten, dir Manieren eintrichtern zu dürfen. Und dass du so schnell nicht sterben kannst, wird dabei dein Nachteil sein, nicht meiner.“
    Jamian klammerte sich an sein Grinsen, bis Magnus sich umgedreht hatte und zum Wagen ging. Einer der beiden Männer, die ihn festhielten , bückte sich und hob das am Boden liegende Klebeband auf. Jamian wartete nicht auf die Anweisung, sondern faltete sofort die Hände auf dem Rücken, die Handflächen aneinander. Seine Schultern wurden unangenehm nach hinten gebogen, als einer der Männer das Tape erst eng um seine Unterarme und dann um seine Hände wickelte. Die Schürfwunde auf seiner Wange verheilte prickelnd. Es juckte, doch er konnte sein Gesicht nicht einmal mehr an der Schulter reiben. Er konnte lediglich den Kopf in den Nacken legen, damit keine Haare in die sich regenerierende Haut gerieten. Dass ein bisschen Dreck und Splitt einwachsen würde n , war nicht zu ändern. Er wurde in einen Wagen geschoben. Magnus saß bereits auf dem Beifahrersitz und blutete trotz übernatürlicher Selbstheilungskraft immer noch in ein Taschentuch. Der Blutgeruch verursachte Jamian Übelkeit, sodass er nur noch durch den Mund atmete. Er suchte sich eine Position, in der er mit gefesselten Armen halbwegs bequem sitzen konnte, lehnte den Kopf an die kühle Scheibe und sah schweigend aus dem Fenster in die Nacht.

    *
    Laine hielt sich abseits der Straße in einem Kiefernhain verborgen.
    Hier würde kein Kienshi sie sehen oder wittern. Die ätherischen Öle der Nadelbäume und ihres Harzes würden ihren Geruch verschleiern. Mit jedem Schlag schien ihr das Herz schwerer zu werden. Zu viel lastete auf ihr und nicht zum ersten Mal bereute sie, nach Schottland zurückgekommen zu sein. Sie hatte ein paar außergewöhnlich schöne, lebendige Stunden hier verbracht. Aber letztlich blieben dies kurze Lichtmomente, die ihr hämisch zeigten, wie dunkel die darauf folgende Finsternis war.
    Zu leben endete mit dem Tod. Lebendigkeit war eine Schwäche.
    Die Vorstellung, dass Jamian nun bald gezwungen wurde , mit dieser Sinead zu schlafen, trieb Dornen in Laines Schädeldecke. Sie hätte dieses Weib sofort und bei erster Gelegenheit in Stücke reißen sollen.
    Doch sie war nicht die Einzige , die Fehler machte. Dass Jamian ihr seinen Bruder anvertraute, war seiner.
    „Ich muss das tun“, hatte er gesagt. Laines Antwort lautete: „Ich weiß.“ Den zweiten Satz hatte sie nicht laut ausgesprochen.
    Ich auch.
    Sie hörte das Auto kommen. Der Motor lief auf viel zu hohen Touren, unregelmäßig und stoßweise wurde Gas gegeben. Da saß ein absoluter Fahranfänger am Steuer. Ihre Schützlinge kamen.
    Meine Schützlinge , dachte sie zynisch.
    Sie hatte Jamian versprochen, Junias zu beschützen. Doch sich selbst hatte sie geschworen, ihre Art nicht im Stich zu lassen. Das nannte man eine klassische Crux.
    Laine trat aus dem Schutz der Bäume und der Wagen kam stotternd mitten auf der Straße zum Stehen. Der Motor gab ein letztes, würgendes Geräusch von sich und soff dann ab. Durch die Windschutzscheibe sah Laine in die vor Schreck geweiteten Augen eines Mädchens. Der Junge war nicht dabei.
    „Wo ist Jamians Bruder?“, fuhr sie das Mädchen an, kaum dass die Tür geöffnet wurde.
    Die Kleine zuckte fast vor ihr zurück. „Bist du … Jamians Freundin? Oh bitte, du musst mir helfen! Junias … ich weiß nicht , wo sie ihn hinbringen.“ Das Mädchen

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