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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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sein!«
    »Das habe nicht ich behauptet, sondern die Priesterinnen von Andhir«, antwortete Rogon.
    Allerdings konnte er sich nicht länger mit Tirah beschäftigen, denn die Menge trug ihn nun in das Haus des Stadtherrn. Dieser tippte noch im Rhythmus des Liedes mit dem Fuß auf den Boden, wirkte aber besorgt, ja sogar ein wenig misstrauisch, als er Rogon ansprach.
    »Wer bist du, Fremder, und was ist deine Absicht? Willst du die Menschen dazu aufstacheln, dir in den Süden zu folgen, um dort gegen die Eindringlinge aus dem Westen zu kämpfen? Ohne Schiffe würdet ihr hier nicht weit kommen, denn der grüne Wall von Rhyallun schützt die Thilier und ihre Kumpane besser, als jedes Schwert es könnte.«
    Der Mann stellte Rogon vor ein Problem, denn er konnte sich unmöglich als Prinz von Andhir vorstellen. Daher brauchte er rasch einen Namen, der zu ihm passte. Bei dem Gedanken an seine Katze Jade, die gerade draußen eine große Maus gefangen hatte und diese eben genussvoll verzehrte, erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht.
    »Nennt mich Rogon a’Gree. Gesungen habe ich nur, weil dieser Barde dort mich beleidigt und zum Sängerzweikampf aufgefordert hat!«
    Der Stadtherr runzelte die Stirn. »Und das soll ich glauben?«
    Sofort sprang der Mann, der Rogon mit der Laute ausgeholfen hatte, diesem bei. »Es war aber so! Herr Rogon kam wie jeder andere Gast auf den Markt und wurde von diesem Barden hier dumm angeredet, weil er ihm für sein Lied kein Geld geben wollte. Der hat ihm dann auch noch den Sangeszweikampf aufgenötigt, wohl in der Hoffnung auf den Besitz des Herrn.«
    Mehrere weitere Zuhörer erklärten, dass es so gewesen sei, doch sie konnten die Sorge des Stadtherrn nicht lindern. Dieser sah Rogon verkniffen an und wies dann auf die Laute in seinen Händen.
    »Du wirst nicht noch einmal in Ligaij singen, hast du mich verstanden? Wir haben in diesem Krieg schon genug geblutet. Ich will nicht, dass gute Leute von deiner Stimme verführt ins Unheil gelockt werden.«
    Rogon war selbst erschrocken über die Wirkung, die sein Gesang auf die Menschen ausgeübt hatte. Wäre es wirklich seine Absicht gewesen, Leute für einen Feldzug in den Süden zu rekrutieren, hätte selbst der Stadtherr es nicht verhindern können. Doch so einfach wollte er diese Stadt und auch Ligaij nicht verlassen.
    »Noch ist das Urteil über den Sangeszweikampf nicht gesprochen worden!«
    Der Stadtherr reagierte säuerlich. »Ich könnte jetzt sagen, du hast ihn verloren. Allerdings würdest du dann meine eigenen Leute gegen mich aufhetzen, und das will ich nicht riskieren. Daher ernenne ich dich zum Sieger. Dem Barden ging es wohl um dieses Schwert. Eine schöne Klinge. Wie bist du daran gekommen?« Für einen Augenblick flammte Begehrlichkeit in den Augen des Mannes auf.
    »Sie gehört einer guten Freundin. Sie hat mir ihr Schwert anvertraut, bis ich es ihr wiedergeben kann.« Rogon lächelte dabei, doch war er nicht weniger angespannt als Tirah, die den Stadtherrn in Gedanken einen armseligen Wicht nannte, den Rogon jederzeit mit ihrem Schwert einen Kopf kürzer machen könnte.
    So weit wollte Rogon jedoch nicht gehen. Noch immer lächelnd, wandte er sich an den Tivenga-Barden. »Du hast das Urteil gehört. Lasse es dir eine Warnung sein, noch einmal so unbedacht eine Herausforderung auszusprechen.«
    Der Mann, von dem Rogon die Laute hatte, rieb sich grinsend die Hände. »Er hat erklärt, nackt und ohne alles die Stadt zu verlassen, wenn er verlieren sollte. Das will ich sehen!«
    Auch die anderen Zuhörer forderten den Tivenga nun auf, seine Sachen abzulegen und den Weg der Schande zu gehen.
    Der Mann starrte auf seine Harfe, die ihn so lange begleitet hatte und die er nun verlieren würde. Mit den Fingerspitzen der rechten Hand fuhr er noch einmal die Ornamente nach, die diese schmückten, stellte sie dann auf den Boden und legte alles, was er besaß, dazu. Unter den höhnischen Rufen der Zuschauer entledigte er sich anschließend seines Obergewandes, zog Tunika und Hemd aus, und dann Schuhe und Hosen. Als er im Lendentuch vor den Leuten stand, zögerte er, doch der Stadtherr war nicht bereit, ihm einen einzigen Teil seines Wetteinsatzes zu erlassen.
    »Zieh dich ganz aus und verlasse diese Stadt. Und wage es in den nächsten drei Jahren nicht, hierher zurückzukommen!«
    Der Barde nickte unglücklich, ließ unter dem Gelächter der Zuschauer sein Lendentuch fallen und rannte mit hochrotem Kopf aus dem Raum.
    Nachdenklich blickte

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