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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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machen.“
    „Das ist alles?“
    Ihr drängte sich der unangebrachte Gedanke auf, dass er in der halblangen Jeans und dem engen, schwarzen Shirt unverschämt gut aussah. Das finstere Gesicht stand ihm hervorragend und der Ansatz eines bockigen Lächelns um die Lippen machte ihn direkt noch hübscher. Zu hübsch, das war gefährlich.
    „Du brauchst diesmal gar keinen Helden in Rüstung auf einem weißen Pferd, sondern einen Fensterputzer?“
    „Ja.“ Laine strich sich die zerzausten Haare zurück. Merde, sie hätte sich wenigstens kämmen können. „Der heroischen Taten sind für diesen Tag genug getan. Und putzende Männer gelten ohnehin als die wahren Helden dieser Zeit.“
    Er versuchte sichtlich, es zu unterdrücken, aber sein Mund zuckte leicht, sie hatte es genau gesehen. „Hab ich dich etwa aufgeheitert? In dem Fall bitte ich um Verzeihung, das wollte ich nicht.“
    „Keine Sorge, ist ja nichts passiert.“ Er seufzte, sein Gesicht verlor die bedrohliche Wirkung. „Du kannst stolz auf dich sein. Du bist sogar für meinen Ärger verantwortlich.“
    „Das musst du mir erklären.“ Laine ging ein paar Schritte näher und ließ sich auf den Boden sinken, lehnte ihren Rücken an einen Baumstamm und deutete dem ungebetenen Besucher mit einer kleinen Geste , sich ebenfalls zu setzen, als wäre die Walderde ihre Wohnzimmereinrichtung. Eine bessere besaß sie gerade nicht.
    „Ich bekam einen Anruf von meinem Freund Robert aus Inverness.“ Er ließ sich mit reichlich Abstand zu ihr nieder, nahm einen Fichtenzapfen vom Boden und begann , ihn langsam mit den Fingern in seine Bestandteile zu zerlegen. „Er beklagt eine ziemlich übel zugerichtete Leiche in seinem Gebiet. Du warst nicht zufällig gestern in Inverness, Laine? Und im Laufe der Woche in Kingussie? In einer Arztpraxis tauchte auch einer mit sehr ungesundem Blutpegel auf.“
    „Glückwunsch, die Kommunikation bei euch scheint gut zu funktionieren.“ Bedauerlich, dass er davon wusste. „Warum denkst du sofort an mich? Sind die hiesigen Vampire alle derart zahm?“
    Er zog die Brauen zusammen , ohne aufzublicken. „Sie sind nicht so dumm, Laine“, presste er durch die Zähne und massakrierte den Fichtenzapfen mit steigernder Gewalt seiner langen Finger.
    „Kein Grund , sich zu ärgern, Jamian. Ich habe mich an die Regeln gehalten, wie du es verlangt hast. In deinem Gebiet. Mehr kannst du kaum von mir erwarten.“
    Er schüttelte leicht den Kopf, warf die kümmerlichen Reste seines Opfers mit einer schnellen Bewegung von sich. „Nicht? Dann erwarte aber auch nichts mehr von mir.“
    „Das hab ich nie getan.“
    Er antwortete nicht, presste nur die Lippen zusammen.
    „Habe ich dich in Schwierigkeiten gebracht?“, fragte sie nach einer Weile angespannten Schweigens.
    „Ja.“ Unvermittelt blickte er sie scharf an. „Ich hatte einen beschissenen Tag und habe dann noch einen Freund anlügen müssen. Das gefällt mir nicht.“
    „Du hast ihn angelogen?“
    „Ich habe ihm gesagt, dass auch wir hier ein Problem mit einem rebellischen Vampir hatten. Dass du mich angezapft hast, hat ohnehin die Runde gemacht. Ich bin landesweit zum Gespött unter meinen Leuten geworden.“ Das schien ihn nicht zu stören, der Hauch eines Grinsens überzog seine Miene, als würde es ihn in gewisser Weise amüsieren. „Aber ich habe behauptet, dass dieser Vampir wieder abgezogen sei. Ganz ehrlich, Laine, das hättest du wirklich besser getan.“ Seine Stimme wurde leiser, sein Gesicht verzog sich leicht, als hätte er plötzliche Schmerzen, die er zu verbergen versuchte.
    Was hast du ? , dachte sie angestrengt und legte den Kopf schief. Sag mir, was in dir vorgeht!
    „Laine, ich hab die Regeln gebrochen, indem ich dich laufen ließ. Ich bin genauso schuldig an diesem Mord wie du. Es war meine Aufgabe, so etwas zu verhindern. Und ich hab sie nicht erfüllt, weil … ach, Scheiße!“
    „Weil?“, fragte sie gebannt. Rede weiter, rede weiter! Warum?
    „Tut nichts zur Sache.“ Er griff sich einen weiteren Fichtenzapfen, an dem er sich auslassen konnte.
    „Es tut mir leid“, hörte Laine sich selbst sprechen, obgleich sie wusste, wie töricht ihre Worte waren. Er hatte unrecht . Es tat sehr wohl etwas zur Sache, wie er es nannte. „Ich wollte dir keine Schuldgefühle bereiten. Damit hatte ich nicht gerechnet.“ Noch weniger hatte sie mit dem plötzlichen Bedürfnis gerechnet, etwas gegen diese Niedergeschlagenheit zu tun, die sein Gesicht zeichnete. Er sollte

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