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Stollengefuester

Stollengefuester

Titel: Stollengefuester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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Leintücher, wenn die Flocken so groß waren.«
    Leintücher für den kleinen Däumling und für die Elfen.
    Nore Brand konzentrierte sich auf die nasse Fahrbahn.
    »Halt deinen Arm mal ganz ruhig in den Wind. Vertikal. Die Finger schön aneinander. Und jetzt kippst du sie um neunzig Grad nach vorn. Horizontal.«
    Nino Zoppa probierte.
    »Spürst du den Widerstand?«
    »Und wie! Es reißt meine Hand nach oben weg!«
    Er probierte wieder und wieder. Er staunte.
    »Und was soll das jetzt?«
    »Vielleicht hilft das gegen Flugangst. Mit ein bisschen Geschwindigkeit trägt der Wind. Das heißt, es ist nicht möglich, dass ein Flugzeug einfach so vom Himmel herunterfällt. Wie ein Apfel vom Baum.«
    »Es sind also die Flügel«, sagte er. »Und woher weißt du das?«
    »Ich habe mal ein Buch gelesen.«
    »Über Flugangst?«
    »Ja.«
    »Warum denn das?«
    »Herr Einstein würde dafür keine Erklärung brauchen.«
    »Danke!«, sagte er nach einer Weile überrascht.
    »Sobald ich mal ein Buch über Mäusepanik finde, melde ich mich, okay?«
    Er grinste und stopfte die Stöpsel tiefer in die Ohren.
    Die Umleitungsschilder waren verwirrend und all die frisch aufgemalten Markierungen. Alte, neue, provisorische Markierungen, alles in einem gemeinen Durcheinander.
    Und welche Spur führte nach Interlaken? Dichtes Schneetreiben verwehrte die Sicht auf die großen, grünen Schilder.
    »Was meinst du? Bin ich auf der richtigen Spur?«, rief sie.
    »Auf der richtigen Spur? Wie meinst du das genau?«, schrie Nino Zoppa zurück und grinste frech.
    Er kurbelte das Fenster wieder hoch und beugte sich nach vorn.
    Er zog die Stöpsel wieder aus den Ohren. »Sieht gut aus. Bleib ganz rechts. Sonst musst du im Grauholz wieder wenden.«
    Er schaute sie von der Seite an und lachte lausbübisch.
    »Grins nicht so dumm!«, wies sie ihn zurecht. »Ich frage mich, was für Idioten diese roten Streifen auf die Straße malen dürfen. Die reinsten Labyrinthe!«
    »Du irrst dich, das ist alles sorgfältig geplant von einer ganz besonderen Gattung von Straßenkünstlern, sozusagen eine staatlich geschützte Spezies«, erklärte Nino.
    Plötzlich fuhr er zusammen. »He, pass auf! Der da vorne bremst!«, schrie er.
    Nore Brand trat mit aller Macht auf die Bremse.
    »Entschuldigung. Ich habe das Schild gesucht. Wir müssen nach Interlaken und nicht nach Basel.«
    Nino pfiff durch die Zähne. »Das war knapp. Zum Glück bleibt der Schnee noch nicht hängen.« Er ließ sich aufatmend wieder zurücksinken. »Ist dir bewusst, dass du diese Mühle von jetzt an zur Reparatur nach Peking schicken musst, wenn du sie zu Schrott fährst? Und deinem chinesischen Automechaniker musst du dann erklären, dass du keine Luxussanierung willst, sondern nur die übliche Ausbuchtung der Stoßstangengegend, damit das Rad sich wieder drehen kann. Ich wünsche dir viel Vergnügen dabei!« Er lachte lautlos. »Wie oft hat man den linken Kotflügel schon ausgebuchtet?«
    »Willst du aussteigen?«
    »Zuerst will ich dir von meinen Nachforschungen berichten.«
    »Also, los. Worauf wartest du?«
    »Ich habe die Bestätigung gefunden, dass es sich bei der richtigen Dosis Karat um eine kostbare Sache handelt. Unbezahlbar. Ein Sammlerstück. Die kostbarsten hat man im südlichen Ural gefunden. In Takowaja oder so. Weiß der Kuckuck, was das für ein Kaff ist. Und weil so ein Zar Alexander hieß und zufällig Geburtstag hatte, als man den ersten Stein fand, erhielt der Stein seinen Namen. Eine elegante Lösung, finde ich. Und aus Alexander wurde Alexandrit. Dieser Stein gehört zur Familie der Christo-irgendetwas.«
    »Chrysoberyllen«, ergänzte Nore Brand.
    »Hä?«
    »Der Alexandrit ist ein Chrysoberyll. Frag mich nicht, was das bedeutet.«
    »Kein Problem«, meinte er großmütig. »Also, die Russen fanden das toll, weil der Stein am Tag grün leuchtet und abends, bei Kerzenlicht, rot. Deshalb wollte Couperus zwei Bilder. Eines bei Tageslicht und eines abends beim Licht der Kerze geknipst. Rot und grün. Das sind die Farben der Zarenfamilie, hast du das gewusst? Bei uns sind das ganz schlicht die Farben der Verkehrsampeln.« Er dachte nach. »Jetzt könnten wir politisch werden, wenn wir Zeit hätten«, fuhr er nach einer Weile fort. »Trotzdem, siehst du da einen geheimnisvollen Zusammenhang?«
    »Nein«, sagte sie, ohne den Blick von der Straße zu wenden. »Aber, sag mal, ist der Stein bei Kerzenlicht rot und bei Tageslicht grün? Oder umgekehrt?«
    »Mist! Ich kann mir das auch

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