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Stollengefuester

Stollengefuester

Titel: Stollengefuester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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Tür zum Beifahrersitz.
    »Entschuldigen Sie, aber ich bin etwas nervös«, erklärte er.
    Also konnten Krawattenfrettchen doch Gedanken lesen.
    Das musste sie Nino erzählen.
    »Wir haben etwas Erstaunliches gefunden«, sprach er weiter. »Hari hat mich informiert. Kennen Sie die Geschichte von Ali Baba und seiner Räuberhöhle?«
    Er lachte kurz auf.
    Nore Brand schaute ihn aufmerksam an. Etwas stimmte hier nicht.
    Seine Hände umklammerten das Steuerrad; die Knöchel an seinen Händen stachen weiß und spitz hervor.
    Er bemerkte ihren Seitenblick. »Ich fahre nicht gerne auf schneebedeckten Straßen. Sie?«
    »Auch nicht. Aber ich möchte jetzt zu gerne wissen, worum es geht.«
    »Warten Sie«, sagte er mit unterdrückter Stimme. »Haben Sie noch ein paar Minuten Geduld. Sie werden staunen. Das verspreche ich Ihnen.«
    »Ich hoffe, Sie halten Ihre Versprechen.«
    Er wich einem entgegenkommenden Lastwagen aus.
    »Darauf können Sie Gift nehmen.«
    »Gift«, sagte sie mit einem gezwungenen Lächeln, »wer will das schon!«
    Sie hatte die Situation nicht mehr unter Kontrolle, und Heller fuhr viel zu schnell für die schlechten Straßenverhältnisse. Sie spürte die Angst in der Kehle. Hatte das mit dem Schnee zu tun und der Tatsache, dass dieser Kerl wie ein Henker fuhr?
    »Zum Glück haben Sie Schneeketten«, sagte sie.
    »Ja, Schneeketten«, lachte er.
    Er lachte viel zu lange und in seinem Lachen schwang ein triumphierender Unterton mit.
    Der Kerl spürte ihre Angst.
    Es lief alles ganz anders, als sie erwartet hatte. Aber was, zum Teufel, hatte sie denn genau erwartet? War Viktor Heller der Schlüssel zu dieser Geschichte?
    »Woher kennen Sie Hene Hari?«
    »Wer kennt ihn nicht?«
    Wieder dieses Lachen.
    Sie versuchte verzweifelt, ihre Gedanken zu ordnen. Wie kam es dazu, dass ein Krawattenfrettchen hier eine unangenehme Rolle spielte? Sie hatte sich seinen Namen nicht einmal notiert. Sie wollte lachen, aber das Lachen blieb ihr tief im Hals stecken.
    Plötzlich begriff sie: Nore Brand, du sitzt im falschen Auto. So einfach ist das.
    Sie hätte darauf bestehen sollen, mit dem eigenen Wagen zu fahren. Aber Heller hatte sie überrumpelt. Sie saß in seinem Auto, weil es nicht mehr aufhören wollte mit Schneien und sie keine Lust gehabt hatte, die Schneeketten aufzuziehen. Keine Lust!
    In diesem Augenblick bog er von der Hauptstraße in einen Nebenweg ein, der zum Flugplatz führen musste.
    Innerhalb von weniger als fünf Minuten würde man die Reifenspuren von Hellers Wagen nicht mehr sehen. Für einen Augenblick wurde ihr schwindlig.
    Viktor Heller. Der perfekt getarnte Mann.
    In der Nähe des Hangars hielt er an.
    »Kommen Sie! Aber schnell!«, schrie er.
    Er stand schon neben dem Wagen, als sie erst ihre Gurte losmachte. Den Schlüssel hatte er abgezogen.
    Nore Brand blieb einen Moment sitzen. Sie hatte keine Wahl. Er musste bewaffnet sein. Gleich würde sie die Bestätigung dafür haben. Oder irrte sie sich? Sie hoffte ein letztes Mal inständig.
    »Schnell, beeilen Sie sich! Zur Kaverne! Da drin wartet jemand auf Sie!«
    Sie lief mit hochgeschlagenem Kragen und gesenktem Kopf über die Landebahn. Heller neben ihr. Wenn nichts wäre, würde er ein paar Schritte vorausgehen. Aber nein, er ging hinter ihr. Er musste die Situation kontrollieren.
    Der Schnee war sein Komplize und verwischte alle Spuren.
    Schon standen sie vor dem Tor der Kaverne.
    Er packte sie am Arm, sie schaute auf, da trafen sich ihre Augen. Der Bösewicht in ihm war erwacht. Diese Kälte in seinem Blick.
    Er stieß sie vor sich her.
    Sie hatte ihn unterschätzt, nein, sie hatte ihn nie ernst genommen, schlimmer noch: Sie hatte ihn übersehen.
    Er riss das Tor auf und schob sie hinein.
    Sie spürte einen harten Gegenstand an ihrem Hinterkopf.
    »Los! Nach hinten! Zu Hari!«
    Nore Brand sah zuerst nichts, sie brauchte auch nichts zu sehen, um zu begreifen. Sie war in die Falle getappt, die sie selber hatte stellen wollen.
     
    Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah sie die riesige Gestalt von Hene Hari in einer Ecke, da saß er, geknebelt und gefesselt.
    Es war eiskalt und dunkel und es roch genau wie in jener Nacht. Es schien ihr eine Ewigkeit her zu sein. Dabei waren nur drei Tage vergangen seither.
    Plötzlich zuckte grelles Licht auf. Er hielt eine Taschenlampe direkt auf sie gerichtet.
    »Ihre Waffe!«, schrie er. »Legen Sie Ihre Waffe hin. Vorsichtig!«
    Sie griff ganz langsam in ihre Tasche und legte das rote

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