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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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lesen, was da stand. Er wollte es auch nicht hören. Es sollte nicht da stehen!
    „Gravida gibt Vernichtungsschmerz an“, las Laine weiter. „Harter Bauch und Abfall der kindlichen Herztöne auf 50 Schläge pro Minute. Palpatorische Querlage. Vorzeitige Plazentalösung, schwerer Blutverlust, sofortige Verlegung in den OP, Verabreichung 2 mg Dipidolor, Opioid …“
    Erkenntnis schlug nach ihm und traf. Er hörte sich stöhnen. „Deshalb hat sich ihre innere Wunde nicht geschlossen. Sie haben sie betäubt – natürlich hat sich die Verletzung nicht schließen können, wenn sie sie unter Drogen gesetzt haben!“ Jäh schlug er sich mit der Faust vor den Oberschenkel. „Verdammte Idioten, warum hat das niemand verhindert ? Wir haben uns immer gefragt, wie sie bei der Geburt hatte sterben können.“
    Laine wirkte aufgebracht. „Hast du nicht verstanden, was hier steht?“
    „Wie denn? Ich weiß nicht genau mal, welche Sprache das sein soll.“
    „Hör zu, es geht weiter: Bei vorzeitiger Plazentalösung und nachfolgender schwerer Atonie versterben Gravida und 24 Minuten postnatal auch zweiter Zwilling.“
    Jamian fühlte sich leer. In seinem Kopf war alles weiß und inmitten von Weiß standen zwei hilflose, winzige Worte. „Zweiter Zwilling?“
    „Zwillinge“, wiederholte Laine mit einem ungläubigen Lächeln. „Die Prophezeiung betrifft Zwillinge. Deine Zwillingsbrüder. Verdammt, Jamian, sag mir nicht, ihr wusstet nicht, dass deine Mutter Zwillinge erwartet hatte.“
    „Woher hätte ich das wissen sollen ?“ Er spürte seinen Puls bis unter die Kopfhaut, ein eigenartig kribbelndes Gefühl. „Ich war zu der Zeit nicht mal drei Jahre alt. Mein Vater hat nach ihrem Tod nicht oft von meiner Mutter gesprochen. Von ihrem Tod schon gar nicht.“ Er musste sich an den Schreibtisch lehnen. „Das bedeutet …“
    „Das bedeutet, dass die Prophezeiung deinen Bruder betrifft. Den älteren Zwilling.“ Laine lächelte ihn an. Als wäre es eine gute Nachricht.
    Aber das war es nicht. Es war eine Katastrophe, die ihm den Kopf schwer machte, sodass er ihn mit den Händen festhalten musste. „Junias. Oh Mist, Mist, Mist.“ Jäh sah er wieder auf, mit einem Mal fühlte er sich hellwach. „Wir müssen diese Akte ver n ichten. Niemand darf das je erfahren – niemand! Kannst du das löschen?“
    „Löschen?“ Sie zögerte.
    „Begreif doch, Laine. Solange alle denken, dass ich es bin, wird niemand Interesse daran haben, Junias unsterblich zu machen. Sie werden gar nicht daran denken und selbst wenn, kann ich es verhindern.“ Jamian ballte entschlossen die Fäuste. „Die Prophezeiung kann nie erfüllt werden, solange Junias sterblich bleibt. Und das wird er, das schwöre ich auf meinen unsterblichen Hintern und alles, was da dranhängt !“
    Für einen Moment presste Laine die Lippen zusammen, rieb sich mit den Fingerspitzen angestrengt über die Stirn. Dann nickte sie. „Ich habe ein Programm , mit dem ich es löschen kann.“ Ihre Finger flogen erneut über die Tastatur.
    Jamian wartete ungeduldig. Da hörte er Stimmen.
    „Können Sie endlich Feierabend machen, Dr. Hopken?“ Schritte näherten sich.
    „Ja, wurde auch langsam Zeit“, antwortete eine zweite Stimme. „Meine Frau hat schon dreimal angerufen, wo ich wieder bleibe. Ich hole nur noch meine Jacke aus dem Büro und dann nichts wie nach Hause.“
    Jamians Blick fiel auf das Namensschildchen auf dem Schreibtisch und krachte brachial gegen dessen Aufschrift. Med. Dr. G. Hopken.
    „Da kommt jemand, wir müssen raus!“, zischte er Laine zu.
    „Eine Sekunde, ich hab es gleich.“
    Diese Sekunde dauerte eindeutig zu lang. Endlich zog Laine den USB-Stick aus dem PC und riss kurzerhand das Stromkabel aus der Steckdose, weil nicht genug Zeit blieb, um das System herunterzufahren. Für den Bruchteil einer Sekunde lauschte sie, dann war sie in einer fließenden Bewegung am Fenster, sprang, rollte sich geschmeidig durch die offene Luke und landete auf dem äußeren Fensterbrett. Sie gestikulierte ihm, ehe sie hinuntersprang und in die Dunkelheit eintauchte. Jamian folgte ihr hastig und – wie er fand – wesentlich uneleganter. Als er in die Tiefe sprang, sah er bereits, wie Licht durch die sich öffnende Tür in den Raum floss.
    Dicht nebeneinander pressten sie sich an die Hauswand und beobachteten die Schatten, die das Licht aus dem Zimmer nach draußen warf.
    „Ach du lieber Gott, was ist denn mit dem Fenster ? “, vernahm Jamian die erschrockene Stimme

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