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Stolperherz

Stolperherz

Titel: Stolperherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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ich muss doch wissen, wie der Stand der Dinge ist und …«, setzte meine Mutter nun doch noch an.
    So viel zum Thema Abmachung !
    »Wir haben ein Deal«, unterbrach ich sie, »und wenn etwas wäre, würde ich dich umgehend informieren. Das war so abgesprochen und daran halte ich mich. Aber im Moment ist alles perfekt so wie es ist, also kein Grund zur Sorge.«
    »Gut«, sagte Lisa und atmete tief aus, »ich verlasse mich auf dich.«
    Selbst jetzt hatte ich ein erschreckend winziges schlechtes Gewissen und es fühlte sich auch nicht so an, als würde es noch größer werden. Vielleicht war ich wirklich auf einer Art Kur, einer besonderen Spezial-Therapie, wie man sie nur auf diese Weise machen konnte. Denn eines war bis jetzt auffällig: Mein Herz machte keinerlei Zicken, ich fühlte mich gut und halbwegs fit und mein Kreislauf war trotz der Hitze stabil, was wirklich etwas Besonderes war. Die Spezial-Therapie schlug anscheinend an.
    *
    Der Gig verlief deutlich besser als im Underground II , was wohl auch an der doppelten Besucherzahl lag und somit an einer noch besseren Stimmung. Flocke hatte wieder seine Jelly Beans auf dem Keyboard zur Beruhigung aufgebaut und stopfte sich in den kurzen Atempausen zwischen den Liedern immer eine kleine Handvoll in den Mund, was aber wie eine einstudierte Performance wirkte, weil er das jedes Mal hüftschwingend tat, und es somit kaum auffiel. Ich konnte mit meinem ungeübten Ohr zwar nicht hundertprozentig ausschließen, dass er sich hier und da verspielte, aber die Zuschauer reagierten begeistert und in der ersten Reihe standen längst nicht mehr nur Kira und Michelle, im Gegenteil. Beide wurden von etlichen verzückten Mädels zur Seite geschoben, die die Jungs, und allen voran Tobi, anhimmelten. Die genossen das sichtlich und die Stimmung war gegen 22:30 Uhr auf dem Siedepunkt angekommen, als Tobi eines der Mädels zu sich nach vorne holte. Sie war ungefähr so alt wie Michelle und offensichtlich einer Ohnmacht nahe, denn sie fächerte sich mit den Händen immer wieder selbst Luft zu. Ich beobachtete das Schauspiel etwas abseits von dem Gedränge, vor dem ich mich nach wie vor fürchtete. Auf meinem Barhocker und immer mal wieder an meiner obligatorischen Fanta nippend fühlte ich mich dagegen sicher.
    »Hey du«, hörte ich auf einmal eine fremde Stimme neben mir. Ich sah mich um und blickte in die Augen eines Jungen, der ungefähr in Flockes Alter war. Man konnte nicht sagen, dass er schlecht aussah, im Gegenteil. Anscheinend zeigte das Zitronenfalterkleid seine Wirkung.
    »Kann ich dir ein Bier ausgeben?«, fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich trinke nur Fanta. Aber danke trotzdem«, antwortete ich so laut und deutlich, dass ich fast selbst erschrocken wäre.
    *
    Um den guten Gig zu feiern, hatten sich die Jungs einen Kasten Bier und Snacks mit in den Keller genommen, wo es sich alle im größten Raum, in dem auch die meisten von uns schlafen würden, gemütlich gemacht hatten. Greg, Tobi und Lex saßen lässig in den tiefen Sofas, Schleicher hatte sich den einzigen Sessel geschnappt und Flocke saß, auf seinen Oberschenkeln trommelnd, auf dem Boden. Michelle und Kira hatten sich auf die Sofalehnen neben die Jungs gehockt, allerdings schien Michelle sich noch nicht sicher zu sein, wen sie an diesem Abend mit ihrer penetranten Anwesenheit in den Wahnsinn treiben wollte. Im Hintergrund lief laute Musik, ich meinte Van Halen erkennen zu können. Ich stand verlegen im Türrahmen, denn ein kurzer Blick in die Runde zeigte, dass kein freier Platz mehr übrig war.
    »Sanny Honney Bunny!«, rief Flocke mir weiterhin lufttrommelnd zu, »alles paletti Konfetti?« Er klopfte auf den freien Platz neben sich.
    Ich war einmal mehr froh, dass er dabei war. So nervig er auch sein konnte – ohne ihn wäre ich mir noch viel verlorener vorgekommen.
    »Alles paletti«, antwortete ich und setzte mich im Schneidersitz neben ihn auf den Boden.
    Lex zog an einer Zigarette, die ein wenig größer und vor allem breiter war, als die Zigaretten, die ich bisher gesehen hatte.
    »Was ist das?«, flüsterte ich Flocke zu und deutete auf Lex, der gerade kräftig und mit geschlossenen Augen daran zog.
    »Hey Lexi-Flexi, Sanny-Bunny will wissen, was du da rauchst«, blökte Flocke Richtung Lex gegen die laute Musik an und ich hätte ihm in diesem Moment gerne eine runtergehauen.
    »Ganz toll«, zischte ich stattdessen leise, »danke für deine Diskretion.«
    »Das, liebe Red«, sagte Lex jetzt,

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