Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
Armlehne des Stuhls. »Sag mir, dass du meinen Bruder und seine Männer nicht verhaftet hast. Sag mir, dass du sie nicht zu deinem Cousin bringst.«
Offensichtlich aus der Fassung gebracht straffte er die Schultern. »Ich dachte, du verstehst das. Es ist meine Pflicht …«
»Pflicht?« Sengender Schmerz durchzuckte sie. Am liebsten hätte Caitrina aufgeheult wie ein verletztes Tier. Die Bestätigung seines Verrats traf sie tiefer, als sie es für möglich gehalten hätte. Sie hatte ihm anvertraut, was ihr am kostbarsten war, und er hatte sie verraten. »Deine Pflicht interessiert mich nicht! Ich hätte dir niemals gesagt, wo sie sind, wenn ich gewusst hätte, was du vorhast. Du hast geschworen, dass du ihnen helfen würdest!«
Er presste die Lippen zu einer harten Linie zusammen – wie immer, wenn er versuchte, seinen Zorn im Zaum zu halten. Einen Zorn, den er nur in ihrer Gegenwart zu verspüren schien. »Ich werde ihnen helfen. Brian wird hierbleiben,
bis er wieder gesund ist, aber Niall und der Rest der Männer müssen nach Dunoon und sich der Anklage stellen, die gegen sie erhoben wird.«
Das durfte nicht wahr sein. Die Brust schnürte sich ihr so eng zu, dass sie nicht mehr atmen konnte. »Du willst ihnen helfen, indem du sie in die Hände eines Henkers auslieferst? Gütiger Gott, Jamie, sie werden sterben für das, was sie getan haben!«
Ruhig sah er ihr in die Augen. »Ich sagte dir bereits, dass mein Cousin versprochen hat, ihnen gegenüber fair – und nachsichtig – zu handeln.«
»Ich kenne Argylls Versprechen«, stieß sie verächtlich hervor. »Wird er sie genauso fair behandeln, wie er es mit Alasdair MacGregor getan hat? Hast du mich deshalb überredet, dir dabei zu helfen, sie gefangen zu nehmen, damit Argyll sie ebenfalls töten kann?«
Er packte sie am Arm, zog sie von ihrem Stuhl hoch und riss sie hart an sich. Sie konnte spüren, wie straff seine Muskeln waren und welche Hitze von seinem Körper ausstrahlte. Sein Gesicht verfinsterte sich vor kaum gezügelter Wut. »Verdammt, Caitrina, du weißt, dass ich damit nichts zu tun hatte!«
»Tue ich das?« Heftig drehte sie den Kopf weg und weigerte sich, ihn anzusehen. »Ich bin mir bei gar nichts mehr sicher.«
Er schwieg, doch das unheilvolle Zucken an seinem Kinn sagte ihr, dass er rasend vor Wut war. Doch das war ihr egal. Sie wollte, dass er sich genauso verletzt und verraten fühlte wie sie.
Seine Stimme war leise und bedrohlich. »Ich habe dich schon einmal gewarnt, dich meiner Pflicht nicht in den Weg zu stellen.«
Sie erinnerte sich: als er die Wachmänner ihres Vaters gefangen genommen hatte. »Das war etwas anderes.«
»War es das? Du sagtest, du vertraust mir. Ich glaube, vor noch gar nicht so vielen Stunden hast du sogar behauptet, dass du mich liebst.«
Wie konnte er es wagen, ihr ihre eigenen Gefühle vorzuwerfen, bei dem, was er vorhatte! »So einfach ist das nicht.«
»Ehrlich gesagt ist es das.« Er umfasste ihr Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. »Lieben kann man nicht halbherzig. Es bedeutet alles oder nichts. Entweder vertraust du mir – und meinem Urteilsvermögen – oder du tust es nicht.«
Er verlangte zu viel. Heiße Tränen traten ihr in die Augen. »Woher willst du das wissen? Du, der du so distanziert bist. Du, der niemanden braucht. Was weißt du schon von Liebe?«
»Genug.« Seine Stimme war scharf wie das Knallen einer Peitsche. »Obwohl ich mir gerade wünsche, es wäre nicht so.«
Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus und pochte dann umso heftiger. Eindringlich musterte sie sein Gesicht auf der Suche nach einem Riss in dieser unerbittlichen Fassade. »Was willst du damit sagen?«
»Verdammt, Caitrina, weißt du denn nicht, wie sehr ich dich liebe? So sehr, dass es beinahe nichts gibt, was ich nicht für dich tun würde. Aber ich kann nicht ändern, wer ich bin.«
Einen Augenblick lang schwelgte sie in dem überschäumenden Glücksgefühl. Er liebt mich. Die Worte, nach denen sie sich so gesehnt hatte …
Doch so sollte es nicht sein. Wenn sie sich ihre Liebe gestanden, dann sollte es vollkommen sein – ein Augenblick unvergleichlicher Nähe und Intimität –, es sollte sie nicht noch unsicherer machen. Ebenso wenig sollte es in Wut und Frustration ausgesprochen werden.
Stattdessen fühlte es sich an wie ein letztes Angebot. Sie
blinzelte die Tränen fort und wandte das Gesicht aus seinem Griff. »Ich wünschte, ich könnte das glauben.«
»Das kannst du.« Sanft hob er
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