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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Helmbüschen und Lanzenwimpeln begleiteten ihn. Der Anführer, der das Wappen eines Grafen auf seinem Schild trug, ritt auf Laisa zu, hielt sein Pferd vor ihr an und stieg ab.
    »Ich grüße Euch, edle Dame!«, sagte er und verneigte sich tief.
    »Graf Klerdhil ! Welch eine Freude, dich zu sehen!« Laisa erinnerte sich daran, wie der Edelmann in Gamindhon ihr und Khaton beigestanden hatte, die Unruhen zu beenden, die nach der Flucht des falschen grünen Propheten ausgebrochen waren, und nahm es als gutes Zeichen, dass König Reodhil ihr diesen Mann geschickt hatte.
    »Die Freude ist ganz meinerseits«, antwortete Klerdhil. »Ich war sehr froh zu hören, dass Ihr diesen Zug anführt. Das ist ein Vorhaben, wie es nur Ilyna gefallen kann. Bei Tenelin! Was ist das für ein König, der die eigene Tochter opfert, nur um seinen lumpigen Hals zu retten?«
    So, als würde er begreifen, dass seine Worte nicht gerade freundlich klangen, hob der Graf beschwichtigend die Hände. »Habt keine Sorge, Dame Laisa. Thilion wird alles tun, damit Euer Zug unbeschadet bis zum Toisserech und auch auf die rote Seite kommt. Wir bieten Euch Geleitschutz bis Thilion-Hafen am Großen Strom und werden, wenn nötig, die Schwerter für Euch ziehen.«
    »Glaubt Ihr, dass das nötig sein wird?«, wollte Laisa wissen.
    Der Graf nickte bedrückt. »Es gibt auch in Thilion Fanatiker, die nicht zulassen wollen, dass eine Prinzessin aus edelstem Blut wie eine Sklavin auf die andere Seite des Stromes geschafft wird. Mehr aber fürchte ich die Machenschaften anderer. Man hat Tenelianer beobachtet, die heimlich unsere Grenzen überschritten haben. Also gilt es, die Augen aufzuhalten.«
    »Das werden wir!« Laisa lächelte, doch war es mehr ein Zähnefletschen, das ihre Bereitschaft unterstreichen sollte, sich von nichts und niemandem aufhalten zu lassen. Außerdem mochte sie die Tenelianer nicht, die sich als die einzig wahren Anhänger Tenelins betrachteten und selbst ihre grünen Glaubensbrüder verachteten. Leute von jenseits des Stromes, insbesondere nichtmenschliche Wesen, zu denen auch sie wegen ihres Aussehens zählte, galten den Tenelianern als wilde, gefährliche Tiere, die man ausrotten musste.
    Klerdhil hatte jedoch nicht nur Krieger mitgebracht, sondern auch Knechte und Handwerker, die sich sofort daranmachten, den gerissenen Strang zu ersetzen. Schon nach kurzer Zeit konnte die Reise weitergehen.
    Während der thilische Graf mehr der Höflichkeit geschuldet neben den beiden Prinzen aus Urdil ritt, umrundete Laisa den Zug auf Vakka und versuchte anhand der Stimmung der Leute diejenigen herauszufinden, die für die Sabotageakte verantwortlich waren. Rongi saß hinter ihr auf seinem Kissen und schien zu schlafen. Mit einem Mal aber spürte Laisa eine seiner Krallen in ihrer Haut.
    »Wir werden beobachtet«, flüsterte der Katling, bevor sie etwas sagen konnte.
    Die Vorsicht gebot Laisa, nicht sofort aufzuschauen. Sie sog jedoch die Luft in die Nase und spottete in Gedanken über jene Narren, die sich dem Zug mit dem Wind näherten. Jeder Katling aus Groms Dorf hätte die Leute bemerken können. Sie lobte Rongi leise und überlegte, ob sie ihn auf Erkundung schicken sollte. Als blauer Kater schwebte er jedoch, wenn er entdeckt wurde, in Gefahr, von den Bewohnern dieses Landes erschlagen zu werden. Allerdings galt das auch für sie, und so gab sie Rongi einen Klaps.
    »Glaubst du, du kannst dich heimlich an diese Kerle heranschleichen?«
    Sie erntete einen empörten »Dass du mir das nicht zutraust!«-Blick, gab ihm aber trotzdem den Rat, vorsichtig zu sein. »Die Kerle sind gefährlich. Pass also auf!«
    Der Kleine schnaubte verächtlich und sprang mit einem Satz von dem trabenden Pferd. Zuerst glaubte Laisa, er würde sofort losrennen, doch er machte einen Abstecher zu Ysobel, ließ sich von ihr etwas zu essen geben und verschwand dann auf der den Fremden gegenüberliegenden Seite in den Büschen. Geschickt ist er ja, dachte sie, doch wenn die Unbekannten mit Artefakten ausgerüstet waren, mit denen sie ihn orten und vielleicht sogar töten konnten, nützten ihm seine Fähigkeiten nicht viel. Daher machte sie sich bereit, notfalls einzugreifen und Rongi zu beschützen.
    Zunächst aber schloss sie zu Borlon auf, um diesem von ihren Verfolgern zu berichten. Der Bor’een tat so, als hätte sie ihn auf einen scheinbar schadhaften Zugstrang aufmerksam gemacht, und überprüfte einen der Wagen. Mit ihren scharfen Ohren bekam Laisa jedoch mit, dass er

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