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Stollengefuester

Stollengefuester

Titel: Stollengefuester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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zurück.
    Sie fuhr sich ratlos durch die Haare. Wie viele, verdammt noch mal, wussten von dieser Sache?
    Sie zog das Telefon zu sich und war eben im Begriff, eine Nummer zu drücken, als es an der Tür klopfte.
    Bastian Bärfuss streckte den Kopf herein.
    »Nore, schön, dass du wieder da bist! Darf ich?«
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, zog er die Türe hinter sich zu.
    Er deutete auf den Brief auf ihrem Tisch.
    »Das kam heute Morgen mit der Post. Elvira Merian ist immer noch am Aufräumen. Sie trägt die Papierberge ihres Bruders ab, dabei hat sie diesen Brief gefunden. Sie hat mich gestern in aller Frühe angerufen. Dieser Brief kam dann per Express. Saumäßig teuer, fand sie. Aber in dieser Sache könne man jetzt nicht knauserig tun. Nach allem, was geschehen sei.«
    »Hier, lies!« Nore Brand schob den Brief über den Tisch.
    Bastian Bärfuss nahm ihn auf und las.
    »Dieser Brief hätte nichts verändert. Oder doch?«
    »Nein, er wäre so oder so zu spät gekommen. Aber ich wüsste gerne, wie viele Menschen Merian ins Vertrauen gezogen hat. Bisher war ich sicher, dass wir den Kreis der Eingeweihten ziemlich genau kennen.«
    Bastian Bärfuss setzte sich auf die Tischkante.
    »Manchmal treffen seltsame Ereignisse zusammen. Heute Morgen hat mich Klara Ehrsams Tochter angerufen. Sie macht Winterferien in der Schweiz. Und besucht natürlich ihre Familie. Seit gestern ist sie bei ihrer Tante. Erinnerst du dich an Fräulein von Wyberg?«
    »Ja, natürlich!« Das Bild der alten Dame vor dem kalten Kamin, mit einem Gläschen Sherry in der Hand, tauchte sofort in ihr auf.
    »Sie hat sich nach dir erkundigt. Sie wollte mit dir sprechen.«
    Bastian Bärfuss warf einen Blick auf die Uhr.
    »Wenn du dich beeilst, triffst du sie noch. Ich schlug ihr vor, beim Spettacolo im Bahnhof nach dir Ausschau zu halten. Sie wollte sich bedanken. Wofür, weiß ich nicht. Das musst du selber herausfinden. Sie nimmt den Zug nach Zürich. Um zehn.«
    Nore Brand schoss hoch. »Warum sagst du das nicht gleich?«
    Sie hatte die Türklinke schon in der Hand.
    »Nore, wart! Noch etwas! Bucher hat telefoniert. Wo du eigentlich bleibst, wollte er wissen.«
    »Warum?«
    »Er etwas gefunden, dieser Donnerskerl. Er hat Gipsabdrücke! Und der Kerl weiß, welcher Abdruck vom Schuh des Direktors stammt. Hast du ihm den Auftrag gegeben? Ich habe ihn schon so lange nicht mehr lachen hören. Er war immer verdammt gut im Spurenlesen, dieser Bucher. Jetzt sucht er die Person, die den Direktor begleitet hat.«
    »Schuhgröße?«
    »41.«
    »Typ?«
    »Winterschuh. Allrounder.«
    »Frauenschuh?«
    »Könnte sein. Aber diesen Typ tragen Frauen und Männer.«
    »Eher eine Frau also. Eine mittelgroße Frau.«
    »Oder ein zierlicher Mann.«
    »Ja, sicher.« Sie dachte kurz nach, bevor sie sich abwandte. »Danke, Bastian. Schickst du Nino zu mir, wenn er sich meldet?«
    Bärfuss runzelte die Stirn.
    »Nore, jetzt geht’s wirklich in die Endrunde, oder? Der Countdown läuft und es handelt sich tatsächlich um eine schlimmere Sache.«
    »Das werden wir bald sehen«, sagte sie. Auf der Schwelle drehte sie sich um. »Wie viel hast du Jacques für meine Handynummer gegeben?«
    »Wie viel wovon?«
    »Flaschen Wein, nehme ich an. Wie viel?«
    »Es ist nicht die Frage der Menge, Nore. Über die Art der Bestechung sprechen wir nicht. Das ist Männersache.« Er versuchte zu grinsen. »Das musst du verstehen.«
    »Muss ich das?«
    Morgen würde sie Jacques wiedersehen. Zeit genug, eine angemessene Antwort auf diesen Streich zu finden.
     
    Bastian Bärfuss schaute ihr nach. Nore Brand hatte die letzte Stufe gezündet, sie war guter Dinge. Von nun an musste es schnell gehen. Der Chef würde kurz vor Feierabend zurück sein, Bastians Büro stürmen und voller Enthusiasmus und langatmig sein neu erworbenes Wissen über die Qualität von Polizeiarbeit im Speziellen sowie im Allgemeinen ausbreiten. Bärfuss stöhnte innerlich.
    Zurück in seinem Büro, zupfte er das Kuhfell zurecht. Diese Ruhe vor dem Sturm hatte er nie gemocht. Er griff nach seiner Pfeife; er merkte nicht, dass sie kalt war.
    Oh ja, Nore war guter Dinge, das hatte er gespürt. Trotzdem hatte er ein ungutes Gefühl. Irgendeinmal würde auch sie zu hoch pokern.
     
    Nore Brand eilte die Treppe in die Bahnhofshalle hinunter. Ein Stehtisch beim Café Spettacolo wurde eben frei, sie schob sich rasch hin und ließ ihren Blick über Passanten und Wartende schweifen. Ein eisiger Luftzug fegte durch die Treppen. Wie sah

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