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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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erscheinen.
    „Wow.“ Amy schrie gegen den Fahrtwind an. „Immer , wenn ich hier bin, fasziniert er mich aufs Neue.“ Da hatten sie etwas gemeinsam. An einem versteckt liegenden Pfad, der durch dichten Wald bis ans Ufer führte, bremste er ab und lenkte das Motorrad über den feuchten Schotterboden, zwischen wild wuchernden Sträuchern hindurch.
    „Wo fahren wir hin?“, wollte Amy wissen. „Da geht’s nicht nach Beauly, aye?“
    „Was denkst du denn?“, rief Junias zurück. „Wir gucken mal, ob wir ein Monster finden.“ Er schauderte, als ihm bewusst wurde, was er gerade gesagt hatte. Schuf er sich nun den idealen Moment, um es ihr zu sagen? Eigentlich hatte er nur einen Moment am Loch Ness halten wollen, weil … ja, warum, war eine gute Frage.
    Er bremste wenige Meter vor dem steil abfallenden Ufer . Sie nahmen die Helme ab.
    „Meine Haare sind platt gedrückt “, beschwerte sich Amy und zupfte an den hellblonden Strähnen herum, die ihr vom Wind um das Gesicht gewirbelt wurden. „Das sieht bestimmt schrecklich aus.“
    „Ach was. Gar nicht!“ Ganz im Gegenteil. Sie sah toll aus mit den vor Aufregung leicht geröteten Wangen. Ihre Wimperntusche war ein wenig verschmiert, offenbar hatte der Fahrtwind ihr Tränen in die Augen getrieben. Aber das sagte er ihr nicht, sonst würde sie hier am Loch Ness vielleicht noch eine Schminkzeremonie abhalten. Sie hatte zwar nur eine winzige Umhängetasche mit Emily the Strange - Motiv dabei, aber wer konnte schon ausschließen, dass sie darin ein ganzes Arsenal an Kosmetik mit sich herumschleppte ? Er verstrubbelte sich selbst die Frisur. „Wir tragen heute den Look von Freiheit und Abenteuer, das ist total hip.“
    „Wenn das so ist.“ Amy trat nah ans Ufer und sah die Böschung hinunter. Gute zwei Meter ging es an dieser Stelle in die Tiefe. Schilf wuchs bis über den oberen Rand hinaus. Amy lehnte sich vor, strich mit den Fingern über die Spitzen der Halme und beobachtete ein paar Blesshühner, die unten im Wasser ihre Bahnen zogen und sich ungestört gaben.
    „Wie dunkel er ist, wenn die Sonne nicht mehr draufscheint .“ Sie blickte träumerisch über das Wasser. „Er muss so unendlich tief sein.“ Junias trat neben sie und überlegte einen Moment lang, ob es sie wohl beeindruckte, wenn er ihr erzählen würde, dass der Loch Ness auf etwa zweihundertdreißig Meter Tiefe geschätzt wurde und an manchen Stellen vermutlich noch mal hundert Meter tiefer war. Er entschied sich dagegen. Amy war Klassenbeste, sie wusste es bestimmt selbst.
    „Siehst du Urqhart Castle da im Nordosten?“, fragte er stattdessen. Er konnte jede Einzelheit der alten Burgruine erkennen, selbst die Farben der Fähnchen, die man an einigen Stellen angebracht hatte, sowie die Vögel, die in den Linden nahe der Ruine hockten und Schwätzchen hielten. Ob Amy die Burg in der Dämmerung richtig sehen konnte , war ihm nicht ganz klar. Er hatte die menschlichen Sinne erschreckend schnell vergessen.
    „Ich bin nicht blind.“ Amy schürzte die Lippen und setzte ein strenges Gouvernantengesicht auf. „Aber weißt du auch, wer dort mal gelebt hat, Junias Bryonts?“
    „Sicher. Batman.“
    Amy kicherte. „Bitte, wer?“
    „Es ist wahr“, beharrte Junias. „Bruce Wayne – Batman – soll Charakter und Namen dem schottischen König Robert the Bruce zu verdanken haben. Und der lebte mal dort.“
    „Wow!“ Amy nickte anerkennend. „Also das mit Batman wusste ich wirklich nicht. Vielleicht erscheint hier auch gleich ein Fledermauszeichen in den Wolken?“
    „Wundern sollte es uns nicht.“
    Für eine Weile standen sie still, ließen sich die Haare vom Wind zerzausen und sahen in die dahinjagenden Wolken sowie auf das Wasser, das dem unruhiger werdenden Wetter zum Trotz noch still und unbeeindruckt vor ihnen lag, als kümmer t e es sich überhaupt nicht um die Geschehnisse an seinen Ufern.
    „Und das Ungeheuer?“ In Amys Augen blitzte es herausfordernd. „Was weißt du über Nessie? Gibt es sie wirklich?“
    „Da fragst du ausgerechnet mich?“
    „Wen sonst? Du wohnst schon dein Leben lang ganz in der Nähe und bist sicher häufiger hier. Außerdem hörst du besser als alle anderen. Lach nicht, aber ich dachte, dass du sie vielleicht hören kannst.“
    „Leider nicht. Mein Vater behauptete allerdings, mein Großvater hätte sie oft gehört und manchmal auch gesehen. Dann soll sie allerdings ganz plötzlich verschwunden sein.“
    „Verschwunden? Du meinst , sie ist gestorben?“

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