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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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dich wie ein Baby!“
    Jamian starrte ihn an, als wollte er ihm den Kopf abreißen , und Junias musste sich ein Grinsen verkneifen. Jetzt hatte er es ihm endlich mal gegeben, das war lang e überfällig.
    „Halt die Klappe, wenn dir deine Zähne lieb sind!“, hatte Jamian geknurrt und war in seinem Zimmer verschwunden. Die Tür hatte geknallt, aber das tat sie in den letzten Tagen nur noch.
    Inzwischen kreischte ein aggressiver Song von 30 Seconds to Mars in ohrenbetäubender Lautstärke durch Haus.
    „Hornochse!“, bellte Junias. Typisch. Kaum tauchte Sinead auf, rastete sein Bruder aus. Jamie, Sinead und die niederen Triebe – das war ein nie enden wollendes Drama. Ob sie das ihre unsterblichen Leben lang so weiter treiben würden?
    Er zählte die Minuten, bis die Uhr den erlösenden Startschuss gab. Zeit, Amy abzuholen. Ohne einen weiteren Gedanken an seinen Bruder zu verschwenden, machte er sich aus dem Staub. Zum Glück hatte es nicht wieder angefangen zu regnen. Aber wie lange das Wetter halten würde, wagte in diesem Land niemand zu versprechen. Es hatte einen guten Grund, warum in schottischen Fernseh- und Radiosendern niemand die Wettervorhersage vorlesen wollte: Der Wettermann war grundsätzlich der Depp der Nation.
    Das Hinterrad seiner Yamaha ließ den Kies aufspritzen und in einem Steinchenschauer ans Küchenfester regnen.
    Amy erwartete ihn vor dem Haus und er bereute seinen Mut vom Vortag ein wenig. Sie würden heute nicht nur zusammen auf eine Party fahren, er würde ihr auch eine mehr als unangenehme Wahrheit offenbaren müssen. Eine tödliche Wahrheit, die er den ganzen Tag über erfolgreich verdrängt hatte. Er bremste sanft vor ihr ab, obwohl er sie eigentlich mit einem riskanten Manöver hatte beeindrucken wollen.
    „Amy“, sagte er schlicht und versank für einen Moment in Grübeleien, wie er es ihr nur erklären konnte. Wann und was er überhaupt sagen sollte, waren auch gute Fragen.
    „So heiß ich.“ Sie lächelte ihn an. „Hi Junias. Cool, dass du gekommen bist.“
    „Hab ich doch versprochen.“ Ein Hoch auf den Helm, unter dem sie ihn nicht erröten sah. „Wollen wir sofort fahren?“ Amy nahm den zweiten Helm entgegen und beäugte das Motorrad misstrauisch.
    „Was denn?“, fragte er unsicher. „Angst?“ Nein, sie hatte noch nicht genug Angst.
    Amy schnalzte mit der Zunge. „Ich doch nicht. Ich hab höchstens ein wenig Sorge, dass wir mit dem kleinen Ding drei Stunden bis nach Beauly brauchen.“
    „Wart es ab!“, entgegnete er so selbstbewusst er konnte und begann, sich wieder auf die Fahrt zu freuen. Später würde er es ihr sagen. Später war früh genug. Heute Abend würden sie nichts zu befürchten haben. Er konnte den richtigen Moment abwarten. Auch wenn er leider keine Ahnung hatte, woran er den erkennen sollte.
    Der Helm war Amy um einige Nummern zu groß und schwankte auf ihrem Kopf herum, was ihn an den Wackeldackel erinnerte, den Tante Holly ihm aus Deutschland mitgebracht hatte. Das Visier beschlug von seinem verhaltenen Lachen, während Amy unbeholfen hinter ihn auf den Sozius kletterte und ihm schüchtern die Hände um die Taille legte.
    „Dein Bauch zuckt“, bemerkte sie. „Lachst du mich aus?“
    „Halt dich lieber fest, statt mich zu kitzeln. Sonst hab ich gleich wirklich einen Grund , zu lachen.“
    „Du hast versprochen, dass du nicht so schnell – ach, du liebe Güüüte!“ Mit einem Schrei, halb begeistert, halb zu Tode erschreckt, krallte sie sich an ihn, als er Gas gab. Gar nicht schlecht, dieses Gefühl. Es würde ein guter Abend werden, soviel stand fest.
    Amy entspannte sich schon nach wenigen Metern. Offenbar vertraute sie seinen Fahrkünsten, nachdem sie sich an die Beschleunigung gewöhnt hatte. Ihr klammernder Griff um seine Mitte wurde lockerer und sie kommentierte die Umgebung und den Fahr t wind euphorisch. Sein Selbstbewusstsein schwoll an, er fuhr schneller und legte die Maschine tiefer die Kurven. Bald schon hatten sie die Landstraße erreicht, die kilometerweit parallel zum Loch Ness verlief. Im Westen war der Himmel aufgerissen, man sah zwischen den Wolken langsam die Sonne untergehen und Kronen in Violett und Zyklam auf die Berge setzen. Der See blitzte hier und da zwischen dem schmalen Streifen Wald auf, das die Straße von ihm trennte. Vollständig im Zwielicht versunken, sah er aus wie flüssiges Quecksilber. Wolkenmassen türmten sich im Osten und warfen ihre Schatten über Loch Ness, ließen ihn düster und unheimlich

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