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Stolperherz

Stolperherz

Titel: Stolperherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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die Menge rechtzeitig zum Auftritt zu eskortieren, hm?«
    »Nicht ganz«, sagte ich schmunzelnd, »nur Michelle und Kira und ein Taxi.«
    Greg lachte. »Ist ja fast dasselbe.«
    »Gehen wir?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    »Okay«, antwortete er, stand auf und nahm meine Hand.
    *
    »Jabbadabbaduuuuu!«, jubelte Flocke und hüpfte hinter der Ostbühne auf und ab, »kleiner Drama-King, ne?«
    Greg überhörte Flockes Kommentar und ging zu Tobi, Lex und Schleicher, die uns erstaunt ansahen.
    »Sorry, Jungs. Weiß auch nicht, was mich geritten hat. War ’ ne bescheuerte Idee. Kompletter Schwachsinn, was ich da abgezogen habe.«
    »Puh«, machte Tobi sich Luft. »In letzter Sekunde, Alter. Ich bin beinahe gestorben.«
    Auch Lex und Schleicher schienen erleichtert zu sein. »Mach das nie wieder, verstanden?«
    Sie klopften Greg auf die Schulter und umarmten sich so kräftig, dass sie beinahe alle zusammen umkippten.
    »Zeit für einen Toast!«, sagte Lex und hielt Greg eine Dose hin.
    »Auf den größten Gig ever!«
    Alle prosteten sich lauthals zu. »Auf den Gig!«
    Greg stand ganz nah neben mir und ich genoss seine Nähe, als er mir ins Ohr flüsterte : »Du musst mir eine Sache versprechen«, sagte er.
    Ich lächelte schief. »Alles, was du willst.«
    »Sag nie wieder, du hättest keine Talente, Sanny Red Tabor.«
    Ich sah ihn fragend an.
    »Du hast verdammt viele Talente. Aber allem voran eines: Du holst das Beste aus den Menschen hervor.«
    Ich spürte die süße Limonade, die meine Kehle hinunterrann, den warmen Sommerwind, der den ganzen Tag schon leicht wehte, und den Geruch nach Freiheit und Abenteuer, der in der Luft lag.
    Ja, heute war ein Tag, an dem so ziemlich alles möglich war.
    *
    Michelle, Kira und ich standen in der ersten Reihe. Als die Jungs die Bühne betraten und von dem Moderator lauthals angekündigt wurden, fing die Menge frenetisch an zu grölen. Es spielte keine Rolle, dass niemand die Band kannte, allein die Tatsache, dass sie hier auftraten, schien die Menge zu Begeisterungsstürmen zu animieren. Ich hatte nun auch Michelle in meine immer noch aktuelle Herzgeschichte eingeweiht, und beide waren ständig darauf bedacht, dass ich genug Platz hatte und nicht eingequetscht wurde. Wir pfiffen und jubelten, was das Zeug hielt. Ich wusste nicht, wie sich die Jungs bezüglich der deutschen Songs von Greg geeinigt hatten, aber selbst wenn sie sie nicht spielen würden, würden weder Long John noch Carlo sie von der Bühne zerren können , das war klar. Erst einmal galt es, überhaupt zu spielen, und das war nach allem, was wir heute erlebt hatten, schon mehr als genug.
    Das Intro war ein Song von Fettes Brot: An Tagen wie diesen. Ich hatte nicht gewusst, dass die Jungs den Text draufhatten, weil ich ihn noch nie in ihrem Repertoire gehört hatte, freute mich aber, dass sie sich anscheinend darauf hatten einigen können. Was ich mitbekommen hatte, war, dass sie ungefähr vierzig Minuten spielen sollten, und weitere zwanzig Minuten, falls Zugaben gewünscht wurden.
    Es war seltsam, obwohl die Jungs allesamt älter waren als ich, fühlte ich Stolz in mir aufsteigen. Stolz auf sie, auf die Gruppe, auf den Zusammenhalt, auf uns alle. Stolz, dass wir trotz aller Unstimmigkeiten am Ende doch zusammenhielten, Stolz, dass wir zusammen viel stärker waren als allein, und dass wir das erkannt hatten.
    Gerade, als ich die Augen schließen wollte, um mich dem Sound hinzugeben, hörte ich, wie Tobi ins Mikro sprach.
    »Und nun, eine absolute Weltpremiere, noch nie da gewesen und zum allerersten Mal hier auf der Ostuferbühne: In deinen Augen. Lyrics by Bass Player Greg, performed by Bass Player Greeeeeeeg!«
    Jubel setzte ein und Tobi hob seine Arme, um die Menge dazu zu bewegen, noch mehr zu geben. Greg stellte sich an Tobis Stelle vors Mikro, gab den Takt vor und begann zu singen.
    Ich schloss die Augen und ließ mich von der Stimmung der gebannten Menge mittragen; neben mir standen Michelle und Kira, und es gab keinen Ort auf der Welt, an dem ich in diesem Augenblick lieber gewesen wäre.
    *
    Die After-Show-Party fand natürlich in der Blues Garage statt, die gerammelt voll war. Long John empfing uns mit einer gespielten Verbeugung.
    »Mannometer, Mädels. Das hat echt gerockt!«
    Er klopfte jedem der Jungs auf die Schulter, Flocke bekam einen extra Drücker.
    »Und weil ihr so gut wart, ist hier jemand aus dem Business, der euch kennenlernen möchte!«
    Hinter Long John tauchte eine hübsche Brünette auf, etwa

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