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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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ihre Gedanken hören. Sicherlich war nur das sein Plan. Laine sprang auf.
    „Ich wollte heute aufbrechen“, murmelte sie , ohne ihn anzusehen. „Du hattest recht , ich habe hier nichts verloren und nichts gefunden. Meine Suche ist gescheitert und ich werde gehen.“
    Verwundert sah er ihr nach, öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen. Schloss ihn wieder. Schließlich stand er auf und kratzte sich unsicher im Nacken. „Dein Verhalten ist manchmal absonderlich, Laine. Erst diese Sache am Bach. Dann küsst du mich, willst mir ans Blut, wünschst mich zum Teufel, sagst mir schließlich, dass du mich magst und mir nicht mehr an die Kehle gehen wirst. Und gerade dann willst du gehen? Muss ich das verstehen?“
    „Selbstschutz“, gab sie zurück. „Es wäre nicht gut für mich, dir näherzukommen .“
    „Nein? Wovor hast du Angst?“ Zögerlich trat er einen Schritt näher . „Vor mir? Ich bin harmlos, ehrlich.“
    Verbitterung ließ Laine lächeln und sie rollte mit den Augen. Er war alles. Bloß harmlos nicht. „Angst, dass du mir wichtig werden könntest.“ Zu spät wurde ihr klar, dass das bereits geschehen war. Sie drehte sich hastig von ihm weg.
    „Was wäre daran schlimm?“ Er trat dicht hinter sie, so dicht, dass sie seine Körperwärme am Rücken spüren könnte. Unter ihrer Haut kämpften Konflikte. Einfach nachgeben, stand auf der einen Seite. Sich umdrehen, ihn küssen und den Moment genießen, egal , was morgen kommen würde. Was war schon morgen?
    Vernünftig zu sein, rang dagegen an. Das Weite zu suchen, wäre vernünftig. Sie blieb stehen, stützte sich nur mit der linken Hand an einen der nah e stehenden Bäume, als könnte der alte Stamm ihr etwas von seiner Stärke abgeben.
    Langsam streckte er ebenfalls eine Hand aus. Laine verfolgte die Bewegung mit den Augen und zuckte dennoch zusammen, als seine Finger ihren Handrücken streiften. Warum tat er das? Und wieso ließ sie es zu?
    „Schschsch“, machte er leise und trat einen letzten Schritt näher. Seine Brust berührte ihren Arm und sie spürte seinen Atem an ihrem Hals. Sein Haar streifte weich ihr Gesicht.
    „Wäre das so schlimm?“, wiederholte er geflüstert, jede Silbe betont. Mit der freien Hand fuhr er ihr vorsichtig über den Arm und hinterließ ein Kribbeln auf ihrer Haut. Ein Gefühl, das sie nie zuvor gespürt hatte. Nie so warm. Nie mit jemandem, der nicht war wie sie. Laine konnte nicht verhindern, dass ihre Augen zufielen. Sie kämpfte gegen den Wunsch an, ihm das Gesicht zuzuwenden. Es stand außer Frage, was er dann tun würde.
    „Lass das, hör auf“, wisperte sie. „Du würdest mir wehtun.“
    Ehe sie sich rühren konnte, berührten seine Lippen hauchzart ihre Wange. „Kann schon sein. Höchstwahrscheinlich.“ Jede Silbe streichelte ihre Haut. „Oder du mir. Aber wir könnten es darauf ankommen lassen.“ Weich wanderten seine Lippen an ihrer Wange entlang und näherte n sich ihren. Es wäre so einfach, ihn jetzt zu küssen. Nur eine winzige Bewegung.
    „Nein!“ Laine machte einen Satz nach vorn. „Nein, das ist nicht richtig! Ich muss gehen. Leb wohl, Jamian. Pass auf dich auf und …“ Sie schüttelte den Kopf, um ihn freizubekommen, und sprang in ihren Wagen, verwirrt von einem gewaltigen Chaos in ihrem Körper.
    „Laine, warte!“, rief er ihr nach, doch sie ignorierte ihn, startete den Motor, fuhr ruckelnd über den unebenen Waldweg und ließ ihn stehen, ohne sich umzusehen.
    Nach Inverness, dachte sie und blinzelte, konnte überhaupt nicht mehr mit dem Blinzeln aufhören. Auf dem schnellsten Weg nach Inverness und ins nächste Flugzeug. Nichts wie weg hier. Raus aus diesem verfluchten Land, das ihr immer nur Verlust zu bieten hatte. Nie wieder an diesen Wächter denken.
    Das Unglück blieb Laine jedoch treu wie ein alter Hund, denn an diesem Abend bekam sie keinen Flug mehr. Den letzten verpasste sie knapp, weil der Papierkram, der nötig war, um ihr Auto verschiffen zu lassen, enervierend lange gedauert hatte. Frustriert und auf eine bislang unbekannte Art frierend fand sie sich spät am Abend am Ufer von Moray Firth wieder. An der Klippe, die ihr so gefiel. Nah am Abgrund setzte sie sich und starrte aufs Meer, das zu ihren Füßen zwischen den zerklüfteten Felsen tobte. Der Wind schien entrüstet und schwoll zu Sturm an. Im Radio hatten sie für die Nacht eine Regenfront angekündigt. Die Vorboten vibrierten bereits in der Luft. Laine atmete das Alleinsein und schmeckte Einsamkeit, während sich

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