Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
tief in dir aufnimmst. Immer und immer wieder.« Furchteinflößend trat er einen Schritt näher, und sie konnte den Zorn fühlen, der von ihm ausstrahlte. »Wenn du mich reitest, bis du kommst.«
Bei der brutalen Ehrlichkeit seiner Worte zuckte sie zusammen. »Wie kannst du es wagen!« Heiße Scham stieg ihr in die Wangen. Ihre Leidenschaft – ihr Hunger – nach ihm beschämte sie. Sie war alles verzehrend, wild und hemmungslos.
»Es gibt nichts, wofür du dich schämen müsstest«, sagte er sanfter. »Ich liebe deine Leidenschaft.«
Aber was fühlst du für mich? Sie wünschte, sie könnte seine Gedanken lesen. Es war deutlich, dass er wütend auf sie war, weil sie ihm nicht blind vertraute. Aber was wusste sie denn wirklich über ihn, außer dem, was sie im Bett von ihm wusste? Sie sah ihn doch tagsüber kaum. Er hielt sich so auf Distanz zu ihr – abgesehen von jenem Morgen nach ihrer Hochzeit. Damals hätte sie beinahe glauben können … Sie wandte sich ab, und ein heftiger Kloß erstickte ihre Stimme. »Was willst du von mir? Ich habe dich geheiratet, ich komme bereitwillig in dein Bett, genügt das denn nicht?«
Er zuckte zurück, als habe sie ihn geschlagen. »Nein. Ich denke nicht, dass das genügt.«
Das hier lief alles falsch. Wie konnte sie ihm erklären, dass sie ihm vertraute, nur eben nicht so vollständig, wie er es wollte?
»Was du verlangst, geschieht nicht über Nacht. Es braucht Zeit.«
»Natürlich.« Die Kälte in seiner Stimme hätte einen Loch im Hochsommer gefrieren lassen können. »Vielleicht brauchen wir beide mehr Zeit.«
Was meinte er damit? Sie sah ihm nach, wie er, den breiten, muskulösen Rücken gestrafft, den Hügel hochging, und wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wollte ihn zurückrufen, aber sie wusste nicht, was sie sagen konnte, um es wiedergutzumachen.
Nach ein paar Minuten folgte sie ihm und verbrachte den Rest des Tages damit, den Aufräumarbeiten zu folgen und
ihrem Ehemann sorgsam aus dem Weg zu gehen. Als es Zeit für sie wurde, zur Burg zurückzukehren, wurde sie von ein paar seiner Männer begleitet.
Beim Abendmahl war er höflich, aber distanzierter als gewöhnlich. Erst später erkannte sie, wie distanziert er wirklich war.
In dieser Nacht, zum ersten Mal, seit sie verheiratet waren, kam Jamie nicht in ihr Bett.
Sie krampfte die Finger in das leere Kissen an ihrer Seite und sagte sich, dass es nicht von Bedeutung war, dass sie dankbar war für die Gelegenheit nachzudenken; doch der dumpfe Schmerz in ihrer Brust sprach eine andere Sprache.
Hatte sie ihn diesmal endgültig von sich gestoßen? Oder gab er ihr einfach nur die Zeit, von der sie behauptet hatte, dass sie sie brauchte, und von der sie nun nicht mehr sicher war, dass sie sie wollte?
14
E in paar Tage später kniete Caitrina auf dem Fußboden des Saals und versuchte den Blick auf den rußbefleckten Stein zu konzentrieren anstatt darauf, was über ihr vorging, während die Männer die riesigen Balken, die das neue Dach stützen sollten, nach oben hievten. Lange Holzbretter waren auf die steinernen Balkenträger gelegt worden und würden später die Böden der oberen Stockwerke stützen, doch im Moment dienten sie als behelfsmäßiges Baugerüst. Mithilfe von mehreren Leitern und Seilen wurden die Balken ungefähr dreißig Fuß hoch zur Spitze des offenen Turms hinaufgezogen.
Sie konnte nicht anders, als besorgt zu sein – obwohl sie sich auf festem Boden befand. Zum Glück hatte der Steinfußboden des Saals – der über den Küchengewölben erbaut war – keinen nennenswerten Schaden genommen. Nicht einmal der angenehme Geruch von frisch geschnittenem Holz konnte ihre Unruhe besänftigen. Es war eine gefährliche Arbeit, und sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass jemand verletzt werden könnte. Nachdem sie in den letzten Tagen mit ihren Clansleuten Seite an Seite gearbeitet hatte, kannte sie so viele von ihnen, und der Gedanke, dass etwas passieren könnte … Sie wollte gar nicht erst darüber nachdenken, was alles schiefgehen konnte.
Denn da der Winter schnell näher rückte, mussten sie zügig arbeiten. Durch die kurzen Tage, gepaart mit dem immer wieder einsetzenden Nieselregen, waren die Arbeitsbedingungen nicht gerade ideal.
Im Hinterkopf wusste sie, dass Jamie das für sie tat. Normalerweise wäre der Wiederaufbau bis zum Frühjahr verschoben worden, aber er wusste, wie sehr sie es sich
wünschte – nay , es brauchte –, Ascog wieder in altem Glanz erstrahlen
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