Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
ihr Kinn an und untersuchte den Verband an ihrem Hals, um sicherzugehen, dass die Wunde nicht mehr blutete. »Weißt du denn nicht, wie ich mich gefühlt habe, als ich dich mit einem Messer an der Kehle sah? Noch nie in meinem Leben hatte ich solche Angst. Ich hätte dich verlieren können.«
»Es ist nichts«, meinte sie gleichgültig. »Nichts weiter als ein Kratzer.«
Seine Miene verhärtete sich. »Ich hätte dich niemals gehen lassen sollen, es war zu gefährlich.«
»Ich musste dort sein. Ich musste es erklären.«
»Deine Brüder werden es verstehen.«
»Wie kannst du das sagen?«
»Weil ich darauf vertraue, dass sich alles zum Besten wenden wird.«
Sie reckte das Kinn. »Ich teile dein Vertrauen nicht. Es ist das Leben meiner Brüder, das auf dem Spiel steht.« Die heftigen Gefühle erstickten ihre Stimme. »Ich habe sie doch gerade erst wiederbekommen. Bitte nimm sie mir nicht wieder fort!«
»Ich nehme sie dir nicht fort«, sagte er übertrieben geduldig, indem er jedes Wort mit äußerster Deutlichkeit aussprach. Es war offensichtlich, dass er kurz davor war, die Beherrschung zu verlieren. »Ich versuche, sie zu beschützen.«
»Und wie?«, fragte sie skeptisch. »Indem du sie verhaftest?«
»Solange sie sich in meinem Gewahrsam befinden, kann Colin nichts gegen sie unternehmen. Wenn es mir gelingt, ihre Namen reinzuwaschen, dann kann er ihnen endgültig nichts mehr anhaben. Wäre es dir lieber, wenn ich warten würde, bis mein Cousin gezwungen ist, seine Männer nach ihnen auszuschicken? Dein Bruder und seine Männer sind Gesetzlose –
sie können nicht ewig hierbleiben. Letzten Endes müssen sie sich dafür verantworten, was sie getan haben.«
Caitrina kam sich vor, als renne sie mit dem Kopf gegen eine Wand. Das Gesetz. Pflicht. Es war immer das Gleiche. »Ist das alles, was für dich zählt? Das Gesetz?« Sie hielt seinen Blick gefangen, denn sie wusste, woher sein starres Festhalten an Recht und Ordnung herrührte. »Du bist nicht dein Bruder, Jamie. Schade nicht meinen Brüdern, um die Erinnerung an deinen zu begraben.«
Bei der Anspielung auf Duncan zuckte er zusammen. In seinen Augen glühte es, und sie fragte sich, ob sie zu weit gegangen war. »Du weißt überhaupt nichts darüber, was mit Duncan geschehen ist. Das hat nichts mit meinem Bruder zu tun, nur mit den deinen. Ich dachte, du wolltest, dass Niall Ascog zurückbekommt.«
»Das tue ich.«
»Die einzige Möglichkeit, das zu erreichen, ist mit Hilfe meines Cousins.«
Sie wollte keine Rechtfertigung hören – selbst wenn ein Körnchen Wahrheit darin stecken könnte. »Es ist zu früh«, meinte sie stur.
Er durchbohrte sie mit seinem Blick. »Ich bitte dich, mir zu vertrauen.«
Wenn es doch nur so einfach wäre. »Das tue ich. Dein Cousin ist es, dem ich nicht vertraue. Nach dem, was er dir angetan hat, kann ich nicht glauben, dass du ihm noch vertraust. Gütiger Gott, was ist, wenn du dich irrst?«
»Das tue ich nicht.«
Sie hörte das unerschütterliche Vertrauen in seiner Stimme, doch es reichte ihr nicht. »Nun, es ist ein Risiko, das ich nicht eingehen will.«
Hart und unnachgiebig starrte er sie an, mit diesen graublauen Augen. »Ich fürchte, diese Entscheidung liegt nicht bei dir.«
Jamie wusste, dass seine Worte hart waren, aber sie musste ihn einfach verstehen. Caitrina war blind, was seinen Cousin betraf – vielleicht verständlicherweise, aber wenn sie seine Frau war, musste sie seine Loyalität für Argyll akzeptieren. Wie konnte sie behaupten, dass sie ihn liebte und ihm vertraute, wenn sie gleichzeitig den Mann, dem er seine Loyalität schenkte, für ein Ungeheuer hielt? Er hatte gedacht, dass sie anfing, an ihn zu glauben.
Ihr Vorwurf in Bezug auf seinen Bruder Duncan war unangebracht, aber er schmerzte dennoch.
Teufel nochmal, er musste hier raus! Niemand durchbrach seine Verteidigungsmauern so wie sie. Caitrina besaß die unheimliche Fähigkeit, ihn dazu zu bringen, sich entblößt und verwundbar zu fühlen. Ihn die Beherrschung verlieren zu lassen. Sie schürte seinen Zorn mit ihren Anschuldigungen und ihrem beständigen Mangel an Vertrauen. Was konnte er denn noch tun, um sich ihr zu beweisen? Er hatte ihr gesagt, dass er sie liebte, und doch war es scheinbar kaum zu ihr durchgedrungen.
Er vertraute darauf, dass er das Richtige tat, allerdings war er deshalb noch lange nicht taub gegenüber ihrem von Herzen kommenden Bitten. Er wusste einfach nicht mehr, wie er es ihr noch erklären
Weitere Kostenlose Bücher