Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
Kämpfen war vorbei, bevor es richtig angefangen hatte. Es gab nichts, was die Männer ihres Vaters tun konnten. Sobald die Soldaten einmal das Tor gestürmt hatten, war die Schlacht bereits gewonnen. Zu Caitrinas großer Erleichterung schienen die Eindringlinge nicht darauf aus zu sein anzugreifen, sondern schienen nach etwas zu suchen. Ganz offensichtlich waren sie in einer bestimmten Absicht hier.
Was wollten sie? Und wo waren ihr Vater und ihre Brüder?
Ihr Blick schweifte über den Burghof. Da. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes kamen ihr Vater und knapp zwei Dutzend seiner Wachmänner, darunter Malcolm und Niall, in Sicht, als sie aus der Waffenkammer stürzten. Sie hatten keine Zeit gehabt, sich vernünftig für die Schlacht zu
rüsten, und trugen nur die ledernen Wämser und Plaids, die sie bei ihren Waffenübungen trugen, anstelle von Kettenhemden und cotuns , aber wenigstens hatten sie sich die Zeit genommen, stählerne Helme aufzusetzen, um ihre Köpfe zu schützen. Und sie schienen gut bewaffnet zu sein.
Caitrina hörte die wütende Stimme ihres Vaters ertönen, als er dem Anführer der Campbells entgegentrat. Die beiden Männer lieferten sich ein Wortgefecht, doch es war schwer zu verstehen, was sie sagten. Einmal konnte sie deutlich hören, wie der Campbell sagte: »Wir wissen, dass er hier ist. Sagt uns, wo er ist, oder tragt die Konsequenzen.«
Von wem sprachen sie?
Der Campbell deutete zum Turm hoch und sagte etwas, wobei er das Gesicht in ihre Richtung wandte. Sie runzelte die Stirn. Das war seltsam. Er kam ihr irgendwie bekannt vor. Was auch immer er sagte hatte ihren Vater jedenfalls in Wut versetzt, und seine Wachmänner hinter ihm griffen drohend zu ihren Breitschwertern.
Ihr Herzschlag raste, denn die Situation geriet immer schneller außer Kontrolle.
Von dem Tumult aufgeschreckt hatten die Dienstboten in der Burg bemerkt, dass etwas nicht in Ordnung war, und der Saal begann, sich mit Menschen zu füllen. Gott sei Dank schien Mor, wie immer die Stimme der Vernunft, die aufsteigende Panik unter Kontrolle halten zu können.
Wie ein pensionierter General fing die alte Amme an, Befehle zu erteilen. »Beeilt euch«, wies sie ein paar junge Küchenmägde an. »Lauft in die Küche, und bringt das Holz für die Kochstelle und das Öl für die Lampen hoch.« Einer anderen befahl sie: »Bring mir alles Leinen, das du finden kannst.«
Caitrinas Brust krampfte sich zusammen, denn sie wusste genau, was Mor vorhatte. Es war etwas, das ihr Vater ihr unzählige Male eingebläut hatte: Wenn sie jemals angegriffen
werden sollten und das Tor gestürmt worden war, dann setzt die Außentreppe in Brand.
Nein! Ihre Reaktion war instinktiv. Vater, Malcolm und Niall waren noch da draußen. Schnell rannte sie zu Mor und ergriff ihren Arm. »Halt! Das können wir nicht tun. Sie haben sonst nichts, wo sie hinkönnen.«
Mor packte sie an den Schultern und schüttelte sie heftig. »Dein Vater und deine Brüder kommen schon allein zurecht. Sie können in die Hügel fliehen und sich in den Höhlen verstecken, wenn es nötig ist. Aber sie werden nicht fliehen, solange du nicht in Sicherheit bist.«
Caitrina schüttelte den Kopf. Das konnte sie nicht tun. »Aber …«
»Sie erfüllen ihre Aufgabe, Caitrina. Und du musst die deine erfüllen.« Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern und deutete mit den Augen bedeutsam zu jemandem auf der anderen Seite des Raumes. »Denk an den Jungen.«
Brian .
Mit angehaltenem Atem blickte sie wild um sich und entdeckte ihn, wie er aus dem Treppenhaus in den Saal stürmte und ein riesiges Schwert in der Hand hielt, das sein Vater in seinem Arbeitszimmer aufbewahrte. Es wäre ein lustiger Anblick gewesen, wenn es nicht so schreckenerregend wäre. Er schoss durch den Saal auf die Tür zu. Da sie ahnte, was er vorhatte, hastete Caitrina ihm nach und erwischte ihn am Arm. »Halt, Brian, du kannst da nicht hinausgehen!«
Er versuchte, sich loszureißen. »Lass mich los, Caiti!«
Er wirkte viel älter als seine zwölf Jahre. Sie sah den störrischen Ausdruck in seinem Gesicht und schaltete schnell, als ihr klar wurde, dass sein junger, männlicher Stolz auf dem Spiel stand. »Wir brauchen dich hier drinnen. Wenn du gehst, dann ist niemand da, der uns beschützt.«
Sein Blick glitt durch den Raum hinter ihr, über das Dutzend verängstigter Frauen und Kinder. Zu dieser Tageszeit
waren die meisten Männer draußen beschäftigt und übten sich in ihren Kampfkünsten.
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