Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
Caitrina nach, wie Will sie in Sicherheit brachte, und er verspürte einen dicken Kloß in der Kehle. Erst jetzt, nachdem die Gefahr vorbei war, setzte die Angst ein, und er erkannte, wie kurz er davor gewesen war, sie zu verlieren. Es war alles so verdammt schnell gegangen – er hatte keine Zeit gehabt nachzudenken. Die vielen Jahre des Kämpfens, die seine Reflexe trainiert hatten, hatten sich bezahlt gemacht. Als der alte Krieger sich umgewandt hatte, war das die Gelegenheit gewesen, die er brauchte. Er hatte nicht gezögert; als er sein Ziel sah, schleuderte er den Dolch mit einer Präzision, die aus lebenslanger Praxis hervorging.
»Ihr empfindet wirklich etwas für sie?«
Jamie drehte sich um. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass Niall Lamont ihn beobachtete. Die Hände waren ihm auf den Rücken gefesselt worden, während Jamies Männer die Tunnel nach den Gesetzlosen absuchten.
»Das überrascht Euch? Zweifelt Ihr an den Reizen Eurer Schwester?«
Niall schnaubte verächtlich. »Nicht im Geringsten. Ich habe gesehen, wie sie selbst die härtesten Herzen erweicht hat. Ich hatte nur nicht gedacht, dass Ihr eines besitzt.«
Um Jamies Mund zuckte es. Eindringlich musterte er den anderen Mann. »Sie hat Euch die Wahrheit gesagt. Ich will wirklich tun, was ich kann, um Euch zu helfen.«
»Warum?«
»Müsst Ihr das wirklich fragen?«
»Aber Auchinbreck ist Euer Bruder.«
»Aye . Wenn sie sich mir früher anvertraut hätte, dann hätte ich das vielleicht verhindern können. Ich wollte nicht, dass Euer Vater stirbt. Ich kann Euren Zorn verstehen, aber mein Bruder hatte Grund, Eure Burg anzugreifen.« Als er den wütenden
Ausdruck auf Nialls Gesicht sah, fügte Jamie hinzu: »Ich sage nicht, dass ich gutheiße, was geschehen ist, aber es war nicht allein die Schuld meines Bruders. Wenn ich dort gewesen wäre, hätte ich vielleicht verhindern können, dass es zum Kampf kommt, aber Ihr wisst so gut wie ich, dass Dispute in den Highlands nun einmal durch Kämpfen geregelt werden.«
»Aye «, stimmte Niall widerwillig zu. »Mein Vater wich nie einem Kampf aus. Aber es waren nicht nur der Tod meines Vaters und meines Bruders, die ich rächen wollte.« Ein Gefühl, das man nur als reinste Seelenqual beschreiben konnte, verzerrte sein Gesicht. »Auchinbreck hat die Vergewaltigung eines unschuldigen Mädchens befohlen.« Niall suchte seinen Blick, und seine Augen glühten vor Wut. »Meines Mädchens.«
Jamie stieß einen Fluch aus. Er wollte nicht glauben, dass sein Bruder zu einer solch verabscheuungswürdigen Tat fähig war, doch er zweifelte nicht an Nialls Worten. »Das tut mir leid.«
Die Entschuldigung schien den anderen Mann zu überraschen, und er nahm sie mit einem Nicken an. Nach einem Augenblick fragte er: »Was habt Ihr jetzt mit uns vor?«
»Ich werde tun, was ich kann«, antwortete Jamie. »Wir verbringen die Nacht auf Rothesay und brechen morgen nach Dunoon auf.«
Nialls Miene verhärtete sich. »Dann ist es also so, wie ich dachte. Wir sterben nicht durch Eure Hand, sondern durch die von Argyll.«
»Ihr sterbt durch niemandes Hand. Mein Cousin hat versprochen, Euch gegenüber Nachsicht walten zu lassen.«
»Das kann ich mir vorstellen«, meinte Niall trocken. »Gestreckt, aber nicht gevierteilt?«
»Ich hoffe, dass ich mehr als das bewirken kann«, konterte Jamie mit einem schiefen Lächeln. In diesem Moment kamen
seine Männer aus der Dunkelheit und trugen eine behelfsmäßige Trage, hinter der ein riesiger Hund her trottete.
Nialls Verhalten veränderte sich augenblicklich. »Vorsichtig! Er ist verletzt.«
»Niall, was ist passiert?«, fragte Brian mit schwacher und verwirrter Stimme.
»Schhh«, antwortete Niall. »Wir bringen dich in die Burg.«
»Aber der Vollstrecker«, protestierte Brian. Er versuchte, den Kopf zu heben, doch Jamie wusste, dass er ihn nicht sehen konnte.
Die Angst in der Stimme des Jungen verursachte ihm ein Gefühl der Übelkeit.
»Mach dir keine Sorgen, Brian. Caiti wird dafür sorgen, dass du sicher bist.« Niall sah Jamie in die Augen, während er sprach, und Jamie nickte.
Daraufhin schien sich der Junge zu entspannen und sank zurück auf die Bahre, während die Männer ihn nach draußen trugen.
»Ich hoffe, Ihr macht keinen Lügner aus mir«, meinte Niall.
»Dem Jungen wird nichts geschehen. Er war nicht an dem Angriff auf meinen Bruder beteiligt, allerdings wird er sich, wenn er wieder gesund genug ist zu reisen, dafür verantworten müssen, dass er zusammen
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