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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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überlebt.
    Jamian stellte einen Ellbogen auf den Tisch und stützte das Kinn auf der Hand ab. Jeder Gedanke schien seinen Kopf schwerer zu machen.
    Auch seinen Vater hatte seine Bestimmung das Leben gekostet. Wieder ein Preis, den viele Wächter zahlten. Der Job war nicht ungefährlich, da brauchte man sich auch in Zeiten des Friedens nichts vor zu machen. Es konnte jederzeit zu einem letzten Kampf kommen. Eigentlich war es verantwortungslos, in dieser Lage überhaupt Kinder zu zeugen, die hinterher allein aufwachsen mussten. Jamian mochte alt genug gewesen sein, als sein Vater gestorben war. Er kam zurecht, auch wenn es manchmal schwer war. Junias war längst nicht so weit und so sehr sich Jamian auch bemühte, er hatte ihm nie auch nur ansatzweise den Vater ersetzen können. Er machte so vieles falsch.
    Seinen Eltern Vorwürfe zu machen, half nicht gegen die Gewissensbisse, es schuf eher neue, aber er kam nicht davon los.
    Abgesehen davon kam es nicht infrage, einem Kind eine solche Bürde aufzuladen und es in die Welt zu setzen, damit es einer zweifelhaften Bestimmung nachgehen sollte. Nein, er würde das keinesfalls tun.
    Sucht euch eine andere Hure für eure Pläne ! , grollte er innerlich und schloss die Hand so fest um den blechernen Bierkrug, dass das Metall an manchen Stellen nachgab und ein Abdruck seiner Finger zurückblieb.
    „Jamie, jetzt reicht es aber mal“, blaffte Robert ihn an. „Mann, du ziehst vielleicht ein Gesicht. Wenn du in den Himmel guckst, bricht den Wolken der Angstschweiß aus und es fängt an zu regnen. Was ist denn los? Ärger mit Sexy-Sinead?“
    „Lass mich mit der in Ruhe.“ Jamian winkte ab. „Es ist nichts, es ist gar nichts, ich bin nur müde.“ Er stockte, als die Glocke über der Eingangstür in seinem Rücken bimmelte und leise Schritte verrieten, dass ein Vampir das Pub betrat. Robert schlug die Zähne zusammen, spannte jeden Muskel an und fixierte den Blutsauger angriffslustig.
    „Nicht hier“, drohte Jamian leise. „In meiner Stadt werden sie nicht gejagt.“ Verflucht noch mal ! Er hätte Robert diesen Besuch ausreden sollen. Jetzt gab es vermutlich wieder eine Schlägerei. Die Frage war nur, mit wem. Ohne den sein Ziel taxierenden Robert aus dem Blick zu lassen, drehte er sich langsam um und nahm aus dem Augenwinkel die Umrisse des Vampirs war. Eine weibliche Silhouette in einer cremefarbenen Windjacke. Rotbraune Locken über schmalen Schultern. Oh nein. Nicht jetzt. Nicht Laine. Laine, die …
    Verflucht!
    „Entschuldige Rob, ich hab zu tun.“ Jamian stand auf, seine ganze Konzentration darauf gebündelt, sich den enormen Schrecken nicht anmerken zu lassen. „Da kommt meine Informantin. Ich ruf dich an. Tut mir wirklich leid.“ Er eilte durch den Gastraum auf Laine zu, die ihn mit undurchschaubarer Miene ansah und den anderen Kienshi am Tisch nicht einmal wahrzunehmen schien. Was konnte sie so abgelenkt haben?
    „Raus hier.“ Er packte sie fest am Oberarm und zog sie mit sich. Irritiert verzog sie das Gesicht, folgte ihm aber. „Lauf“, flüsterte Jamian , kaum auf der Straße angekommen und rannte los, nur einen Hauch schneller, als ein Mensch hätte laufen können. Laine gab ein fragendes Geräusch von sich, gehorchte jedoch erneut. Am Waldrand angekommen beschleunigte Jamian das Tempo und jagte mit Laine dicht hinter sich abseits aller Wege zwischen den Bäumen hindurch. Er rannte , ohne sich umzusehen, ohne darauf zu achten, ob Robert ihnen folgte , und ohne dass es einen Unterschied gemacht hätte. Er rannte, dachte an sein Schlagzeug, an seine Eltern und an tote Menschen sowie Kienshi, und rannte schneller, bis die Gedanken nicht mehr mitkamen. Erst nach einigen Kilometern blieb er stehen, lehnte sich keuchend an einen Baum und genoss das Feuer in seinen Lungen. Es lenkte ihn hinreichend ab, um keinen Wutanfall zu bekommen, obwohl Zorn und Trauer gefährlich in ihm brodelten.
    „Kannst du mir verraten, was geschehen ist?“ Auch Laine rang um Luft.
    Er hob die Hand und bedeutete ihr , still zu sein. Sie musste den Mund halten, wenn sie nicht wollte, dass er doch noch überkochte vor Wut auf ihren Leichtsinn.
    „Was soll das Theater?“, rief sie.
    „Ich spiele Vampire-Retten“, knurrte er.
    „Erst werde ich herumkommandiert, dann angeschwiegen und jetzt kommt der Sarkasmus? Sind wir verheiratet oder was ist los mit dir?“
    „Hast du den Wächter gesehen, Laine?“ Er wartete nicht auf ihre Antwort. Bei jedem Wort wurde seine Stimme

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