Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
sah er sie an, als zweifle er ihre Behauptung an.
»Wenigstens hoffte ich, dass du das nicht tun würdest«, gestand sie. »Aber ich weiß, wie du über Gesetzlose und deine Verpflichtung gegenüber dem Gesetz denkst.«
»Du bist meine Frau«, erinnerte er sie mit steinerner Stimme, die ihr verriet, dass ihr Mangel an Vertrauen ihn verletzt hatte.
»Das weiß ich. Aber da ist auch noch dein Cousin zu bedenken. Ich hatte Angst davor, was er tun würde, wenn er herausfinden sollte, dass sie noch lebten.«
»Wie sich herausstellt, war deine Angst unbegründet.«
»Was meinst du damit?«
»Argyll versprach, nachsichtig zu sein, wenn sich zeigen sollte, dass deine Brüder noch leben.«
»Aber warum sollte er so etwas versprechen?«
»Er hatte viel wiedergutzumachen.«
Mit einem Mal wurde ihr klar, was sich zugetragen haben musste. Jamie hatte als Entschädigung für das Unrecht, das Argyll ihm angetan hatte, verlangt, dass er ihre Brüder begnadigte. »Das hast du für mich getan?«
Er nickte.
»Das hast du mir nie gesagt.«
»Du hast mir nie die Gelegenheit dazu gegeben.«
Weil ich ihm nicht die Wahrheit gesagt habe.
»Wo sind sie, Caitrina?«
Sie zögerte eine Sekunde zu lange.
»Zum Teufel noch mal!«, explodierte er. »Du willst meine Hilfe, aber du vertraust mir immer noch nicht.«
»Ich vertraue dir, wirklich, das tue ich!« Sie konnte spüren, dass er sich von ihr zurückzog, und packte ihn am Arm. Sie musste einfach etwas unternehmen. Langsam hob sie den Kopf, sah ihm tief in die Augen, und irgendwie fand sie die Worte, die sie nicht hatte aussprechen können, die sie aber schon die ganze Zeit in ihrem Herzen trug. »Ich …« Ihre Stimme wurde zu einem Flüstern. »Ich liebe dich.«
Etwas flackerte in seinen Augen auf, und die Muskeln unter ihren Fingerspitzen versteiften sich. »Wenn ich dir das nur glauben könnte.«
»Es ist die Wahrheit.«
»Warum jetzt, Caitrina? Ich weiß, wie viel dir deine Brüder bedeuten und dass du alles sagen würdest, um ihnen zu helfen. Aber es ist nicht nötig. Ich werde ihnen so oder so helfen.«
Caitrina konnte es nicht glauben. Endlich hatte sie den Mut gefunden, ihre Gefühle in Worte zu fassen, und er weigerte sich, sie zu hören. »Du glaubst mir nicht?«
»Lieben heißt vertrauen. Du kannst das eine nicht ohne das andere haben.«
»Du verstehst nicht. Ich hatte versprochen …«
»Zum Teufel mit deinem Versprechen.« Er packte sie am Ellbogen und schüttelte sie wütend. »Sag mir, wo ich sie finden kann. Wenn du mir nicht sagst, was du weißt, dann werde ich ihnen nicht helfen können.«
»Aber was ist mit Colin?«
Sein grimmiger Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel an der Wahrheit. »Du solltest besser hoffen, dass ich sie vor ihm finde.«
Das Blut gefror ihr in den Adern. Er hatte recht. In spätestens einer Stunde würde es in den Hügeln vor Campbells nur so wimmeln. Wenn Colin ihre Brüder fand, würde er keine Gnade kennen. Natürlich bestand eine Chance, dass sie es schafften, unentdeckt zu bleiben, doch das war ein Risiko, das sie nicht eingehen wollte.
Sie rang mit sich, doch ihr war klar, dass sie keine andere Wahl hatte. Sie musste darauf vertrauen, dass Jamie ihnen helfen würde. Und dennoch behagte es ihr nicht, das Versprechen, das sie ihrem Bruder gegeben hatte, zu brechen. Niall würde rasend vor Wut sein. Aber was konnte sie denn sonst tun? Es war ihr lieber, sie waren wütend anstatt tot.
Jamie schien ihren inneren Kampf zu spüren. »Ich kann sie beschützen, Caitrina«, sagte er sanft.
Sie sah ihm tief in die Augen und las darin nichts als Aufrichtigkeit. »Versprich mir, dass du nicht zulassen wirst, dass Colin ihnen etwas antut.«
»Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, damit sie nicht zu Schaden kommen, aber das kann ich nur, wenn du mir sagst, wo sie sind.«
Es blieb keine Zeit mehr für Unentschlossenheit. Mit tränenüberströmten Wangen nickte sie. Wenn ich mich täusche …
Nein. Sie vertraute Jamie mit ihrem Leben. Und nun vertraute sie ihm auch das Leben ihrer Brüder an. »Also gut. Ich bringe dich hin.«
»Nein«, sagte er energisch. »Das ist zu gefährlich.«
Diesen übertriebenen Beschützerinstinkt hatte sie erwartet, aber sie wollte davon nichts hören – nicht, wenn es um so etwas Wichtiges ging. »Es gibt keine andere Möglichkeit. Ich kann dir den Weg nicht beschreiben, und mein Bruder und seine Männer werden auf der Lauer liegen. Wenn sie dich kommen sehen, jagen sie dir mit
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