Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
an.
Caitrina täuschte Begriffsstutzigkeit vor – einer ihrer bevorzugten Tricks. »Natürlich. Ich bringe Euch zu ihm.«
Er ergriff sie am Arm und drehte sie zu sich herum. »Wollt Ihr denn nicht wissen, worüber?«
Sorgfältig löste sie seine Finger einen nach dem anderen von ihrem Arm, dann lächelte sie. »Oh, ich habe nicht das geringste Interesse an den Gesprächen der Männer.«
»Dieses Gespräch wird Euch interessieren«, behauptete er und musterte sie erneut von Kopf bis Fuß. »Ihr seid schön, aber nicht zu schmal um die Hüften – das ist gut. Wir werden prächtige, starke Söhne haben.« Er warf sich in die Brust und erklärte mit der Überzeugung eines Königs: »Ich habe beschlossen, Euch zur Frau zu nehmen.«
Caitrina biss die Zähne zusammen und verkniff sich eine sarkastische Erwiderung. Es gab doch nichts Romantischeres, als mit einer schönen Zuchtstute verglichen zu werden! »Ihr seid zu liebenswürdig«, flötete sie. »Es ist wirklich eine Ehre, für eine solch illustre Position in Erwägung gezogen zu werden. Aber Ihr sprecht voreilig. Wir kennen uns doch kaum.«
Er machte einen Schritt auf sie zu. »Wir haben noch Zeit genug, uns kennenzulernen, wenn wir erst einmal verheiratet sind.«
Caitrina schluckte. Wie sie schon vermutet hatte, würde das hier nicht leicht werden. Sie musste sich etwas einfallen lassen … und zwar schnell. »Ich weiß ja kaum, was für ein Mann Ihr seid«, meinte sie, dann zögerte sie, als ihr eine Idee kam. »Und Ihr seid auch noch so jung.«
Er wurde wütend. »Ich bin Manns genug für Euch, meine Süße.« Er zog sie enger an sich. »Soll ich es Euch beweisen?«
Da war er. Ihr Ausweg. »Was für eine glänzende Idee! Beweist mir, dass Ihr mich beschützen könnt, wie es ein Ehemann sollte, indem Ihr den Wettbewerb im Bogenschießen am Ende der Woche gewinnt, und dann besprechen wir diese Heirat näher.«
Er hatte keine Chance. Rory MacLeod war der beste Bogenschütze in den Highlands. Der Chief der MacLeod hatte bereits zehn Jahre in Folge gewonnen – und war nur ein einziges Mal herausgefordert worden, vor zwei Jahren, von Alasdair MacGregor bei einer der seltenen Gelegenheiten, wenn der Geächtete bei den Spielen erschien.
MacNeil sah einen Augenblick lang verwirrt aus, doch sie konnte genau erkennen, wann ihm klar wurde, was er getan hatte. Dass seine Arroganz gegen ihn verwendet worden war. Sein Gesichtsausdruck wechselte von selbstgefälliger Überzeugung zu Wut. Sie hatte ihn überlistet, und er wusste es.
Mit vor Zorn sprühenden Augen machte er eine steife Verbeugung. »Dann also bis zum Ende des Wettbewerbs«, er bedachte sie mit einem berechnenden Blick, der beinahe schon bedrohlich war, »wenn ich kommen werde, um meinen Preis einzufordern.«
Sie sah ihm nach, wie er davonstürmte, und ein Schauer des Unbehagens durchlief sie. Ein Unbehagen, das wenige Augenblicke später nur noch schlimmer wurde.
»Guten Morgen, Prinzessin!«
Erschrocken zuckte Caitrina zusammen, denn sie erkannte diesen tiefen, rauchigen Tonfall sofort. Der Mann konnte einen zugefrorenen Loch mit der Hitze dieser sinnlichen Stimme schmelzen. So viel dazu, ihm aus dem Weg zu gehen. Sie blickte über die Schulter und sah Jamie Campbell, der im Türrahmen stand und die Zügel seines Pferdes hielt.
Prinzessin, ach wirklich! »Es ist bereits Mittag, und nennt mich nicht Prinzessin!« Er grinste, und Caitrina schalt sich selbst dafür, dass sie sich von ihm ärgern ließ. Argwöhnisch
kniff sie die Augen zusammen. »Habt Ihr nichts Besseres zu tun, als mir nachzuspionieren? Ein paar hilflose Frauen und Kinder erschrecken vielleicht?«
Er führte sein Streitross in eine Box, gab einem der Stallburschen Anweisungen und schritt dann auf sie zu. Sie fühlte sich aufgewühlt wie ein steuerloses birlinn im Sturm, als er näher kam. Er mochte zwar ein Teufel sein, aber er hatte das Gesicht eines Erzengels. Gutaussehend genug, dass sie sich wünschte, er wäre kein Campbell. Eindringliche blaugraue Augen, eine gebogene Nase, scharf gezeichnete Wangenknochen und einen breiten Mund über einem kräftigen, kantigen Kinn. Sie schien den Blick nicht von ihm abwenden zu können, angezogen von seiner dunklen Männlichkeit auf eine Art und Weise, die sie sich nicht erklären konnte. Eine Anziehungskraft, die in ihr widerhallte, die sie in jedem Zoll, jeder Faser ihres Körpers spürte. Seine Körpergröße, sein Gesichtsausdruck, sein furchteinflößender Ruf sollten eigentlich
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