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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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kann.“ Junias seufzte theatralisch. Er musste Jamian danken, dass er ihn gedrängt hatte, Amy reinen Wein einzuschenken. Sie nahm es nicht nur hin. Sie fand es offenbar sogar gut. Für einen Moment kratzte der Gedanke an ihm, dass er ihr noch einiges verschwiegen hatte, unter anderem eine sehr entscheidende Sache. Die Ratten begannen zu nagen. Aber er jagte sie für heute Abend davon. Sie würde es erfahren. Aber nicht jetzt. Nicht heute.
    „Und? Was ist jetzt?“ Amy sprang auf die Füße. „Wollten wir nicht zu einer Party fahren?“

Gold & Grün

    Wie dumm die Idee gewesen war, Roberts Selbsteinladung auf ein Bier in Glen Mertha zuzustimmen, wurde Jamian erst klar, als er am frühen Abend mit seinem Freund im Pub saß und an seinem Ale nippte. Dass er Sinead gegenüber so hochgegangen war, lag ihm schwer auf der Seele. Ja, sie war völlig verrückt geworden, doch nein, das war kein Grund, ausfällig zu werden. Vermutlich hätte er die Nerven nicht verloren, wenn er nicht so müde gewesen wäre oder weniger frustriert. Doch das waren nur Ausreden, keine Entschuldigung, die seinen Ansprüchen genügte.
    Er hatte mit jemandem reden wollen und zu spät bemerkt , dass diese Sache nichts war, worüber er reden konnte. Erst recht nicht mit Rob. Wenn es wirklich stimmte, was Sinead erzählt hatte, dann war es möglicherweise gefährlich, den Mund zu weit aufzureißen. Was, wenn sich Robert Sineads Meinung anschloss? Jamian beäugte den dunkelblonden, kräftig gebauten Kienshi nachdenklich. Rob wäre es zuzutrauen, diese absurde Idee für den besten Einfall des Jahrhunderts zu halten. Er war zweifelsfrei ein feiner Kerl, aber er erfüllte seinen Job , ohne jemals Fragen zu stellen. Robert setzte blindes Vertrauen in die Regierung der Kienshi. Vermutlich würde er ein Kind in die Welt setzen, wenn ein Vorgesetzter es ihm vorschrieb. Womöglich würde es ihn noch mit Stolz erfüllen.
    Es kostete Jamian einiges von seiner wackeligen Beherrschung, um bei diesen Gedanken nicht abfällig den Mund zu verziehen.
    „Keine Ahnung , was mit dir los ist, Jamie.“ Robert wurde die Aufmunterungsversuche offenbar leid. „Willst du mich noch den ganzen Abend anschweigen? Du bist nicht ganz da heute.“
    Er war zu tief in seinen Gedanken, um die Worte überhaupt an sich heranzulassen .
    Man könnte Robert wohl nicht vorwerfen, dem Senat treu zu dienen, selbst wenn es sich um eine solch weitreichende Anweisung handelte. Bei ihm sahen die Dinge anders aus. Robert würde altern und – von den Nächten als Wächter einmal abgesehen – ein normales Leben führen. Das waren andere Voraussetzungen als das versteckte Dahinvegetieren, das Jamian bevorstand, gefangen im Körper eines nicht mal zwanzigjährigen Jungen. Was hatte Sinead sich nur dabei gedacht? Unsterblich ein Kind in die Welt zu setzen. Das war absurd. Die Vorstellung, dass dieses Kind, sollte es je geboren werden – und das würde er zu verhindern wissen – , in gar nicht allzu langer Zeit älter aussehen würde als seine Eltern, war pervers. Das war die ideale Ausgangslage für einen psychischen Schaden.
    Doch wenn Sinead und ihr Vater von dieser verdammten Prophezeiung gewusst hatten – wieso hatten sie ihm dann die Unsterblichkeit aufgezwungen? Jamian brach kalter Schweiß aus, als ihm der Gedanke kam, dass das Ganze möglicherweise zusammenhing. War er längst zur Marionette gemacht worden? Hatte das perfide Spiel bereits begonnen?
    Vielleicht hatte er Sinead großes Unrecht getan. Er schauderte heftig, als ihm ungewollt der Gedanke kam, dass ihr Vater sie aus demselben Grund unsterblich gemacht haben könnte. Um sie zu benutzen. Konnte die ganze Sache dem Obersten Senator das Leben seiner Tochter wert sein?
    Jamian dachte an seine Eltern. Sie fehlten ihm mit einem Mal mehr als je zuvor. Ihr Schicksal mahnte ihn zur Vorsicht. Nein, zu dieser Vorhersage durfte es nicht kommen, egal , wie weit er vielleicht schon drinsteckte . Seine Eltern waren der beste Beweis: Seine Mutter hatte Junias ’ Geburt nicht überlebt – ein Schicksal, das Kienshi-Frauen häufiger ereilte. Niemand wusste, warum. Normalerweise warteten Frauen mit der Wandlung, bis sie ein Kind geboren hatten. Molly Bryonts hatte nicht gewartet. Sie hatte sich früh wandeln lassen und wie Sinead war sie jung Senatorin geworden. Molly hatte sich für Kienshi-Verhältnisse spät dazu entschieden, Mutter zu werden. Einmal war alles gut gegangen, doch die Geburt des zweiten Kindes hatte sie nicht

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