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Stollengefuester

Stollengefuester

Titel: Stollengefuester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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gemerkt, dass da etwas los ist!«
    Nino Zoppa presste die Hand auf den Mund, sein Gesicht war hochrot, er erstickte fast vor Lachen.
    »Da gibt’s gar nichts zu lachen, du«, wurde er von Elsi zurechtgewiesen. »Also, meine Cousine Doris hat einen Hund und sie geht mit ihm immer mehrmals hinaus. Mitten in der Nacht sogar, wie gesagt. Diese Flugzeuge seien ihr von Anfang an sehr spanisch vorgekommen. Die landeten immer erst, wenn es finster war. Sehr verdächtig!«
    Nore Brand lehnte sich zurück. Sie sagte vorerst nichts. Geheimdienste an der Arbeit, im Auftrag der Kunst. Im Auftrag von Klara Ehrsam, der roten Klara. Das war’s, aber davon wusste nur sie allein. Und Merian, der Basler Anwalt. Wie es ihm wohl erging? Sie hatte nichts mehr von ihm gehört. Der Alltag hatte sich über diesen wunderlichen Fall gelegt, und jetzt tauchte auf einen Schlag alles wieder vor ihren Augen auf, als ob es sich gestern erst abgespielt hätte. Klara Ehrsam mit ihrem letzten Projekt: Kunstwerke sollten in einer Bergfestung versteckt werden. Für alle Ewigkeit gerettet, vor dem Ansteigen des Meeresspiegels und vor politischen Querelen. Im Gegenzug hatte die Schweiz klammheimlich einen großen Bruder im politischen Weltgeschehen gewonnen.
    Ärgerlich, dass diese Kunstagenten nicht diskreter vorgehen konnten. Geheimnisvolle Anflüge in der Dämmerung! Das klang nach Bubenstreichen.
    »Ich sage Ihnen, Frau Brand, da ist wieder etwas los. Bei den Festungsanlagen wird gearbeitet, aber keiner traut sich hin, um nachzuschauen, was es ist!«
    »Woher wissen Sie das?«
    Elsi Klopfenstein stieß ihren Freund an. »Red’ du jetzt! Du warst ja oben!«
    Fritz Künzi räusperte sich. »Ich habe mich mal etwas umgeschaut dort oben. Es ist wieder alles abgesperrt, aber ich glaube, die vergrößern die Bergfestung. Ich glaube, dort oben soll Käse gelagert werden.«
    »Was, Käse!?«, fuhr Elsi dazwischen.
    »Doch, das stand doch in der Zeitung«, verteidigte er sich. »Käse, der in Höhlen reift oder in Bunkern eben.«
    »Käse!«, wiederholte Elsi fassungslos, schüttelte den Kopf und tippte mit dem Finger an die Stirn. Aber sie ließ ihn weiterreden.
    »Einmal, als ich ganz friedlich dasaß, habe ich Detonationen gehört und gespürt. Der ganze Berg zitterte. Das war furchtbar.«
    »Und wo ist der Direktor abgestürzt?«
    Elsi Klopfenstein beugte sich vor.
    »Das weiß keiner. Außer vielleicht Bucher. Aber Sie kennen ihn ja.«
    Nore Brand saß schweigend da.
    »Nur, dass ihr wisst, ich habe ein paar Tage Ferien«, sagte sie plötzlich.
    Nino Zoppa schaute Nore Brand erschrocken an. »Oh, entschuldige, das habe ich glatt vergessen«, murmelte er entschuldigend.
    »Das trifft sich ja wunderbar«, rief Elsi Klopfenstein erleichtert, »dann können Sie heute noch kommen! Sie müssen dieser Sache auf den Grund gehen!«
    Nore Brand schwieg.
    Sollte sie ein paar Ferientage sausen lassen, nur weil der Hoteldirektor vom Belvedere dummerweise im November in den Bergen wandern ging und dabei umkam? Weil die Besitzerin eines blasenschwachen Hundes seltsame Beobachtungen gemacht hatte? Weil man Festungsanlagen reparierte, damit man den Bergkäse besser und länger lagern konnte?
    »Ich hab’s dir ja gesagt«, warf Fritz Künzi ein, »man kann doch die gute Frau Brand nicht einfach so überfallen!«
    Die ›gute Frau Brand‹!
    Nore Brand hielt sich innerlich die Ohren zu.
    »Red’ nicht so dumm daher!«, wurde er von Elsi Klopfenstein zurechtgewiesen.
    »Und überhaupt, Bucher wäre heute am liebsten mitgekommen. Er hat darauf bestanden, dass wir Sie holen. Man könne keinem mehr über den Weg trauen, hat er gesagt. Frau Brand sei zwar etwas speziell, genauso hat er es gesagt, aber bei ihr wisse man wenigstens noch, woran man sei. Warten Sie mal, er hat mir etwas mitgegeben für Sie.«
    Sie begann, ihre Tasche zu durchsuchen, fuhr mit der Hand durch Massen von Zwiebeln, wurde nach einer Weile fündig und reichte Nore Brand mit einem Seufzer der Erleichterung einen Briefumschlag.
    ›Für Kommissarin Brand‹ stand drauf.
    Nore Brand zog ein gefaltetes Papier heraus und las.
    Als sie wieder aufschaute, sah sie drei Augenpaare auf sich gerichtet.
    Sie steckte den Brief in ihre Jackentasche. Ihr Erzfeind – sie hatte angenommen, dass Bucher ihr Erzfeind war, nach allem, was passiert war – rief sie.
    Es war ein Hilferuf. Es war mehr als alle Bitten von Bastian Bärfuss, die gesammelten Befehle ihres Chefs miteingerechnet.
    Einer wie Bucher würde Nore

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