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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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glaubte sie nicht daran, dass sie böse sind. Aber ein Wasserpferd bist du wohl nicht, oder?“
    Junias legte seinen Helm im Gras ab und setzte sich darauf, zog die Knie an und schlang seine Arme um die Beine. Sie würde es verstehen. Sie musste es einfach verstehen.
    „Sagt dir der Begriff Kienshi etwas?“, fragte er in flüsterndem Ton. „Oder Unamjua-Oidhche? Das ist die gälische Bezeichnung.“
    „Wächter über die Nacht.“ Amys Wispern war kaum zu hören im Rauschen des Windes. Ihre Augen wurden kugelrund und blickten erst zu ihm und dann zu Boden. „Als Kind habe ich daran geglaubt.“
    Junias nickte langsam. „Glaub die Geschichten nicht. Ich kenne sie, es sind dumme Märchen.“
    „Aber es ist wahr? Es gibt sie, die Finsteren. Und du bist …“
    „Ein Kienshi. Ein Wächter der Nacht, ja. Und ja, es gibt auch Vampire. Überall.“ Junias konnte dem Schau d er, der Amys Rücken hinablief , zusehen. Doch nun folgte das Schwerste. „Ich bin gezwungen, es dir zu sagen, nachdem du es gesehen hast.“
    „Damit ich schweige, nicht wahr? Weil es gefährlich für dich wäre, wenn es jemand erfährt.“
    „Sehr gefährlich, Amy. Aber vor allem“, seine Stimme rebellierte und wurde für einen Moment viel höher, „für dich.“
    Amy erwiderte nichts. Als er aufsah, nickte sie nur knapp und drückte die Lippen aufeinander.
    „Versteh bitte, Amy. Unser Volk hat Angst, entdeckt zu werden. Sie sind in dieser Hinsicht radikal und akzeptieren keinerlei Gefährdung der Sicherheit. Wenn die Menschen herausbekämen , dass die Legenden um uns herum wahr sind …“
    „Dann würden sie euch jagen wie das Monster von Loch Ness“, beendete Amy seinen Satz tonlos. Junias stand auf, trat vor Amy, nahm zögerlich ihre Hand in seine und staunte über den Mut, den sie gerade beide bewiesen.
    „Du darfst mit niemandem darüber reden. Kannst du mir versprechen , zu schweigen?“
    „Natürlich“, flüsterte Amy und starrte auf ihre Hände. Rasch ließ er sie wieder los und drehte sich um. Er konnte kilometerweit übers Wasser sehen. Fischotter erkannte er in weiter Ferne, sah, wie sie planschten und nach Forellen und Aalen tauchten.
    „Es ist nicht wie in den Märchen, Amy. Wir töten die Vampire nicht. Wir jagen sie auch nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Aber wir sind auch keine Helden.“
    „Sondern?“
    „Wir wachen über sie. Wir passen auf, dass sie nur das nehmen, was sie zum Überleben brauchen. Das ist nicht viel und gesunde Menschen können das gut verkraften.“ Solange der Vampir sich im Griff hatte. Gleiches galt bei einem Pranaraub. „Solange sie sich an die Regeln halten, lassen wir sie in Ruhe. In Glen Mertha herrscht seit einem guten Jahr Frieden.“
    „Das klingt beruhigend“, sagte Amy.
    „Es gibt einen Haken. Weißt du, wir werden zwar als Kienshi geboren, aber nicht mit den ungewöhnlichen Kräften. Sobald wir erwachsen sind, werden wir mittels eines Rituals verändert. Ein bemächtigter Kienshi nimmt uns alle Lebenskraft. Er tötet uns.“ Obwohl Amy schräg hinter ihm stand, sah er sie zusammenzucken. „Und gibt uns dann aus seinem Körper Kraft zurück. Von da an haben wir keine eigene Lebenskraft mehr.“ Er musste schlucken, um weitersprechen zu können. „Wir müssen sie nehmen. Stehlen. Von Vampiren oder Menschen.“
    „Das klingt nun nicht mehr beruhigend“, stammelte Amy , nachdem sie eine Weile mit donnerndem Herzschlag geschwiegen hatte. Junias sah ihre Unterlippe zittern.
    Er wollte ihr nichts vormachen, so gern er auch gelogen hätte. „Ich muss mich beherrschen, um nicht zu viel zu nehmen, sonst kann es übel enden. Normalerweise verursacht es nur Schwindel oder Kopfschmerzen, aber es ist ein bisschen wie mit Alkohol. Zu viel kann süchtig machen. Es kann tödlich enden. Allerdings für den, von dem ich nehme.“
    „Das hast du gemacht. Bei Brian , meine ich.“
    „Ja. Genau das. Ich mach das jede Nacht. Aber“, er warf Amy einen schnellen Blick zu, der hoffentlich beruhigend wirkte, „du musst keine Angst haben, dass ich das bei dir tue, okay? Ich hab mich in Brians Zimmer dagegen entschieden und dabei bleibt es. Ich will es eigentlich überhaupt nicht tun, aber wir brauchen das zum Überleben, verstehst du?“ Frustriert ließ er die Schultern sinken. „Und ich brauche jede Menge. Jamian weniger, er kommt manchmal tagelang ohne diese Sache aus.“
    „Dein Bruder ist also auch ein Kienshi?“
    „Ja. Meine Eltern waren es auch. Beide.“
    „Deine Eltern sind

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