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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Bruder sich schuldig und will alles tun, damit der König wieder freikommt. Da Elanah ihren Zwillingsbruder liebt und Vater verehrt, ist sie bereit, diesen Opfergang auf sich zu nehmen. Ich glaube nicht, dass meine Schwester in T’wool lange am Leben bleiben wird. Wenn die Leute dort sie nicht umbringen, wird sie es mit eigener Hand tun. Ich sehe es deutlich kommen und kann es doch nicht verhindern.«
    Klinal rieb sich kurz über die Augen und deutete dann mit bitterer Miene auf die stehenden Wagen. »Dame Laisa, es ist schwer zu sehen, wie Urdil verfällt, weil keiner da ist, der Befehle geben kann. Ich hätte es sogar hingenommen, wenn der heilige grüne Synod in Edessin Dareh meinen Vater seines Thrones verlustig erklärt und meinen Bruder als neuen Herrscher anerkannt hätte. Dann hätte sich wenigstens etwas geändert, aber die Priester sind der Ansicht, dass unser Vater recht gehandelt hat. Diesen Spruch muss ich ebenso hinnehmen wie vieles andere auch.«
    Laisa ließ den Prinzen reden. Seine Verzweiflung, aber auch die Bereitschaft, auf das ihm zustehende Erbe zu verzichten, nur um die Schwester nicht nach T’wool schicken zu müssen, rührte sie, doch sie konnte ihm nicht helfen.
    »Du bist in keiner guten Lage, Klinal. Ganz gleich, was du sagst und tust, es wird für die meisten das Falsche sein.«
    Der Prinz nickte gedankenverloren. »Da habt Ihr völlig recht, Dame Laisa. Und doch bin ich froh, nicht der Regent von Urdil zu sein. Der Druck, dem man mich in dem Fall aussetzen würde, wäre sonst noch viel größer.«
    »Inwiefern?«
    »Als unser Vater gefangen genommen wurde, haben mein Bruder und meine Schwester mich aufgefordert, ein Heer aufzustellen, über den Strom zu setzen und ihn zu befreien. Doch dazu hatte ich kein Recht. Aber ich hätte es auch nicht getan, wenn ich Regent gewesen wäre. Urdil hat in diesem Krieg schon zu stark geblutet. Der König ist mit zehntausend Rittern und Knechten aufgebrochen. Mehr als dreitausend davon fielen im Kampf, viertausend weitere blieben als Siedler jenseits des Stromes, und so kehrten weniger als dreitausend zurück.
    Thilion vermag einen solchen Blutzoll zu verkraften, doch Urdil ist ein kleines Land. Ich hätte keine zehntausend Krieger und Knechte mehr zusammenrufen können, und selbst damit wäre ein Angriff gegen die Macht von T’wool nicht mehr gewesen als ein Wassertropfen im Feuer. Ich hätte alle, die mir gefolgt wären, ins Verderben geführt.«
    »Du warst also von Anfang an gegen diesen Krieg«, stellte Laisa fest.
    Klinal nickte gedankenverloren. »So ist es! Deswegen muss ich mich auch noch als Neider beschimpfen lassen, der dem Bruder nichts gönnt. Urdil ist ein Neuntel des eroberten Landes versprochen worden. Wäre es nach Elandhor gegangen, wäre er längst mit etlichen tausend Leuten aufgebrochen, um dieses Gebiet in Besitz zu nehmen. Doch ich darf nichts entscheiden, und das überlebende Mitglied des Kronrats hält ihn hin.«
    Diesmal gelang es Klinal sogar zu lachen. »Verzeiht, Dame Laisa, wenn ich Euch mit meinen Sorgen belaste, doch gibt mir das Gespräch mit Euch die Gewissheit, dass es so besser ist, wie es ist. Wäre ich Regent geworden oder hätte der Regentschaftsrat aus jüngeren und entschlosseneren Männern bestanden, wäre es wohl noch schlimmer gekommen. Mein Land mag durch die Lähmung der Herrschermacht erstarrt sein, aber es wird nicht in widersinnige Abenteuer ver-strickt.«
    »Was noch geschehen kann, wenn Euer Vater zurückkehrt«, wandte Laisa ein.
    »Das fürchte ich auch. Er wird Elandhor so reich ausstatten, wie er kann, und ihn dann über den Strom in das von ihm beanspruchte Gebiet schicken. Vielleicht befiehlt er auch mir, über den Strom zu wechseln, weil ich seine Befehle nicht augenblicklich befolgt habe, und ernennt Elandhor zu seinem Nachfolger in Urdil. Im Grunde wäre mir dies am liebsten, denn auf diese Weise müsste ich nicht mit einem Vater zusammenleben, den ich im Grunde meines Herzens verachte.«
    Laisa begriff, dass Klinal solche Worte nur zu ihr hatte sagen können, aber niemals zu seinen eigenen Leuten. Obwohl er sich schroff gab und sich mit seinen Geschwistern stritt, hatte sie mehr Achtung vor ihm als vor Elandhor, der vielleicht nur aus Berechnung handelte, um jenseits des Stromes – oder gar in Urdil selbst – König zu werden.
    ☀ ☀ ☀
    Elandhor kehrte rascher zurück als erwartet, und er war nicht allein. Mehrere Dutzend thilische Ritter in grün leuchtenden Rüstungen,

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