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Stollengefuester

Stollengefuester

Titel: Stollengefuester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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Offiziersmesser vor sich auf den Boden.
    »Was? Ist das alles?« Er war verblüfft.
    »Ja«, sagte sie.
    »Soll ich das glauben?«
    Mit einem Sprung war er hinter ihr und tastete hastig ihren Rücken ab, die Hüfte und den Bauch.
    »Angst vor Schusswaffen? Das glaub ich nicht! Sie sind doch Polizistin, oder?«
    Sie sagte nichts.
    Er stieß sie von sich. Das grelle Licht blendete sie.
    »Jetzt den Stein! Ich weiß, dass Sie ihn haben!«, zischte er. »Aber langsam!«
    Oh ja. Heller wusste genau, was er hier eingebunkert hatte.
    Langsam holte sie den Alexandrit hervor.
    Sie hielt ihm den Edelstein entgegen. »Hier. Ich glaube, er bringt kein Glück.«
    »Ihnen sicher nicht!«, lachte er spöttisch. Er nahm den Stein hastig an sich. »Weil er Ihnen nicht gehört.«
    »Auch Ihnen nicht«, gab sie zurück. »Wer ist der Besitzer?«
    »Schweigen Sie!«, brüllte er.
    Hene Hari stöhnte leise aus dem Hintergrund.
    »So, Hene, jetzt bist du dran. Du erinnerst dich, was ich dir erklärt habe.«
    Er stieß sie vor sich her in die Ecke, wo Hene Hari lag.
    »Auf die Knie«, herrschte er sie an, »schnell! Hände zusammen. Hari, du erinnerst dich! Vorne binden, wie bei dir! Damit ihr an die Lichtschalter kommt im Stollen!«
    Nore Brand schaute Hene Hari von unten her an. Er litt wie ein Hund. Seine Augen bettelten um Verzeihung, als er ihr mit seinen gefesselten Händen den Kabelbinder um die Handgelenke band und zuzog. Hene Hari hatte Pranken, aber sie arbeiteten fein.
    »Eine wunderbare Erfindung, diese Kabelbinder.« Heller kontrollierte. »Du bist ein guter Handwerker, Hene! Ich wusste das.«
    Er lachte hämisch.
    Er schnitt Henes Fußfesseln durch, steckte Nore Brands Messer in seine Hosentasche und trat zurück.
    »Und jetzt, meine Herrschaften, machen wir einen Spaziergang, in die Mitte des Berges.«
    Von dem sie im schlimmsten Fall nie wieder zurückkommen würden.
    Ein steinernes Grab in der Mitte des Berges. Das war die Strafe dafür, dass sie zu lange geschwiegen und bei ihren Ermittlungen eine kleine, graue Ratte übersehen hatte.
    Warum meldete sich Nino nicht?
    Hene Hari erhob sich stöhnend. Er zitterte vor Kälte und Angst. Er musste schon seit einer Weile in dieser Kaverne sein.
    »Los! Hier ist der Durchgang!«
    Heller schlug ein dunkles Brett an der Wand weg.
    Nore Brand erinnerte sich. Hier hatte sie gelegen. Hier hatte sie diesen Luftzug gespürt, der aus dem Stollen kam.
    Aus dem dunklen Berg schlug ihnen muffige Luft entgegen.
    »Los jetzt«, schrie Heller, »in den Berg mit euch!«
    Hene Hari bückte sich und schlug sich den Kopf an. Er gab einen dumpfen Laut von sich.
    »Los, du Fettsack! Voraus, aber langsam. Rechts ist ein Schalter. Mach Licht, verflucht noch mal!«
    Nore Brand versuchte, ihre Gedanken im Zaum zu halten. Heller durfte nicht noch nervöser werden.
    Schweigen. Und tun, was er sagte.
    Und auf den Moment warten.
    Es musste eine Möglichkeit geben. Es gab immer eine Möglichkeit. Immer.
    Sie dachte an Ninos Geschenk. An die letzte Puppe, die nicht stehen blieb, sie kippte immer um, sie konnte nicht stehen bleiben, weil ihre Füße zu klein waren, und Heller hatte kleine Füße. Die letzte Puppe in diesem Spiel war Viktor Heller.
    Die kleinen Füße der letzten Puppe.
    Kleine Füße stehen nicht gut.
    Er würde umfallen. Viktor Hellers Füße taugten nichts. »Mach endlich Licht!«, schrie Heller.
    Nore Brand hörte kratzende Geräusche. Plötzlich schimmerte gelbes Licht auf und der Stollen öffnete sich vor ihnen.
    »Los jetzt endlich, ihr beiden! Verdammt noch mal, los, habe ich gesagt!«, schrie Viktor Heller und versetzte ihr einen Tritt in die Seite.
    Nore Brand setzte sich langsam in Bewegung. Sie spürte nichts.
    Aus dem Trojanischen Pferd war nichts als eine graue Ratte gehüpft, aber eine gemeine, mörderische Ratte.
    Sie ging langsam im Schatten von Hene Hari in den schwarzen Berg hinein.

Ali Babas Räuberhöhle
     
    Nino Zoppa stand vor Buchers Büro. Es war geschlossen.
    Er fluchte. Wann arbeitete dieser Kerl eigentlich?
    Er schaute sich um und ging auf der Straße auf und ab.
    Dieser nasse Schnee!
    Sein Handy vibrierte in der Tasche. Couperus!
    »Wo ist Nore?«, schrie Couperus, bevor Nino sich melden konnte.
    »Im Belvedere«, schrie Nino erschrocken zurück, »sie will sich endlich die lustige Witwe vorknöpfen!«
    Couperus schnaufte wie ein Walross durch den Äther. Das war ja grauenhaft! Nino zog das Handy weg vom Ohr.
    »Die lustige Witwe? Um Gottes willen, Nino! Sie soll

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