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Stolperherz

Stolperherz

Titel: Stolperherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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Zimt und Zucker bestreuen …«, versuchte Flocke jetzt, uns vom Thema abzubringen.
    »Irving?«, fragte Lex und ignorierte Flocke standhaft.
    Ich schüttelte den Kopf. »Kalt!«
    »… man kann sie auch mit Marmelade bestreichen …«
    »Levithan?«
    »Wärmer!«, feilschte ich.
    »… oder man gibt Apfelscheiben in den Teig, dann sind es aber natürlich Apfelpfannkuchen …«
    »Ich hab’s!«, rief Lex und schnipste mit den Fingern. »Morgan Matson!«
    »… Wenn man sie dünner macht, sind es Crêpes, was eine wahre Kunst ist, müsst ihr wissen, die ich natürlich beherrsche …«
    »Warm, aber nicht warm genug! Letzter Versuch!«
    »… Man unterscheidet zwischen herzhaften Crêpes und süßen Crêpes …«
    »Na gut«, sagte Lex aufgekratzt und kräuselte seine Stirn, als müsse er angestrengt überlegen.
    »… Man kann sie mit Käse belegen, oder mit Schinken, oder mit Käse und Schinken, dann sind sie natürlich herzhaft …«
    »Also Red, halt dich fest, jetzt kommt der ultimative Profi-Tipp!«, rief Lex in den Rückspiegel und lachte mich an. Ich konnte seine weißen Zähne sehen und seine Lachfalten um die schmalen Augen, die von einem besonderen Braun waren, das ich so noch nie gesehen hatte, und das mir bis jetzt noch nicht aufgefallen war. Kein gewöhnliches Braun, eher hellbraun wie Softkaramellbonbons. Und genauso weich wirkten sie auch.
    »Die meisten kennen süße Crêpes nur mit Nutella oder Zucker, aber hey Leute, haltet euch fest, jetzt kommt der obersupidupimegageniale Tipp für den besten süßen Crêpe, den ihr je zwischen euren piekfeinen Beißerchen hattet!«
    »John Green!«, sagte Lex triumphierend.
    »Yesss!«, antwortete ich lachend – und einfach so, als wäre es die selbstverständlichste Sache auf der Welt, hielt Lex seine rechte Hand nach hinten, und ich schlug zu einem High five ein. Und einfach so, als wäre es noch viel selbstverständlicher, hielt er meine Hand noch zwei Sekunden länger fest, als ein High five benötigt hätte.
    »Karamellisierte Bananen-Mandelsplitter-weiße-Schokopralinen-Crêpes!«, sagte Flocke und mein Herz blieb einen winzigen, irritierenden Moment stehen, weil es nicht wusste, was es denken sollte.
    *
    Warum der Living Room so hieß, musste man nicht lange raten, wenn man ihn betrat.
    »Living Room, that’s the boom!«, sang Flocke im Rap-Style beim Eintreten vor sich hin, wurde aber, wie üblich , von den anderen ignoriert. Alles war hier in einer Art Sperrmülllook gehalten und wirkte dennoch nicht ranzig, sondern sogar gemütlich. Lisa hätte bei dem Anblick sicher hysterisch eine Spendenquittung ausgestellt, schoss es mir durch den Kopf, als wir nacheinander den Laden betraten.
    Ich sah mich um. Überall standen alte Sofas und Sessel verstreut, und die eine oder andere aufgeplatzte Sofaecke war auch darunter. Die Wände sahen aus, als hätte man hier alte Tapeten einfach abgerissen, doch irgendwie gefiel mir der Style. Nichts war künstlich geschönt: Hier gab es nackten, kalten Boden, Wände, die bessere Zeiten gesehen hatten, und Möbel, die sicher Vieles zu erzählen hätten, wenn sie hätten sprechen können.
    Nach dem kurzen Moment mit Lex im Auto war ich immer noch ein wenig irritiert, versuchte mir aber nichts anmerken zu lassen. Unter keinen Umständen wollte ich mir irgendwas einbilden. Lex verhielt sich, als sei nichts passiert, was genau genommen ja auch stimmte. Wahrscheinlich hatte ich die ein, zwei Sekunden einfach gründlich überinterpretiert.
    Im Living Room wurden wir von Susi und Stefan in Empfang genommen, die uns erst mal eröffneten, dass es keine Übernachtungsmöglichkeit für uns gäbe.
    »Sorry, Leute, aber der Keller, den wir eigentlich sonst den Bands zur Verfügung stellen, steht komplett unter Wasser. Ihr müsst euch was anderes suchen.«
    Susi war höchstens Mitte zwanzig, aber so wie sie aussah, hätte sie ohne Probleme in eine der oberen Klassen in unserer Schule gehen können. Mit ihrem blonden Pferdeschwanz und dem Kapuzenshirt wirkte sie lässig und unverkrampft. Stefan trug Vollbart und sah deswegen wohl älter aus als er war. Beide machten einen wirklich sympathischen Eindruck.
    »Fuck«, sagte Tobi und sah auf die Uhr. »Wird eng, jetzt noch mal loszurennen und was zu suchen, wenn wir noch einen Durchlauf machen wollen.« Schleicher und Lex stimmten ihm zu. »Hotel ist zu teuer. Gibt’s hier irgendwo so was wie ’ne Jugendherberge oder so?«, fragte Greg die beiden Veranstalter.
    »Ihr könnt gegenüber bei

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