Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
schwachen rosigen Hauch, der ihr in die Wangen stieg.
Sie wandte sich zu ihm um, und ihre Blicke trafen sich zum ersten Mal seit dem Morgen. »Es ist unhöflich, jemanden so anzustarren.«
Jamie musste lächeln, unlogischerweise erfreut darüber, dass sie ihre scharfe Zunge nicht verloren hatte. Die ernste Miene hatte ihn stärker beunruhigt, als ihm bewusst gewesen war. Fragend hob er die Augenbraue. »Habe ich dich denn angestarrt?«
»Ja, das hast du.«
Ohne Reue zuckte er die Schultern. »Du bist sehr schön.«
Das Kompliment prallte von ihr ab. »Und ist es dir wichtig, eine schöne Frau zu haben?«
Er lächelte. »Natürlich schadet es nicht.« Langsam fuhr er mit dem Finger den Rand seines Kelches nach. Er wusste, worauf sie anspielte. »Aber wenn du damit meinst, dass es nur deine Schönheit ist, die mich angezogen hat, dann täuscht du dich. Ich kenne viele schöne Frauen.«
Sie wollte ihm keine Beachtung schenken, doch die Neugier war offensichtlich stärker. »Warum dann?«
Er zögerte und suchte nach den richtigen Worten. »Du faszinierst mich mit deiner Kühnheit und deinem Temperament. Ich habe noch nie eine Frau wie dich getroffen.«
»Du meinst, wenn ich fügsam und zurückhaltend wäre, hättest du dich nicht für mich interessiert?«
Sie sah so angewidert aus, dass er lachen musste. »Wahrscheinlich. Vielleicht solltest du es einmal versuchen.«
Ihre Augen verengten sich. »Ha! Das wird nicht funktionieren.
Du kannst versichert sein, dass du dir eine kratzbürstige Ehefrau ausgesucht hast. Du bist ja noch schlimmer als meine Brü …« Mit weit aufgerissenen Augen brach sie ab, als ihr jäh bewusst wurde, was sie beinahe gesagt hätte.
Er nahm ihre Hand, glücklich darüber, dass sie sie ihm nicht wieder entzog. »Haben deine Brüder dich damit oft aufgezogen?«, fragte er sanft.
Sie nickte, und Tränen des Kummers schwammen in ihren Augen.
Sie tat ihm von ganzem Herzen leid. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es sein musste, an einem einzigen Tag die ganze Familie zu verlieren. Dass der Schmerz sie nicht gebrochen hatte, war Beweis genug für ihre Stärke. »Du musst sie sehr vermissen.«
»Das tue ich«, bestätigte sie leise.
Er würde alles dafür geben, wenn er sie ihr zurückbringen könnte, doch das war das Einzige, was er nicht tun konnte. »Ich wünschte, Lizzie hätte heute hier sein können. Ich würde sie dir gerne vorstellen.«
»Deine Schwester?«
Er nickte.
»Wo ist sie?«
»Auf Castle Campbell.« Seine Miene verfinsterte sich. »Ich hielt es für zu früh und glaube, dass sie in den Lowlands sicherer ist.« Auf ihren fragenden Blick hin fügte er eine Erklärung hinzu. »Als ich nach Dunoon zurückkehrte, nachdem ich Ascog verlassen hatte, entdeckte ich, dass Lizzie, die eigentlich vor mir hätte ankommen sollen, noch nicht dort war. Sofort brach ich nach Castle Campbell auf und entdeckte, dass die MacGregors versucht hatten, sie zu entführen – um mich zu erpressen.«
Caitrina verbarg ihre Erschütterung nicht und sog heftig den Atem ein. »Das ist ja schrecklich. Sie muss entsetzliche Angst gehabt haben.«
Jamie runzelte die Stirn. Das hätte sie tatsächlich, doch seltsamerweise hatte sich seine Schwester überraschend ungerührt gezeigt. Es war ihm merkwürdig erschienen, aber er hatte keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken, da sein Wachmann mit der Nachricht angekommen war, dass sich die MacGregors bei Ascog aufhielten. »Sie hatte Glück. Eine Gruppe Männer war in der Gegend, die die Gesetzlosen vertrieb und den Angriff vereitelte. Lizzie war verängstigt, blieb aber unversehrt.«
Caitrina schwieg einen Augenblick lang. »Das war die Angelegenheit, um die du dich gekümmert hast, als dein Bruder und seine Männer nach Ascog kamen?«
Er sah ihr in die Augen. »Ja. Nur weil ein Wachmann, der meinem Bruder die Nachricht brachte, beschloss, mir nach Castle Campbell zu folgen, erfuhr ich überhaupt, was geschah. Ich wünschte nur, ich hätte es früher erfahren.«
»Ich auch«, meinte sie leise und senkte den Blick.
Er betrachtete ihren gesenkten Kopf, das seidige Haar, das wie schwarzes Ebenholz im Kerzenlicht schimmerte, und wünschte sich, ihren Kopf an seine Schulter zu ziehen und ihr zu sagen, dass alles gut werden würde, doch er wusste, dass es das für sie nicht mehr sein konnte. Nichts konnte diesen Tag rückgängig machen und ihr ihre Familie zurückgeben. Ebenso wenig konnte er die Rolle ändern, die sein Clan bei ihrem Tod gespielt
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