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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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hatte ihn gesehen, behielt ihn kritisch im Blick. Sie erwarte te n immer einen Hinterhalt. Aber tat er das denn nicht? Seine Hände, die er tief in den Hosentaschen vergraben hatte, waren zu Fäusten geschlossen, ein jeder Muskel wartete angespannt auf den Startschuss, dabei war der Typ da hinten ein ruhiger Vertreter seiner Art und machte nie Ärger. Aber war es wirklich die Verteidigungshaltung, die Jamian kampfbereit machte? Oder gierte es ihn einfach nach der Kraft des Vampirs? Für einen Moment überlegte er, ihm zu folgen. Doch warum Ärger heraufbeschwören und einen ernsthaften Kampf riskieren, wenn er es so viel einfacher haben konnte?
    Er entspannte sich , soweit es in der nassen Kälte möglich war, nickte in Richtung des Blutsaugers und schlenderte weiter auf die Kirche zu, hinter der sein Auto parkte. Vielleicht stand irgendwo ein Fenster auf. Manchmal hatte man Glück. Jamian fand kein offenes Fenster, doch im kleinen Anbau der Kirche brannte bereits Licht. Der Duft von Kaffee mischte sich dem Geruch von Asphalt, Erde und verschiedenen Pflanzen bei, die bei Regen viel intensiver rochen. Pastor Thomas MacBennet war bereits wach. Jamian hörte ihn in seiner Küche kramen, er bereitete sein Frühstück zu.
    Er hätte sich gern eingeredet, dass es nur der Kaffeeduft war, der ihn lockte, aber da war zweifellos etwas anderes, was er viel dringlicher brauchte. So trat Jamian etwas lauter auf und bemühte sich um all die kleinen Geräusche, die normale Menschen unbewusst machten, um ja nicht übersehen zu werden. Sein Plan ging auf, das Fenster öffnete sich und das breite, bärtige Gesicht des Pastors erschien.
    „Mensch, Jamian“, raunte MacBennet in seinem rollenden Bass. „Warst du die ganze Nacht unterwegs? Wie siehst du denn aus, bist ja klitschnass. Komm mal rein, aber schnell!“ Das Fenster wurde geschlossen, dafür ging seitlich des kleinen Hauses eine Tür auf. Jamian seufzte lautlos aus Scham vor dem , was folgen würde, und betrat das Haus. Er roch neben Kaffee abgestandenen Zigarettenrauch sowie den Muff eines allein lebenden Mannes, der nicht ungepflegt war, aber zu selten lüftete. Außerdem roch es nach Leben.
    MacBennet reichte ihm ein Handtuch und musterte ihn kopfschüttelnd. Mit dem kantigen Gesicht und einem Kreuz wie ein Schrank erinnerte er mehr an einen mittelalterlichen Henker als an einen Pastor. Als Kinder hatten Jamian und Junias ihn bei den Gottesdiensten heimlich ausgelacht, denn in seinem Talar war er ihnen wie eine überdimensionale Presswurst vorgekommen. Nach ihren Albernheiten hatten sie sich gefürchtet, der liebe Gott könnte MacBennet von diesen Scherzen erzählt haben. Die Erinnerung beschwor Wehmut herauf.
    „Bist nass wie ’n e Ratte, Junge“, murrte MacBennett. „Willste eben unter die Dusche springen? Dann such ich dir was Trockenes zum Anziehen raus, hab sicher was, wo du reinpasst.“
    Jamian winkte dankend ab. „Danke. Ich hab nur wenig Zeit und werde gleich nach Hause fahren.“
    „Dann komm wenigstens und trink ’ nen Kaffee. Hattest viel zu tun die Nacht, ja?“ Brummig schüttelte MacBennett erneut den Kopf und schlurfte in seine altmodisch eingerichtete Küche, wo er, sehr harmlose Flüche grummelnd, nach Tassen kramte. Er machte selten einen Hehl daraus, dass er seinem alten Freund Michael Bryonts nie verzeihen würde, plötzlich gestorben zu sein und seinen Jungs die Bürde der Vampirwächter so früh und unvorbereitet überlassen zu haben. In dieser Hinsicht war er mit der Entscheidung seines Gottes überhaupt nicht einverstanden und das ließ er jeden wissen.
    Jamian sackte auf der abgewetzten Eckbank zusammen und tropfte den Fußboden nass. Aus alter Gewohnheit spielte er mit einem Zipfel der vergilbten Spitzentischdecke. Schon als kleiner Junge hatte er oft an diesem Platz gesessen. In der Küche sah noch jedes Detail genauso aus wie damals, als er gerade mal über den Tisch gucken konnte und aus Angst vor dem hünenhaften Pfarrer an der Ecke ebendieser Tischdecke herumgekaut hatte.
    Mac Bennett stellte ihm einen dampfenden Becher vor die Nase und setzte sich mit einer Tasse auf einen Stuhl, der unter seinem immensen Gewicht knirschte.
    „Keine gute Nacht gehabt, was?“, wiederholte er die Frage, die Jamian ihm nicht beantwortet hatte.
    „Nicht wirklich.“ Jamian wärmte die Hände an seiner Tasse und beobachtete, wie sich der Dampf im Raum verteilte und unsichtbar wurde wie eine schwindende Erinnerung.
    Der Hüne runzelte verdrießlich die

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