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Stolperherz

Stolperherz

Titel: Stolperherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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geschlossen.
    »Uah«, machte Michelle, »der ist ja total bitter!«
    Ich nippte vorsichtig an dem heißen Tee, der sichtlich ungezuckert war, fand ihn aber genau richtig. Auch Kira schien ihn zu mögen, denn sie strahlte Ning an. »Lecker!«
    »Glünen Tee man tlinkt ohne Zuckel«, klärte Ning Michelle auf.
    »Schmeckt aber nicht«, antwortete sie trotzig und stellte die Tasse zurück auf die Theke.
    »Bittelel Tee, mit Wohlwollen dalgeboten, schmeckt süßel als Tee, den man mit saulel Miene leicht.«
    Michelle verdrehte die Augen, während ich mich vor lauter unterdrücktem Lachen beinahe an meinem Tee verschluckte.
    »Weißt du denn nun, wo wir unterkommen können?« Michelles Ungeduld konnte man ihrer Stimme sehr gut anmerken, und es war mir stellvertretend vor Ning peinlich, dass sie so unfreundlich war.
    »Ning weiß da sichel was«, sagte Ning und sah mich an. »Was Spezielles, wo auch Supel-Fleak wohnen kann«, zwinkerte er mir zu und ich lächelte ihn an.
    *
    Ning wusste tatsächlich was. Ein Stammgast besaß einen Schrottplatz ganz in der Nähe, auf dem ein leerer Wohnwagen stand, in dem wir unterkommen sollten. Nach einem kurzen Telefonat ohne R’s hatte Ning mit Günni gesprochen. Der wiederum kannte auch den Living Room und würde im Gegenzug umsonst auf unseren Gig kommen.
    »Wie können wir dir nur danken?«, fragte ich, während Ning Günnis Adresse für uns notierte. Ich hoffte, er würde die R’s zumindest schreiben .
    »Lächeln ist genug«, sagte Ning, reichte mir die Adresse und das verpackte Essen, das ich für alle bestellt hatte, gleich dazu. Michelle rümpfte ihre Nase – sie war es nicht gewohnt, dass ich besser ankam als sie, auch wenn es sich nur um einen mittelalten, leicht ergrauten Imbissbesitzer mitten in Hildesheim handelte, der keine R’s aussprechen konnte.
    »Lächeln ist der külzeste Weg zwischen den Menschen«, sagte Ning.
    »Das ist so freundlich«, bedankte sich Kira, »danke auch noch mal für den Tee. Er war vorzüglich.«
    »Er war ekelhaft«, giftete Michelle von der Seite.
    »Velschüttetes Wassel ist schwel zu sammeln«, sagte Ning und rollte wieder seine kleinen Teigrollen. War das nun von Konfuzius oder von ihm? Ich war mir nicht sicher.
    *
    Ning hatte uns eine gemischte Auswahl zum Supel-Fleak-Sondelpleis zusammengestellt, die für alle reichen sollte. Als wir mit der fetten Beute und den guten News in der Tasche zurückkamen, hatten die Jungs im Living Room bereits alles aufgebaut.
    »Ich hab uns was zum Pennen klargemacht«, verkündete Michelle, ehe ich noch ein Wort sagen konnte. »Ist ganz in der Nähe. Und beim Essen hab ich auch ’nen Sonderpreis gekriegt.«
    Ich seufzte, denn es wäre sinnlos gewesen und auch albern, dem etwas entgegenzusetzen. Sie würde nie aufhören, egal was ich tat. Ich versuchte mir Konfuzius’ alias Nings Weisheiten ins Gedächtnis zu rufen – was hätte er wohl gesagt? So was wie: Leden ist Silbel, Schweigen ist Gold?
    Auf der anderen Seite war ich noch nie der Gold-Typ gewesen, mit Glitter, Glimmer & Co. konnte ich nichts anfangen. Also blieb mir nichts übrig, als doch einen Kommentar zu wagen: »Ja, dank Michelles herzlicher Art gab es sogar noch einen leckeren Tee, neben der schnellen Hilfe und dem Sonderpreis-Essen. Ning mochte sie anscheinend ganz besonders gern.«
    Ich konnte aus dem Augenwinkel erkennen, dass Michelle meinen Kommentar nicht besonders witzig fand, sie sah richtig perplex aus.
    »Das kann ich mir denken, dass er dich mochte«, sagte Tobi und zog Michelle an sich. Die kicherte natürlich sofort schrill los. »Du bist ja auch ’ne Zuckerschnecke!«
    Nur Lex sah mich skeptisch an, so, als müsse er noch davon überzeugt werden, dass Michelle wirklich nett sein könnte. Ich lächelte ihn an und versuchte dabei, nicht sofort einen Tomatenkopf zu kriegen.
    »Das hast du super gemacht«, flüsterte er mir zu, und schwupps! , da war er, der Tomatenkopf.
    *
    Der Gig begann später als sonst, weil Susi und Stefan sich noch länger mit dem Vermieter der Bar herumschlagen mussten, der den Wasserschaden anscheinend nicht als Haftpflichtleistung durchgehen lassen wollte. Stinksauer und laut stampfend kam Susi zu uns an die Bar, während die Jungs auf den Startschuss warteten. Sie hatte G ünni im Schlepptau. Der Living Room , der besonders im Dunkeln mit dem gedimmten Licht wirklich aussah wie ein Wohnzimmer, war bereits ungefähr zur Hälfte gefüllt.
    »Das ist Günni, Leute«, stellte Susi ihn uns vor, »er ist

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