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Stolperherz

Stolperherz

Titel: Stolperherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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Ning nachfragen, der weiß vielleicht was, der kennt die ganze Stadt.«
    Susi deutete auf die Leuchtreklame eines China-Imbisses auf der anderen Straßenseite, die sich grell in den Fensterscheiben spiegelte. Ning’s Paradise stand da in leuchtendem Rot.
    »Ich übernehme das«, verkündete ich eifrig. Ich wollte nicht nur Ballast für die Jungs auf dieser Reise sein und diese Geste schien mir eine passende – wenn auch winzige – Möglichkeit, mich erkenntlich zu zeigen. Als sich alle zu mir umdrehten, merkte ich, dass ich augenblicklich rot anlief.
    »Gut.« Greg nickte mir zu und ich fühlte mich zwar immer noch unwohl, denn ich hasste es, im Mittelpunkt zu stehen, aber ich spürte, wie die Röte langsam wieder aus meinem Gesicht wich. »Die Mädels kümmern sich um den Schlafplatz und jagen uns was zu essen und wir fangen direkt mit dem Soundcheck an«, fügte er hinzu. »Gute Aufteilung.«
    Als Greg »die Mädels« sagte, überkam mich ein kleiner Schauer – es hörte sich so nach Dazugehören an. Michelle schien nicht erbaut über ihre neue Aufgabe zu sein, denn sie verzog mürrisch ihre Mundwinkel nach unten.
    »Na toll«, knurrte sie, »da hat uns der Super-Freak für Aufgaben eingeteilt, ich freue mich. Nicht.«
    Ich wendete mich kommentarlos ab und ging zur Tür. Kira folgte mir, was Michelle dazu brachte, uns dann doch hinterherzukommen, wenn auch laut stöhnend.
    Der Imbiss verströmte schon von Weitem einen deutlichen Frittier-Geruch. Beim Öffnen der Tür klingelte eine kleine Schelle, die vom Türrahmen herabhing und ein winziger Mann mittleren Alters mit Schnurrbart lugte hinter der Theke hervor.
    »Guten Tag!«, begrüßte er uns freundlich.
    »Hallo«, sagte ich, »wir, äh, wir kommen von gegenüber. Susi vom Living Room hat uns rübergeschickt, also ich meine, dich empfohlen. Also sie hat …«
    »Weißte was, wo wir heute Nacht pennen können?«, unterbrach Michelle mich. »Fünf Jungs von der Band, wir zwei Mädels hier und der …«, sie sah mich geringschätzig an, »… der Super-Freak.«
    »Oh!«, sagte Ning und zog die Augenbrauen hoch. »Meine Name ist Ning, helzlich Willkommen!« Er deutete eine Verbeugung an. »Eine Band! Sehl schön! Und es gibt Jungs und Mädels und eine Supel-Fleak?«
    Ich ärgerte mich über Michelles Kommentar, musste aber trotzdem über Nings Aussprache lachen.
    »Genau«, erklärte Michelle wichtig.
    »Velstehe.«
    Ning war gerade dabei, Gemüse in einen weißen, fast durchsichtigen, hauchdünnen Teig einzuwickeln. Wenn wir herausgefunden hatten, ob Ning uns helfen konnte, könnten wir direkt das Abendessen für uns alle mitnehmen und hätten so zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
    »Susi hat gesagt, ich kenne viele Leut, hm?«, fragte er und sah mich an.
    »Genau«, antwortete ich.
    »Elst mal setzen, ja«, sagte Ning und zeigte auf die Hochstühle vor der Theke. Michelle schüttelte sofort den Kopf, aber bevor sie etwas sagen konnte, antwortete ich für sie: »Gern.«
    Auch Kira setzte sich und erst da tat Michelle es uns widerwillig nach.
    »Ning weiß schon was für Mädels, Jungs und Supel-Fleak.« Die fertigen Rollen, die aussahen wie etwas zu klein geratene Zigarren, stapelte er auf einem silbernen Tablett. Er brauchte nur wenige Sekunden für eine Rolle.
    »Konfuzius sagt: Gehe mit Menschen wie mit Holz um – wegen ein wulmstichigen Stückchen wüldest du nie den ganzen Stamm wegwelfen.«
    »Weißt du denn was?«, hakte Michelle ungeduldig nach.
    Ning blickte nicht von seiner Arbeit auf. »Ob du eilst odel langsam gehst, del Weg bleibt immel delselbe.«
    Jetzt musste ich doch lachen, vor allem, weil Michelle diese Kröte schlucken musste. Oder besser gesagt: Diese Klöte.
    »Mein Name ist Sanny«, stellte ich mich vor, was längst überfällig war, »und das sind Kira und … Michelle. Wir sollten eigentlich im Keller vom Living Room schlafen, aber der steht wohl unter Wasser.«
    »Wassel man darf nicht untelschätzen«, sagte Ning und nickte eifrig, »es bahnt sich immel seinen Weg.«
    »Hm«, machte Michelle, während Ning kleine weiße Tassen mit grünem Tee vor uns abstellte. »Tlinken ist wichtig«, kommentierte er unsere verwunderten Gesicher. »Tlinkt!«
    Ich nahm die winzige Tasse in die Hand. »Danke.«
    »Tee elleuchtet den Verstand«, erklärte er und mit einem Blick auf Michelle ergänzte er: »Veltleibt schlechte Enelgie und Veldluss.«
    Ich kannte Ning gerade mal zwei Minuten und hatte ihn bereits jetzt schon in mein Herz

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