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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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des Arztes. Die Schatten verrieten, dass der Arzt prüfend hinaussah .
    „Ob er die Polizei ruft?“, wisperte Jamian Laine ins Ohr.
    Sie grinste schief. „Soll er doch. Komm, wir verschwinden.“ Lautlos wie zwei Geister eilten sie an der Hauswand entlang Richtung Haupteingang, wo sie nach kurzem Umsehen auf den befestigten Weg traten und sich völlig selbstverständlich Hand in Hand vom Krankenhaus entfernten, um zum Parkplatz zu schlendern.
    Zwei Krankenschwestern kamen ihnen entgegen und lächelten freundlich. „Was für ein süßes, junges Pärchen“, hörte Jamian die eine ihrer Kollegin zuflüstern, als sie sie passiert hatten.
    „Ja“, seufzte die zweite. „So jung und unbeschwert müsste man noch mal sein.“
    Laines Schultern zuckten vor unterdrücktem Lachen.
    Jamian wagte erst im Mini , aufzuatmen. Hinter seinen Schläfen biss die Sorge und manifestierte sich zu höllischen Kopfschmerzen.
    „Was willst du nun tun?“, fragte Laine, den Blick ins Leere gerichtet, als würde sie träumen.
    „Nichts.“ Weil ihm ansonsten nichts einfiel. „So tun, als wäre nichts gewesen; als wüsste ich es nicht. Nie wieder darüber reden. Oder denken. Es vergessen.“ Er griff nach dem Schlüssel, um den Motor zu starten, als das Handy in seiner Hosentasche leise summte. „Nichts“, wiederholte er noch einmal fest und nahm den Anruf an.
    „Bryonts, mein Bester“, erklang die viel zu gut gelaunte Stimme des Obersten Senators. „Ich hoffe, du hast deine Meinung nicht noch einmal überdacht?“ Jamian antwortete nicht. „Dein Bruder hofft, du stehst zu deinem Wort, Jamian. Möchtest du ihn vielleicht noch mal sprechen?“
    „Was ich möchte“, gab Jamian lakonisch zurück, „tut nichts zur Sache, oder? Wohin soll ich kommen?“
    „Blair Atholl. Kennst du die Whiskydestillerie in der Nähe von Blair Castle? Die machen da einen guten Single Malt. Wir treffen uns auf dem Parkplatz vor der Brennerei. In, sagen wir, dreißig Minuten. Schaffst du das, Bryonts?“
    „Locker.“ Jamian trat das Gaspedal durch.

Das Gefühl von Ohnmacht bei vollem Bewusstsein

    Die Fahrt verlief still. Etwa dreißig, mit Schweigen gepolsterte Kilometer zogen sich über die A9, die Kingussie mit Blair Atholl verband. Immer wieder warf Jamian Laine bittende Blicke zu, suchte nach Fragen, nach Antworten in ihrer Miene, nach einem Ansatz zu einem Gespräch. Doch sie blickte nur nachdenklich ins buttergelbe Licht, das die Scheinwerfer ihnen vorauswarfen .
    In seinem Kopf war so viel, das er ihr sagen musste, ehe er sich dem Obersten Senator ausliefern würde, um …
    Nein, den absurden Gedanken bekam er nicht zu Ende gedacht. Hoffentlich hatten die im Haus des Senators etwas Gutes zu rauchen da. Nüchtern würde er die Aktion nicht packen.
    Nichts von dem, das in seinem Kopf vorging, konnte er in Worte fassen und noch weniger davon wollte ihm über die Lippen kommen. Trotzdem war der Wunsch, mit Laine zu reden, ihr irgendetwas zu sagen, fast übermächtig. Seine Hände bebten von dem Wunsch, auf sein Schlagzeug einzudreschen, um ihm ein Ventil zu schaffen und eine Möglichkeit, sich ohne diese komplizierten Worte auszudrücken.
    Und Laine? Sie starrte auf die Straße.
    Einen Penny für deine Gedanken.
    Er musste an den alten Marillion-Song denken. Um seine Hände zu bewegen, kramte er in der vollgestopften Seitenablage seiner Tür, wo alle möglichen, zumeist hüllenlosen CDs darauf hofften, nicht irreparabel zerkratzt zu werden. Er legte die Richtige ein und wählte den dritten Song aus. Sanfte Klavierklänge hallten aus den Boxen, die ihn mehr gekostet hatten als der Rest vom Auto.
    „I was walking in the park dreaming of a spark …“, begann Sänger Fish.
    Laine entlockte der Song ein kaum wahrnehmbares, spöttisches Lächeln.
    „A penny for your thoughts my dear“, murmelte Jamian leise mit. „A penny for your thoughts my dear .“
    I owe you for your love, I owe you for your love, sang Fish allein weiter, während Jamian seine Finger beobachtete, die im Rhythmus zuckten. Die Furcht vor Ablehnung war ihm vollkommen neu und beherrschte ihn vollends. Sie gehörte zu Laine, und nur zu Laine allein. Keine Frau vor ihr hatte sie hervorgerufen. Sie gab dem Wohlgefühl in ihrer Nähe, dem körperlichen Begehren und dem Spaß an der Hingabe eine neue Tiefe. Tiefe schuf tiefere Schatten. Und diese lagen über ihm, mit einem Gewicht, dass er Gefühlen nicht zugetraut hatte.
    A penny for your thoughts, my dear.
    „Aus den frühen

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