Stolz der Kriegerin
aus T’wool um Haupteslänge überragte.
»Wir werden uns überzeugen müssen, ob es sich wirklich um die Prinzessin aus Urdil handelt oder ob man dem erhabenen Arendhar irgendein Weib unterschieben will«, erklärte der t’woolische Höfling, der es bis jetzt nicht für nötig erachtet hatte, seinen Namen zu nennen.
»Willst du mich etwa als Betrügerin bezeichnen?« Laisa grinste, weil damit ihr prachtvolles Gebiss am besten zur Geltung kam, und fuhr demonstrativ ihre Krallen aus.
Der Anblick brachte den T’wooler dazu, vor ihr zurückzuweichen. »Ich habe nicht von Euch gesprochen!«, rief er rasch aus. »Auch Ihr könntet getäuscht worden sein!«
Laisa lachte verächtlich. »Der, der mich zu täuschen versucht, sollte sehr schnell laufen können. Ich hole selbst ein galoppierendes Pferd ein und weiß, wie euer Evari bestätigen wird, jeder Spur zu folgen.«
Der Hinweis auf Tharon ließ einige Leute das Gesicht verziehen, als hätten sie in etwas Saures gebissen. Wie es schien, war der Wächter Giringars bei einigen von ihnen ebenso unbeliebt wie Khaton bei den weißen Reichen. Die Macht des Evari fürchtete man hier jedoch weitaus stärker als jenseits des Stromes, das spürte Laisa.
Der Höfling ging nicht auf ihre Bemerkung ein, sondern winkte einen noch recht jungen Mann in einer tiefschwarzen Kutte zu sich. Das Gesicht des Mannes und das auf der einen Seite ausrasierte und auf der anderen bis über die Schultern fallende Kopfhaar war ebenso schwarz gefärbt wie die Hände mit den langen, gepflegt wirkenden Nägeln. In den Fingern hielt er einen geschliffenen, schwarzen Kristall, der zu einem Prüfartefakt gearbeitet war.
Nun stieg er an Bord des Prahms, trat auf die wie versteinert dastehende Elanah zu und presste ihr den Kristall gegen die linke Schulter. Eine der Seitenflächen des Kristalls färbte sich grün und zeigte ein Symbol, das der Priester aufmerksam studierte und schließlich mit einer Vorlage verglich, die er aus einer Tasche seiner Kutte holte.
Zuletzt prüfte er auch noch Elandhor, der das Ganze zähneknirschend über sich ergehen ließ, und wandte sich dann an den Höfling.
»Kein anderes Weib hat in dieser Zeit das Recht, sich Prinzessin Elanah von Urdil zu nennen!« Nach diesen Worten kehrte er den Zwillingen brüsk den Rücken und nahm wieder seinen Platz im Gefolge des T’woolers ein.
Laisa missfiel die Unhöflichkeit, der sich der Höfling befleißigte, und ließ daher ihre Zähne aufblitzen. »Wer bist du überhaupt? Ich hatte erwartet, vom Evari empfangen zu werden, oder wenigstens von Arendhar selbst!« Zufrieden sah sie, wie sich der Mann verfärbte.
Der Höfling wagte es nicht, sie zu verärgern. »Mein Name istKedellen von M’hiir, und ich bin der außerordentliche Gesandte Seiner erhabenen Majestät Arendhar IV ., Schwert Giringars in den Dämmerlanden, Haupt der Tawaler und König von T’wool, hier in Lhandhera.«
Fürst Tobolar gefiel es nicht, so übergangen zu werden, daher schob er sich wieder in den Vordergrund. »Ich biete dir meinen Gruß und gewähre dir und den Leuten aus Urdil meinen Schutz!«
Laisa warf ihm einen strafenden Blick zu. »Ich bin es gewohnt, ehrerbietig angesprochen zu werden. Außerdem stehen Prinzessin Elanah und Prinz Elandhor unter meinem Schutz, und der ist viel wirksamer als alles, was du ihnen bieten könntest!«
Überrascht sog Tobolar die Luft ein, und Kedellen von M’hiir tat es ihm nach. Der Höfling nahm Laisas Worte als Kritik auf, denn er beeilte sich zu versichern, dass die Herrschaften selbstverständlich unter dem Schutz Seiner erhabenen Majestät Arendhar IV . stünden. Bevor er sein Sprüchlein mit dessen gesamten Titeln wiederholen konnte, hob Laisa gebieterisch die Hand.
»Halt! Ich will jetzt wissen, welchen Weg in sein Reich Arendhar als den besten ansieht. Wenn wir weiter den Großen Strom und dann den Dreifarbenfluss hochfahren sollen, brauchen wir Geleitschutz in Form etlicher kampfstarker Galeeren. Wurde dafür gesorgt?«
Laisa konnte Kedellen ansehen, dass nicht die geringsten Vorbereitungen für einen Weitertransport getroffen worden waren. Anscheinend hatte niemand damit gerechnet, dass die Prinzessin über den Strom kommen würde. Dies ärgerte sie, denn sie hatte wenig Lust, hier in Lhandheralion festzusitzen und warten zu müssen, bis sich irgendetwas tat.
Da Kedellen ihren Unmut wahrnahm, versuchte er, sie zu besänftigen. »Selbstverständlich hat T’wool alle Möglichkeiten geprüft, um die
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