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Stolperherz

Stolperherz

Titel: Stolperherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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kannte.
    »Kein Stress«, antwortete ich, »Michelle wollte sich nur die Hände waschen und dabei sind wir ins Plaudern gekommen.«
    »Ins Plaudern? Ihr beide ?«, sagte Kira und sah mich ungläubig an.
    »Ich bin ja schon froh, wenn ihr beide nicht mit Messern aufeinander losgeht. Aber plaudern? «
    Ich nickte und Michelle und ich mussten gleichzeitig anfangen zu lachen.
    »Der Tag scheint ja für uns alle einige Überraschungen paratzuhalten.«
    »Und wie«, erwiderte ich.
    »Also, was war das eben mit ›Wir haben noch was zu erledigen?‹«, fragte ich und wandte mich Michelle zu.
    »Ist doch klar«, war ihre Antwort, »wir müssen einen Bassisten zu seiner Band zurückbringen, und zwar schleunigst.«
    Manchmal sind es die seltsamsten Orte, die Wahrheiten zutage bringen, dachte ich, und musste ganz schön grinsen, wenn ich daran dachte, dass ein Toilettenhäuschen zu meinem Ort des Tages geworden war.
    *
    Da wir alle drei keinen Führerschein und erst recht kein Auto hatten, schmissen Kira, Michelle und ich unser Geld für ein Taxi zurück zu Long Johns Blues Garage zusammen. Kira hatte vorher durch einen kurzen Anruf bei Schleicher abgecheckt, ob Greg mittlerweile aufgetaucht war, aber dem war nicht so. Wir hofften, Greg in der Bar anzutreffen, was nicht klar war, denn er konnte sich überall herumtreiben.
    Aber ich war mir ziemlich sicher, dass er sich diese Entscheidung nicht leicht machen würde und nicht irgendwo in der Sonne an einem Bierzelt stehen oder sogar auf dem Festival herumflanieren würde. Im Gegenteil, eigentlich stand er sich selbst im Weg. Und so tippte ich darauf, Greg im Bandraum zu finden, allein mit sich und seiner Gitarre.
    Als ich die Tür der Blues Garage öffnete, deren Theke rund um die Uhr geöffnet war, wusste ich, dass ich einen Volltreffer gelandet hatte. Michelle und Kira waren im Taxi geblieben. Der Plan war, dass wir möglichst schnell zusammen zurückfahren konnten, wenn ich Greg überzeugt hatte. Wenn ich das überhaupt schaffte. Aber an einem verrückten Tag wie diesem schien alles möglich, wieso nicht auch das?
    »Hey«, sagte ich, als ich den Raum betrat. Greg saß auf seinem Verstärker und ließ seine Hand mit dem Ring am Daumen langsam über die Basssaiten gleiten. Eine leise Melodie war zu hören. Er sah nicht auf und antwortete auch nicht, aber ich wusste, dass er mich gehört hatte.
    »Es tut mir wirklich leid«, machte ich weiter, »bitte, das musst du mir glauben.«
    Immer noch kein Wort, kein einziger Blick.
    »Gut«, versuchte ich es ein zweites Mal, »der Ozean meiner Unfähigkeit ist ohne Ufer.«
    Wenn ich versuchte, witzig zu sein, ging das meistens in die Hose. So auch jetzt. Kein Wort, kein Blick.
    »Okay«, gab ich mich geschlagen. »Dann verzeih mir eben nicht. Nur lass bitte die Jungs nicht darunter leiden, dass ich einen Fehler gemacht habe. Sie brauchen dich. In einer Band ist das Gesamte genauso wichtig wie jeder Einzelne.«
    Greg sah zu mir auf und ich konnte immer noch die Verärgerung in seinem Blick erkennen. »Woher willst du denn wissen, was wichtig ist in einer Band?«
    Ich hob die Schultern. »Vielleicht weil unter Freunden das Gleiche gilt.«
    »Was verstehst du schon davon«, sagte er und widmete sich wieder seinem Bass.
    »Du hast recht.« Ich ließ mich neben den Verstärker in den Schneidersitz fallen. »Ich habe dein Vertrauen missbraucht. Ich habe mich in etwas eingemischt, das mich nichts angeht. Ich habe dich verraten, wenn du es so willst. Es stimmt alles und ich verstehe deine Wut.«
    Greg spielte unbeeindruckt seine Melodie weiter, ich erkannte das Lied, es war dasselbe, das er mir damals auf der Akustik-Gitarre im Proberaum vorgespielt hatte.
    »Aber ich habe es für euch getan. Ich weiß jetzt, dass es nicht meine Aufgabe gewesen wäre und ich euch hätte fragen müssen, und erst recht dich, was deine Songs betrifft. Trotzdem schmeißt man einen Traum nicht so einfach weg, Greg. Gerade heute habe ich das Gefühl, dass nichts so ist, wie es scheint, und einfach alles möglich ist. Bitte wirf das nicht weg, nur weil ich einen dämlichen Fehler gemacht habe.«
    Greg hatte mir zugehört, denn nun sah er mich an. Der Ärger in seinen Augen war einem sanfteren Blick gewichen und ein Lächeln umspielte seine Lippen.
    »Du schaffst mich. Ehrlich, Red.«
    Ich musste ebenfalls l ächeln und spürte eine Welle der Erleichterung, als ich seine Bereitschaft erkannte.
    »Wie ich dich kenne, warten draußen zwanzig Feuerwehrleute, um mich durch

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