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Stolperherz

Stolperherz

Titel: Stolperherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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das immer nur schafft«, sagte Kira und grinste mir verschworen zu, »sie ist die absolute Aufreißer-Queen. Ich wünschte, ich könnte so selbstbewusst sein!«
    Der erste Schluck des Cocktails schmeckte bitter-süß und der starke Alkoholgeschmack haute mich beinahe um. Meine Allergie machte sich sofort bemerkbar, und ich musste niesen. Schlagartig begannen auch meine Augen zu tränen.
    »Ganz schön stark«, murmelte ich mit verschwommenem Blick ins Glas und nahm einen zweiten, aber diesmal vorsichtigeren Zug durch den Strohhalm.
    »Was habt ihr drei Hübschen denn heute noch vor?«, fragte unser edler Spender, »sollen wir nachher zusammen tanzen gehen?«
    »Klar!«, grölte Michelle in ihrer üblichen Aufreißer-Lautstärke, »tanzen ist obergeil!«
    Sie wiegte ihre Hüfte zu den karibischen Klängen, die aus den Boxen des Cocktailstandes ertönten, und sofort legte der Typ, der sich uns als Marcel vorgestellt hatte, seine Hände um ihre Taille.
    »Hey!«, feixte Michelle und spielte künstlich die Erschrockene. Marcels Freund Basti hatte sich auf Kira eingeschossen und so stand ich ein wenig verloren zwischen den beiden herum. Ich würde den Cocktail nicht austrinken können , dachte ich, er war eindeutig zu stark, und das Niesen und Augentränen nervte. Außerdem hatte ich in der Kombination mit den Menschenmassen einfach zu große Angst, die Kontrolle zu verlieren.
    »Ich muss mal eben telefonieren!«, rief ich Kira zu, die bereits in ein Gespräch mit Basti vertieft war.
    »Bist du sicher?«, hakte sie nach, »ich kann auch mitkommen!«
    Ich lehnte ab. »Kein Thema, ich schaff das schon.«
    Meinen Cocktail, den ich ungefähr bis zur Hälfte ausgetrunken hatte, stellte ich auf der Theke ab, dann drehte ich mich Richtung Ostbühne. Auf dem Weg hierhin hatte ich ein Toilettenhaus gesichtet. Vielleicht war es darin leise genug, dass ich ein halbwegs vernünftiges Gespräch mit meiner Mutter führen konnte. Als ich jetzt die ersten Schritte ging, merkte ich, wie stark der Alkohol bereits wirkte, ein leichter Schwindel überkam mich, und ich stützte mich reflexartig an der Schulter eines Mädchen vor mir ab, die sich erstaunt umdrehte. »Sorry!«, sagte ich und hielt mir den Kopf.
    Der Cocktail hatte es in sich und obwohl ich nur die Hälfte getrunken hatte, spürte ich kalten Schweiß auf der Stirn. Ich wusste nichts Genaues über die Wechselwirkung von Alkohol mit meinen Medis, aber das, was ich wusste, war, dass sich beide nicht besonders gut miteinander vertrugen, und die Tabletten die Wirkung des Alkohols verstärkten. Zudem war ich ja nichts gewohnt und konnte die Wirkung nicht besonders gut einschätzen. Ich musste nur irgendwie das Toilettenhäuschen erreichen, dachte ich, etwas kaltes Wasser und Ruhe würden sicher helfen.
    Das Lachen, das Gegröle, die bunten Lichter und die vielen Musikklänge aus allen Richtungen, die Menschenmenge, die sich Schulter an Schulter an mir vorbeischob, alles wirkte auf einmal anstrengend und beklemmend auf mich. Mein Atem ging schwerer, und ich wusste, dass ich ihn unbedingt unter Kontrolle halten musste. Jedes Hyperventilieren würde in der Katastrophe enden. Ich musste Ruhe bewahren, sagte ich mir, Ruhe bewahren und langsam atmen. 1, 2, 3, zählte ich in Gedanken, während ich mich an den Menschen vorbeischob, und atmen. 1, 2, 3 und atmen, nicht schneller werden.
    Ich merkte, wie die Geräusche zu einem dumpfen Brei in meinen Ohren wurden und die Menge um mich herum zu einer bunten, pixeligen Collage verwischte, als ich endlich verschwommen das Schild » WC « lesen konnte.
    *
    Das mobile Toilettenhaus sah aus wie ein echtes WC . Riesig, und zu meinem Erstaunen mit zwei großen Waschbecken ausgestattet. Erleichtert stützte ich mich auf einem der beiden ab und ließ kaltes Wasser über die Innenseite meiner Handgelenke laufen, anschließend kühlte ich mein heißes Gesicht und die Stirn ebenfalls ab. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir, dass es allerhöchste Zeit gewesen war, denn meine Wangen waren knallrot und leuchteten regelrecht. Ich hielt kurz die Luft an und atmete dann tief aus, außerdem überprüfte ich meinen Herzschlag: Das Rasen hatte sich etwas beruhigt. Es schlug zwar immer noch zu schnell, aber der Schwindel ließ langsam nach. Hinter mir gab es rechts und links von den Waschbecken je drei Toiletten, die zu meinem Erstaunen alle unbesetzt waren. Ich ging in eine der Kabinen und setzte mich auf die geschlossene Kloschüssel. Erst jetzt fiel mir auf, wie

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