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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Boot zu setzen, damit sie der Schlangenfrau folgen konnten.
    Doch Sung winkte ab, hob das Boot an und zog seinen Dolch. Damit schlitzte er eine der Lederhäute auf, aus denen die Außenhaut bestand, und brachte einen kleinen, schwarzen Kristall zum Vorschein. Diesen präsentierte er Rogon und Xulla mit überheblicher Miene.
    »Ich kenne diese Piraten nur allzu gut. Den Stein hier hätten die Flussmäuler mittels eines ihrer Artefakte ausmachen und uns verfolgen können.« Mit einer Gebärde des Abscheus warf er den Kristall weit in den Wasserarm hinein und nahm dann im Boot Platz. Rogon folgte ihm und sah misstrauisch auf das Wasser, das durch den entstandenen Schnitt ins Innere sickerte.
    »Ich fürchte, du wirst schöpfen müssen, während ich das Boot stake«, sagte er zu Sung, stieß ihr Gefährt mit der Stange vom Ufer ab und folgte der Schlangenfrau, die mit geschmeidigen Bewegungen tiefer in die Sümpfe hineinschwamm.

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    Viertes Kapitel
    Thilion
    L aisa streifte den Reisezug mit einem verdrießlichen Blick. Schon zum dritten Mal an diesem Tag war ein Zugstrang gerissen, und das konnte ihrer Meinung nach kein Zufall sein.
    »Was ist los?«, rief sie Prinz Klinal zu, der neben dem betroffenen Wagen sein Pferd zügelte.
    »Sabotage!«, antwortete Klinal verdrossen. »Irgendjemand hat den Strang halb durchgetrennt, so dass er reißen musste. Auf diese Weise gelangen wir nie bis an den Strom.«
    »Das ist doch genau deine Absicht!«, mischte sich sein Bruder Elandhor ein. »Du hast nie gewollt, dass unser Vater die Freiheit wiedererlangt. Deinetwegen könnte er in T’wool zugrunde gehen!«
    Klinals Gesicht lief rot an, und für Augenblicke befürchtete Laisa, er würde seinen Bruder für diese Unterstellung zur Rechenschaft ziehen. Doch der Erbprinz beherrschte sich.
    »Bei Tenelin und all seinen Hohen! Würde Arendhar von T’wool Gold für die Freilassung des Königs verlangen, würde ich alle Schätze Urdils dafür opfern. Doch es widerstrebt mir im Innersten, unsere Schwester dem Feind auszuliefern.«
    »Es ist der Wille unseres Vaters, und er ist der König«, antwortete Elandhor gereizt.
    »Das ist er! Doch er benimmt sich nicht so, wie es seiner Stellung zukommt. Wer hätte je gehört, dass ein König des Westens die eigene Tochter dem Verderben anheimgibt, anstatt seine Ehre zu bewahren?« Klinal wandte seinem Bruder brüsk den Rücken zu und befahl den Knechten, den gerissenen Strang schnellstens zu ersetzen.
    Einer der Männer sah ihn treuherzig an. »Das würden wir ja gerne tun, Königliche Hoheit, doch die Reservestränge, die wir mitgenommen haben, sind aufgebraucht. Es wird jemand in die nächste Stadt reiten und welche besorgen müssen. Sonst kommen wir nicht weiter.«
    Klinals rechter Zeigefinger stach auf Elandhor zu. »Das wirst du tun! Da es dich drängt, unsere Schwester diesen schwarzen Hunden zu übergeben, wirst du dich wohl beeilen.«
    Ohne ein Widerwort winkte Elandhor zwei Reitern, ihm zu folgen, und trabte davon. Klinal sah ihm nach und schloss dann zu Laisa auf. »Wir haben noch nicht einmal ein Drittel des Weges bis zur Küste geschafft. Wenn es so weitergeht, sind wir im nächsten Jahr noch nicht dort.«
    »Wenn ich sehe, wie wir vorwärtskommen, würde ich eher sagen: im übernächsten!« Laisa stieß ein zornerfülltes Fauchen aus und drehte Khaton in Gedanken den Hals um. Warum hatte er ausgerechnet sie mit diesem Auftrag betrauen müssen? Jetzt war sie an einen Wagenzug gefesselt und legte mit ihm Tagesetappen zurück, die den Handelsherren jener Gegend, in der sie aufgewachsen war, die Tränen in die Augen getrieben hätten.
    »Ich hoffe, dein Bruder beeilt sich!«, sagte sie zu Klinal und sprach dann lauter, damit alle es hören konnten.
    »Wenn noch einmal ein Zugstrang, ein Sattelgurt oder irgendetwas anderes hier vorsätzlich beschädigt wird, werde ich denjenigen, der dafür verantwortlich ist, zum Frühstück verspeisen. Ist das klar?«
    Betretenes Schweigen machte sich breit. Obwohl die Prinzessin, deren Zofe und auch die Männer des Zuges wussten, dass Laisas magische Farbe weiß war und Khaton sie geschickt hatte, konnten sie ihre uralten Ängste nicht ganz verdrängen. In den großen Kriegen der Vergangenheit hatten Katzenmenschen zu den besten Kämpfern der blauen Göttin Ilyna und damit zu den erbittertsten Feinden der grünen Völker gehört. Da diese alte Feindschaft immer noch in den Köpfen der Menschen hier schwelte, durfte Rongi sich niemals weiter als

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